Klimawandel

Europa erwärmt sich in Rekordtempo und sehr viel stärker als der Rest der Welt. Das zeigt der neue Klimabericht für 2024. Die Ergebnisse des Berichts seien „extrem dramatisch

Klimabericht 2024: Rekordwärme und Wetterextreme in Europa


Europa ist der Kontinent, der sich am schnellsten erwärmt. Zu diesem Ergebnis kommt der jüngste Bericht über den Zustand des Klimas in Europa im Jahr 2024, den der Klimadienst des EU-Programms Copernicus und die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) gemeinsam veröffentlicht haben.

Demnach lag die Durchschnittstemperatur in Europa im vergangenen Jahr dramatische 2,92 Grad über dem vorindustriellen Niveau. Weltweit waren es „nur“ 1,55 Grad. Die Ergebnisse des Klimaberichts seien „extrem dramatisch“, sagt Klimaforscher Mojib Latif.

Vor allem in Mittel-, Ost- und Südosteuropa herrschte im vergangenen Jahr Rekordhitze. Mehrere Faktoren begünstigen die starke Erwärmung: der hohe Anteil der sich schnell erwärmenden Landflächen in der Arktis, der Rückgang der klimaabkühlenden Aerosole in der Luft sowie Veränderungen in der atmosphärischen Zirkulation, die sommerliche Hitzewellen begünstigen.

„Je weniger Dreck in der Luft ist, umso weniger wird die Sonnenstrahlung zurückreflektiert – und umso wärmer kann es in Europa werden“, erklärt Latif. Paradoxerweise trägt also auch die immer bessere Luftqualität hierzulande zur Erwärmung bei.

Besondere Verantwortung für Europa

Dass der Mensch den Klimawandel verursacht und weiter anfacht, steht dabei außer Frage. „Die klimaschädlichen Treibhausgase aus fossilen Energieträgern müssten runter“, fordert Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). Der steigende Anteil erneuerbarer Energien von inzwischen 45 Prozent am Strommix stimme zwar optimistisch. „Es ist aber entscheidend für unsere Zukunft, dass wir kurzsichtigen Interessen der fossilen Lobby widerstehen und die europäischen Klimaziele ohne Verzögerung umsetzen.“

Denn schon heute sind gravierende Folgen des Klimawandels spürbar: Hitzestress-Tage und Tropennächte mit Temperaturen über 20 Grad nehmen in Europa zu. Die durchschnittliche Oberflächentemperatur der europäischen Meere lag 2024 0,7 Grad höher als im langjährigen Mittel. Und auch Wetterextreme wie Stürme, Starkregen und Überschwemmungen fordern ihren Tribut: Mindestens 335 Menschen kamen im vergangenen Jahr dadurch ums Leben, 413.000 litten unter den Folgen.

„Jeder zusätzliche Bruchteil eines Grades beim Temperaturanstieg ist von Bedeutung, da sich dadurch die Risiken für unser Leben, unsere Wirtschaft und unseren Planeten erhöhen“, mahnt WMO-Generalsekretärin Celeste Saulo.

320°/dpa/re

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