CO2-Bilanz

Schlacken aus der Müllverbrennung haben ökologische Vorteile gegenüber Primärbaustoffen. Das zeigt eine neue Studie. Demnach weisen Schlacken eine negative CO2-Bilanz auf.

Studie belegt: Aufbereitung von MVA-Schlacken ist klimafreundlich


Schlacken aus der Müllverbrennung sind eine klimafreundliche Alternative zu Primärbaustoffen. Das zeigt ein aktuelles Gutachten des Instituts für Circular Resource Engineering and Management (CREM) der Technischen Universität Hamburg im Auftrag der Interessengemeinschaft der Aufbereiter und Verwerter von Müllverbrennungsschlacken (IGAM).

Das Gutachten untersuchte die CO2-Bilanz der Aufbereitung von Schlacken aus Hausmüllverbrennungsanlagen (HMV-Anlagen). Das Ergebnis: Bei der Aufbereitung der Schlacke entstehen durchschnittlich 2,99 Kilogramm CO2-Äquivalente (CO2e) pro Tonne, wenn erneuerbarer Strom eingesetzt wird. Bei Verwendung des durchschnittlichen deutschen Strommixes sind es 4,2 Kilogramm CO2e pro Tonne. Zum Vergleich: Beim Abbau von natürlichen Baustoffen wie Sand und Kies entstehen zwischen 3 und 7 Kilogramm CO2e pro Tonne.

Hinzu kommt ein weiterer positiver Effekt: Durch die sogenannte Karbonatisierung wird atmosphärisches CO2 mineralisch in der Schlacke gebunden. Pro Tonne Schlacke werden so der Atmosphäre 23 Kilogramm CO2 entzogen. Unter Berücksichtigung der Karbonatisierung ergibt sich je nach Strommix eine negative CO2-Bilanz von -18,8 bis -20,0 Kilogramm CO2e pro Tonne Schlacke. Aufgrund dieser negativen Emissionswerte ist ein klimaneutraler Transport möglich, was bei Naturbaustoffen nicht der Fall wäre.

Weitere Gutschriften aus der Metallrückgewinnung

Ein zusätzlicher Pluspunkt für die Umwelt ergibt sich durch die Rückgewinnung von Metallen aus der HMV-Schlacke. Pro Tonne recycelter Eisenmetalle werden laut Gutachten 1.548,7 Kilogramm CO2e eingespart, bei Nichteisenmetallen sind es sogar 2.471 Kilogramm CO2e pro Tonne. „Werden diese Gutschriften aus der Metallrückgewinnung auf die behandelte Menge
Schlacke bezogen, ergibt sich ein gesamter CO2-Fußabdruck von ca. -205 kg CO2e
pro Mg behandelte Schlacke“, erklärt die IGAM. Wichtig ist dabei allerdings eine klare Zuordnung der Gutschriften, um Doppelzählungen zu vermeiden.

„Die Nutzung von HMV-Schlacke als Baustoff schließt Materialkreisläufe, reduziert die Abhängigkeit von Primärrohstoffen und trägt aktiv zum Klimaschutz bei“, fasst IGAM-Vorstandsvorsitzender Dieter Kersting die Ergebnisse zusammen. Deshalb sollten die Potenziale der Verwertung von HMV-Schlacke im Straßen- und Tiefbau sowie im Bauproduktbereich ausgeschöpft werden. „Hierfür bedarf es einer zeitnahen praxisgerechten Überarbeitung der Ersatzbaustoffverordnung und einer Anpassung der Regulatorik im Bauproduktebereich im Sinne der Kreislaufwirtschaft“, so Kersting.

Zudem sei eine umfassende Regelung zum Abfallende, die unter anderem alle Materialklassen nach EBV einschließt, „geboten wie fachlich begründet“. Nicht zuletzt müssten die Pflichten der öffentlichen Hand zur nachhaltigen Beschaffung durch eine Anpassung des Paragrafen 45 Kreislaufwirtschaftsgesetz verstärkt werden.

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