Transformationsprozess

Überraschend will BP seine Raffinerietochter Ruhr Oel verkaufen. Der Energiekonzern wirbt mit der bereits begonnenen Transformation: Die Raffinerie könne auch Biokraftstoffe produzieren und Kunststoffe recyceln.

Verkauf von Ruhr Oel: Kunststoffrecycling statt Ölraffinerie?


Der britische Mineralölkonzern BP plant überraschend den Verkauf seiner Raffinerietochter Ruhr Oel GmbH mit rund 2.235 Beschäftigten. Ziel ist es, noch in diesem Jahr verbindliche Verkaufsvereinbarungen abzuschließen. Die Raffinerie in Gelsenkirchen produziert Kraftstoffe, Heizöle und petrochemische Grundstoffe. Darüber hinaus habe sie auch das Potenzial, „in Zukunft Biokraftstoffe zu produzieren und in das Kunststoffrecycling einzusteigen“, wie der Energiekonzern betont.

Erst vor knapp einem Jahr hatte BP eine Neuaufstellung des Standorts angekündigt, die mit einem Kapazitäts- und Stellenabbau verbunden sein sollte. Die 2024 eingeleitete und in der Umsetzung befindliche Transformation habe dazu beigetragen, die Komplexität zu reduzieren und die Verarbeitungskapazitäten anzupassen, erklärt BP. In den vergangenen Jahren sei zudem das Stromnetz erneuert und eine unabhängige Dampfversorgung aufgebaut worden.

Zwei Raffineriestandorte in Gelsenkirchen

Doch nun sieht der Konzern in einem Verkauf die beste Option. „In einem sich rasant entwickelnden Energiemarkt wollen und müssen wir uns fokussieren“, erklärte Patrick Wendeler, Vorstandsvorsitzender der BP Europa SE. „Nach eingehender Prüfung sind wir zu dem Schluss gekommen, dass die Ruhr Oel GmbH unter einem neuen Eigentümer ihr volles Potenzial entfalten kann.“

Ruhr Oel betreibt in Gelsenkirchen zwei Raffineriestandorte, an denen Kraftstoffe, Heizöle und petrochemische Grundstoffe hergestellt werden. Zum Unternehmen gehören außerdem ein Tanklager in Bottrop, das Spezialchemieunternehmen DHC Solvent Chemie in Mülheim an der Ruhr sowie Beteiligungen an Pipelines und dem Großtanklager Maatschap Europort Terminal (MET) in Rotterdam.

Die Stadt Gelsenkirchen hat die Verkaufspläne „mit großem Interesse und Sorge zur Kenntnis genommen“. Oberbürgermeisterin Karin Welge (SPD) hofft, dass ein Eigentümerwechsel zu einer dauerhaften Standort- und Beschäftigungssicherung beitragen kann. Es gehe um den langfristigen Erhalt von mehr als 1.500 Industriearbeitsplätzen.

Die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) sieht die Ankündigung kritisch. „Für die Beschäftigten, aber auch für die Stadt und die gesamte Region ist das keine gute Nachricht, weil damit große Unsicherheit verbunden ist“, sagte Thomas Steinberg, Leiter des IG-BCE-Bezirks Gelsenkirchen.

320°/dpa/re

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