Eingeschränktes Angebot

Eine neue Erhebung des NABU zeigt große Unterschiede bei der Biomüllsammlung in Deutschland. Während Schleswig-Holstein und Hessen vorbildlich sammeln, landet in anderen Regionen viel Bioabfall im Restmüll. Der Verband fordert Konsequenzen.

Zu wenig Biotonnen: NABU fordert Konsequenzen


In Schleswig-Holstein und Hessen wirft jeder Bürger im Schnitt 90 Kilogramm Bioabfall pro Jahr in die Biotonne. In Brandenburg oder Thüringen sind es nicht einmal 40 Kilo. Diese Zahlen einer aktuellen Erhebung des Naturschutzbundes (NABU) offenbaren große regionale Unterschiede in Deutschland. Sie zeigen auch: Wo die Biotonne fehlt oder nur auf freiwilliger Basis genutzt wird, geht ein wertvoller Rohstoff für die Kreislaufwirtschaft verloren.

Schätzungen zufolge landen deutschlandweit jährlich etwa vier Millionen Tonnen Bioabfälle fälschlicherweise im Restmüll. „Der wertvolle Biomüll wird dann zusammen mit dem Restmüll verbrannt – eine enorme Ressourcenverschwendung und Klimabelastung“, sagt Michael Jedelhauser, NABU-Experte für Kreislaufwirtschaft. Wertvolle Nährstoffe für Böden gehen so verloren.

Weniger Biotonnen in Städten mit MVA

Als Hauptursache für die Diskrepanz identifiziert die NABU-Erhebung die lückenhafte Infrastruktur. In knapp 30 Prozent aller 400 deutschen Landkreise und kreisfreien Städte existiert demnach nur ein eingeschränktes Angebot zur Sammlung von Bioabfall. 13 Prozent bieten gar keine flächendeckende Biotonne an und weitere 15 Prozent setzen lediglich auf ein freiwilliges System.

Dabei gibt es aus Sicht des NABU einen klaren Zusammenhang zwischen Verbindlichkeit und Sammelerfolg. „In Kreisen mit Pflicht-Biotonne funktioniert die Abfalltrennung deutlich besser“, so Jedelhauser. Dort schreibe die kommunale Abfallsatzung vor, dass alle Haushalte eine Biotonne erhalten und nutzen müssen.

Laut NABU fallen dort, wo die Biotonne obligatorisch ist, im Schnitt 78 Kilo Bioabfälle und 134 Kilogramm Restmüll pro Kopf und Jahr an. In Regionen mit freiwilliger Tonne seien es lediglich 46 Kilogramm Bioabfälle, dafür steige die Restmüllmenge auf 168 Kilogramm pro Kopf.

Auffällig sei zudem, dass Städte mit eigenen Müllverbrennungsanlagen überdurchschnittlich oft auf die Einführung einer Pflicht-Biotonne verzichteten. In der Konsequenz lande dort mehr organisches Material im Restmüll und damit direkt in der thermischen Verwertung.

Grafik: picture alliance/dpa-Infografik

Der Naturschutzbund fordert daher, die Biotonne verpflichtend einzuführen, sobald in einer Kommune zu viel Bioabfall im Restmüll nachgewiesen wird. Ein Hebel dafür sei die anstehende Novelle der Bioabfallverordnung.

In dieser Verordnung solle ein klarer Grenzwert für die Maximalmenge an Bioabfall im Restmüll festgelegt werden. Sollte ein Kreis oder eine Stadt diesen Wert nicht einhalten, müsse die Einführung der Pflicht-Tonne die Konsequenz sein.

Die beiden Bundesländer Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg agieren hier bereits als Vorreiter. Rheinland-Pfalz hat Zielwerte für 2030 definiert, die je nach Siedlungsstruktur maximal 20 bis 28 Kilogramm Bioabfall im Restmüll pro Kopf erlauben. In Baden-Württemberg liegt der Zielwert für 2030 bei maximal 20 Kilogramm pro Kopf und Jahr.

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