Additive Fertigung
Ein neuartiger 3D-Drucker verwandelt regionale Abfälle in nachhaltige Produkte. Der Drucker kann fast alle Reststoffe verarbeiten. Unternehmen können den Drucker testen und ihr Material analysieren lassen.
3D-Druck aus Reststoffen: So entstehen nachhaltige Werkstücke
In einem Reallabor in Freiberg wird getestet, wie regionale Reststoffe zu neuen Produkten verarbeitet werden können – mithilfe eines modernen 3D-Druckers. Im Reallabor SAMSax der TU Bergakademie Freiberg steht dafür ein neuartiger Binder-Jetting-Drucker zur Verfügung, der aus Reststoffen funktionsfähige Werkstücke herstellt.
In den vergangenen Jahren hat das Projektteam bereits verschiedene Anwendungen entwickelt. Zum Beispiel eine Bühnendekoration aus Miscanthusgras oder Tischgestelle aus recyceltem Jeansstaub. Auch Holzspäne und -staub aus Sägewerken, Spreustroh aus Erntemaschinen, Haselnussschalen aus der Nahrungsmittelindustrie, Erodierschlämme aus der Metallbearbeitungs- und Fertigungsbranche und mineralische Reststoffe aus dem Bergbau wurden schon getestet.
Der Drucker, der seit kurzem im Einsatz ist, verfügt über einen Druckraum von einem Kubikmeter und kann mit bis zu acht Druckköpfen mit jeweils über 1.000 Druckdüsen und vier verschiedenen Tinten gleichzeitig arbeiten. Damit lassen sich nahezu alle denkbaren Materialien bearbeiten. Die gedruckten Werkstücke trocknen direkt im Drucker und können anschließend weiterverarbeitet werden.
„Mit dem neuen 3D-Drucker kommen wir unserem großen Ziel noch näher, eine nachhaltige und ökologische Wertschöpfung für die sächsische Industrie zu ermöglichen“, sagt Henning Zeidler, Professor für Additive Fertigung an der TU Bergakademie Freiberg.
Testmöglichkeiten für Unternehmen
Das Reallabor richtet sich vor allem an kleine und mittlere Unternehmen (KMU), die neue Technologien erproben wollen. Nach dem Prinzip „Test before Invest“ können Unternehmen die Möglichkeiten des 3D-Drucks sowie die Verarbeitung ihrer eigenen Reststoffe vor Ort testen, ohne in eigene Maschinen investieren zu müssen.
Gleichzeitig stellt das Reallabor Informationen über eine digitale Wissensplattform zur Verfügung. Dort finden Unternehmen Daten zu stofflichen Zusammensetzungen, Technologien und Prozessketten. Die Plattform dient außerdem der Weiterbildung von Mitarbeitenden und der Vernetzung innerhalb der Region. „So werden nicht nur geeignete Roh- und Reststoffe in den sächsischen kleinen und mittleren Unternehmen als Potenziale identifiziert, sondern auch die sächsischen Industrieunternehmen untereinander und mit der Forschung vernetzt“, erklärt Zeidler.
Förderung durch das Land Sachsen
Das Projekt SAMSax wird seit April 2022 vom Sächsischen Staatsministerium für Landesentwicklung mit rund 1,7 Millionen Euro gefördert. Ziel der Förderung ist es, die Sichtbarkeit nachhaltiger Ansätze zu erhöhen und die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Wirtschaft zu stärken.
Neben der TU Bergakademie Freiberg sind die Technischen Universitäten Chemnitz und Dresden beteiligt. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit der beteiligten Professuren ermöglicht es, unterschiedlichste Reststoffe aus Industrie und Landwirtschaft zu untersuchen und deren Potenziale für die additive Fertigung zu erschließen.