R-Rhenania-Verfahren

Ein neues Verfahren macht aus 50.000 Tonnen Klärschlamm 15.000 Tonnen hochwirksamen Dünger. Die Technologie basiert auf einer Entwicklung der Bundesanstalt für Materialforschung (BAM) und wird nun erstmals großtechnisch umgesetzt.

Neue Anlage startet mit Phosphorrecycling


Ein neues Verfahren zum Phosphorrecycling könnte die deutsche Kreislaufwirtschaft entscheidend voranbringen. Im bayerischen Altenstadt hat die Emter GmbH eine Anlage in Betrieb genommen, die jährlich bis zu 50.000 Tonnen getrockneten Klärschlamm verarbeitet. Daraus gewinnt das Unternehmen 15.000 Tonnen hochwirksamen Phosphatdünger. Mit dieser Technologie erfüllt die Firma bereits heute die Anforderungen der deutschen Klärschlammverordnung (AbfKlärV), die eine verpflichtende Rückgewinnung ab dem Jahr 2029 vorschreibt.

Ziel der Novelle der AbfKlärV ist es, die Belastung der Böden durch Schadstoffe zu reduzieren und stattdessen den wertvollen Rohstoff Phosphor im Kreislauf zu halten. Bislang sind Deutschland und Europa stark von Importen abhängig: Rund 90 Prozent ihres Phosphorbedarfs werden aus dem Ausland gedeckt. Der Rohstoff ist essenziell für die Landwirtschaft als Düngemittel sowie für industrielle Anwendungen.

Um diese Importabhängigkeit zu verringern, setzt die Emter GmbH in Altenstadt auf eine technische Neuerung. Zentraler Bestandteil der Anlage ist das sogenannte R-Rhenania-Verfahren, das auf einer Entwicklung der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) basiert. Bei diesem thermochemischen Prozess wird dem getrockneten Klärschlamm Natriumkarbonat zugesetzt. Der schwer lösliche Phosphor wandelt sich dadurch in eine pflanzenverfügbare Form um, während gleichzeitig flüchtige Schwermetalle wie Cadmium, Blei und Quecksilber abgetrennt werden.

„Kosteneffiziente Lösung“

Bayerns Wissenschaftsminister Blume bezeichnete die Anlage als eine der modernsten ihrer Art in Europa. „Aus Reststoff wird Rohstoff“, sagte Blume bei der Vorstellung. Das Verfahren leiste „einen wichtigen Beitrag zu Unabhängigkeit und Nachhaltigkeit“. Johann Emter, Geschäftsführer der Emter GmbH, sieht in dem neuen Verfahren eine „kosteneffiziente Lösung für Kläranlagen und Kommunen, um die zukünftige Rückgewinnungspflicht zu erfüllen“.

Die wissenschaftliche Basis für diese großtechnische Lösung entstand im Projekt R-Rhenania, gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). Die Universität Bonn und die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) haben in Versuchen die hohe Düngewirkung des Recyclingprodukts bestätigt. Um den Dünger als „R-Rhenania Phosphat“ vermarkten zu dürfen, soll die Registrierung nach der EU-Chemikalienverordnung REACH (Registration, Evaluation, Authorisation and Restriction of Chemicals) noch in diesem Jahr abgeschlossen werden. Geplant ist zudem die Zulassung für den ökologischen Landbau; der Dünger soll vollständig regional in Bayern verwertet werden.

320°/re

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