Kreislaufwirtschaft

Jedes Jahr landen Millionen Matratzen im Müll. Nach einem Vorstoß aus Hessen fordert nun auch der Bundesrat eine Lösung – und nimmt dabei Hersteller und EU in die Pflicht.

Bundesrat fordert Recyclinginitiative für Matratzen


Der Bundesrat fordert eine grundlegende Reform im Umgang mit alten Matratzen. In einer am Freitag verabschiedeten Entschließung fordert die Länderkammer die Bundesregierung auf, das Recycling alter Matratzen künftig zu ermöglichen. Hintergrund ist der Umstand, dass in Deutschland jedes Jahr rund acht Millionen alte Matratzen überwiegend verbrannt werden, da sie meist Flammschutzmittel und andere Chemikalien enthalten, die das Recycling von Schaumstoffen erschweren.

Die Länder folgten damit einem entsprechenden Antrag des Bundeslandes Hessen. In der Entschließung fordert die Länderkammer die Bundesregierung auf, sich in Brüssel für den Erlass einer Regelung nach der Ökodesign-Verordnung einzusetzen. Diese Verordnung ermöglicht es, verbindliche Anforderungen an die Gestaltung von Produkten zu stellen, um deren Umweltauswirkungen zu minimieren. Der Vorstoß zielt darauf ab, Schadstoffe in Matratzen unionsweit zu regulieren und durch recyclingfähige Alternativen zu ersetzen, ohne die Brandschutzanforderungen zu schwächen. Ein entscheidender Vorteil ist aus Sicht der Länder auch, dass die Regelung auch für importierte Waren gilt.

Hersteller in der Verantwortung

Damit eine ausgediente Matratze jedoch als wertvoller Rohstoff zurückkehren kann und nicht auf dem Müll landet, müsse sie „sauber und trocken in der Recyclinganlage ankommen“, so die Länderkammer. Um dies zu gewährleisten, fordert der Bundesrat die Einführung einer erweiterten Herstellerverantwortung (englisch: Extended Producer Responsibility, EPR) für Matratzen. Dieses Prinzip ist bereits für Batterien oder Verpackungen gesetzlich verankert.

Folgt man dem Vorschlag, müssten die Hersteller künftig das Recycling ihrer Produkte organisieren und finanzieren. Flankiert werden soll diese Maßnahme durch die Einführung eines digitalen Produktpasses. Dieser Pass würde detaillierte Informationen über die Zusammensetzung einer Matratze liefern und so die Sortierung und das Recycling erleichtern.

Dass ein solches System funktionieren kann, beweisen die Nachbarstaaten. Frankreich, Belgien und die Niederlande haben bereits erfolgreich ein Matratzenrecycling etabliert. Durch klare gesetzliche Regelungen und den Aufbau einer getrennten Sammlung wurden dort die Weichen für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft in diesem Sektor gestellt. Von diesen Erfahrungen könne auch Deutschland profitieren, so die Überzeugung im Bundesrat.

320°/re

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