BDE-Positionspapier

Die Textilproduktion hat sich in den vergangenen 20 Jahren verdoppelt, während die Nutzungsdauer dramatisch gesunken ist. Das Textilrecycling leidet vor allem unter einer fehlenden Finanzierung. Der BDE fordert politische Unterstützung.

Textilrecycling: „Es droht der textile Kollaps“


Fast Fashion und wegbrechende Absatzmärkte haben die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für Textilrecycler deutlich verschlechtert. „Die Fakten sind erschreckend: Die Textilproduktion hat sich in den letzten 20 Jahren verdoppelt, während die Nutzungsdauer um 40 Prozent gesunken ist“, sagt Inga Noll, Vorsitzende des BDE-Arbeitskreises Alttextilien. „Fast Fashion und der Online-Handel befeuern diese Entwicklung.“

Zwar funktioniere die Sammlung von Alttextilien hierzulande grundsätzlich, „doch wir haben massive Probleme bei der Finanzierung und beim Aufbau einer leistungsfähigen Recyclingstruktur“, so Noll. „Wenn wir jetzt nicht handeln, droht der textile Kollaps.“

„Die Textilbranche steht an einem Scheideweg“, warnt auch BDE-Präsidentin Anja Siegesmund. „Entweder wir setzen jetzt die Weichen für eine ressourcenschonende Zukunft oder wir riskieren, in Textilbergen zu versinken.“

Drei Handlungsfelder

Der BDE hat vor diesem Hintergrund ein Positionspapier veröffentlicht, das den Weg zu einer textilen Kreislaufwirtschaft aufzeigen soll. Relevant sind demnach drei Handlungsfelder:

  • Gesicherte Finanzierung

Eine grundlegende Veränderung der finanziellen Absicherung aller Entsorgungsprozesse, von der Sammlung bis zum Recycling, ist unerlässlich, so der BDE. Der Verband setzt dabei auf die erweiterte Herstellerverantwortung (EPR), die aus seiner Sicht eine Schlüsselrolle spielt, um nachhaltige Geschäftsmodelle zu fördern und den Aufbau einer leistungsfähigen Infrastruktur zu unterstützen. Hier sei die Politik gefordert.

  • Funktionsfähiger Rezyklatmarkt

Ohne Nachfrage nach recycelten Materialien läuft die Kreislaufwirtschaft ins Leere. Der BDE plädiert daher für flexible Mindestrezyklatquoten, eine verstärkte Nutzung nachhaltiger Textilien in der öffentlichen Beschaffung und klare politische Anreize. Gleichzeitig müssten Importe minderwertiger Rezyklate unterbunden werden.

  • Recyclinggerechtes Produktdesign

Schließlich fordert der Verband, dass neue Textilien von vornherein auf Langlebigkeit und Recyclingfähigkeit ausgelegt werden. Nötig seien verbindliche ökologische Mindeststandards, die den Einsatz von langlebigen Materialien und Recyclingfasern vorschreiben. Verbundwerkstoffe und Zusatzstoffe, die das Recycling erschweren, sollten tabu sein.

Grafik: picture alliance/dpa-Infografik

Mehr für Forschung und Entwicklung

Da Textilien aufgrund fehlender Technologien und Absatzmärkte im industriellen Maßstab bislang kaum recycelt werden können, fordert der BDE gezielte Investitionen in Forschung und Entwicklung sowie marktwirtschaftliche Anreize. Die Hersteller sollten künftig nicht nur ein recyclinggerechtes Design realisieren, sondern auch verstärkt auf den Einsatz recycelter Materialien setzen.

320°/re

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