Irreführende Klimaziele

Ein Gericht verurteilt den Energieriesen TotalEnergies wegen irreführender Angaben zur Klimastrategie. Greenpeace spricht von einem „Wendepunkt“ – doch die Strafe dürfte dem Konzern kaum wehtun.

Pariser Gericht verurteilt TotalEnergies wegen Greenwashing


Ein Pariser Gericht hat den französischen Energiekonzern TotalEnergies wegen irreführender Geschäftspraktiken verurteilt. Die Richter sahen es als erwiesen an, dass das Unternehmen seine Klimastrategie und seine Umweltverpflichtungen beschönigend darstellt. Im Kern des Verfahrens standen die Behauptungen des Konzerns, bis 2050 CO2-Neutralität zu erreichen und eine wichtige Rolle in der Energiewende zu spielen.

Geklagt hatten mehrere Umweltverbände, darunter Greenpeace France. Sie werten das Urteil als wichtigen Erfolg. „Dieser Sieg markiert einen Wendepunkt für den Verbraucherschutz, den Klimaschutz und den Kampf gegen Greenwashing-Praktiken“, teilte Greenpeace France mit. Die Organisation betonte die Signalwirkung der Entscheidung. „Es ist weltweit das erste Mal, dass ein großes Öl- und Gasunternehmen gerichtlich verurteilt wurde, weil es die Öffentlichkeit getäuscht hat, indem es sein Image in Bezug auf seinen Beitrag zum Kampf gegen den Klimawandel grün gewaschen hat.“

TotalEnergies, dessen Geschäft historisch auf der Förderung von Öl und Gas basiert, verwies in einer Reaktion auf seine Anstrengungen bei der Energiewende. So habe der Konzern seit 2020 seine Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen auf ein Volumen gesteigert, das rund 30 Atomkraftwerken entspreche. Allein in Frankreich habe TotalEnergies seitdem rund vier Milliarden Euro in die Energiewende investiert.

Branchenbeobachter halten dem entgegen, dass die Investitionen in CO2-arme Technologien weiterhin deutlich hinter den Ausgaben für fossile Projekte zurückblieben. Laut Greenpeace France machten fossile Brennstoffe im Jahr 2024 mehr als 97 Prozent der gesamten Energieproduktion von TotalEnergies aus. Zudem gingen fast 80 Prozent der Investitionen in fossile Energien.

Unmittelbar nach dem Urteil erklärte der Konzern, dass er die vom Gericht bemängelten Informationen von seiner Internetseite entfernen werde. TotalEnergies muss nun 8.000 Euro an die drei klagenden Verbände zahlen.

320°/dpa/re

Mehr zum Thema
Evonik-Chef fordert Abschaffung des Emissionshandels