Chance für Werften

Wohin mit alten Schiffen? Mecklenburg-Vorpommerns Umweltminister sieht im Schiffsrecycling Chancen für die heimischen Werften. Derzeit muss bei 16 Schiffen zwischen Abwracken und Reparieren entschieden werden.

Backhaus: Schiffsrecycling bietet Chancen für MV


Mecklenburg-Vorpommerns Umweltminister Till Backhaus (SPD) sieht im Recycling alter Schiffe Chancen für die Werften im Land. „Die Werften in MV wären dazu technisch sicherlich in der Lage, besitzen aber nicht die behördliche Zulassung“, sagte Backhaus am Donnerstag im Rahmen der Landtagssitzung in Schwerin. 

Derzeit sind nach Angaben der zuständigen Landesämter 16 Schiffe bekannt, bei denen zwischen Abwracken und Reparieren entschieden werden muss. Dabei handelt es sich vor allem um Fischereifahrzeuge, aber auch um Fahrgastschiffe. „Wenn wir uns zum Beispiel die in MV gelisteten rund 570 Fischereiboote anschauen – etwa zwei Drittel davon sind älter als 20 Jahre, einige auch älter als 70 Jahre – erwarten wir hier in den kommenden Jahren weiteren Abwrackungsbedarf“, sagte Backhaus.

Schiffsrecycling in Stralsund geplant

In Deutschland gibt es noch keine nach EU oder Bundesrecht zugelassene Schiffsrecyclinganlage. Allerdings wird derzeit die 4. Bundes-Immissionsschutzverordnung überarbeitet und dabei das Schiffsrecycling als eigene Genehmigungsziffer erweitert. „Die Genehmigungsbehörden in ganz Deutschland beschreiten hier Neuland“, betonte Backhaus.

Bundesweit seien fünf Anträge auf Genehmigung einer Schiffsrecyclinganlage in vier Bundesländern in Bearbeitung, so der Minister. Eine der Anlagen ist in Mecklenburg-Vorpommern in Stralsund geplant. Auf dem Gelände der dortigen Volkswerft will das Bremer Unternehmen Leviathan eine entsprechende Anlage in Betrieb nehmen.

Problem auch für Häfen

Auch die Hafenkapitäne in Deutschland hatten bereits auf das Problem fehlender Abwrackanlagen in Deutschland aufmerksam gemacht. Fast jeder Hafen habe mit Schrottschiffen zu kämpfen, sagte Stephan Berger, Vorsitzender des Verbandes Deutscher Hafenkapitäne (VDHK), im November. Es sei wichtig, endlich gesetzliche Grundlagen für die Entsorgung zu schaffen.

Derzeit werden Hochseeschiffe fast ausschließlich in Bangladesch, Indien und Pakistan abgewrackt, wo die Umwelt- und Arbeitsschutzauflagen sowie die Kosten deutlich niedriger sind als in Europa. Dank weltweit einheitlicher Regeln für ein sicheres und umweltgerechtes Schiffsrecycling ab Mitte 2025 dürfte nach Ansicht der Branche auch die Wettbewerbsfähigkeit der Abwrackwerften in der EU steigen.

320°/dpa

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