Bilanz 2017

Die steigenden Schrottpreise in der Schweiz machen das Recycling von Autos wieder lukrativ – und doch stagnieren die Verwertungszahlen auf niedrigem Niveau. Aber das ist nicht die einzige Sorge: Auch die Verwertung von Autos mit Elektroantrieb bereitet Probleme.

Altautoverwertung in der Schweiz stagniert


Das Recycling von Altautos in der Schweiz kommt nicht richtig in Fahrt. Laut aktueller Bilanz der Stiftung Auto Recycling Schweiz wurden im vergangenen Jahr rund 77.000 Altautos geshreddert – „ein bescheidenes Niveau“ attestiert der Verband. Die Zahl hätte sich gegenüber dem Vorjahr nicht geändert, obwohl die Schrottpreise im vergangenen Jahr deutlich angezogen haben. Mit teilweise über 300 Franken pro Tonne hätten sie sich im Vergleich zu 2016 teilweise verdoppelt.

Für die Stiftung liegt das seit Jahren niedrige Recycling-Niveau – zu Jahrtausendwende waren es noch bis zu 166.000 Stück – vor allem an den stetig steigenden Exportzahlen. Demnach wurden im vergangenen Jahr etwa 156.000 Personenwagen ausgeführt – rund ein Drittel davon nach Afrika. Mit 23 Prozent wurde fast jedes vierte Auto nach Ostereuropa verkauft. Laut Stiftung haben zwar 75 Prozent der exportierten Wagen nur noch einen Wert von unter 3.000 Franken und somit keinen Nachfragewert in der Schweiz mehr, doch durch den Export würden eben auch Rohstoffe abfließen.


Personenwagen-Statistik Schweiz 2017:

Personenwagen-Statistik Schweiz

Quelle: Stiftung Auto Recycling Schweiz

Bei 61.000 Personenwagen ist der Verbleib unbekannt

Insgesamt wurden in der Schweiz im vergangenen Jahr rund 293.000 Personenwagen außer Betrieb gesetzt. Dem gegenüber stehen etwa 310.000 Neuzulassungen. Dass auch die Schweiz mit fehlenden Altfahrzeugen kämpft, zeigt folgende Rechnung: Abgemeldet wurden dort im vergangenen Jahr 138.000 Fahrzeuge, geshreddert aber nur 77.000 – macht eine Differenz von 61.000 Fahrzeugen. Die Antwort auf die Frage, wo diese abgeblieben seien könnten, bleibt der Bericht schuldig.

Aus den 77.000 verwerteten Autos wiederum wurden nach Trockenlegung und Schadstoffentfrachtung etwa 50.000 Tonnen Shredderschrott und hochwertige Metalle gewonnen. Die restliche Shredderleichtfraktion (60.000 Tonnen) wurde thermisch verwertet. Probleme oder Engpässe hätte es dabei nicht gegeben. Allerdings sei es um die Pyrolyseanlagen für Shredderleichtfraktion mittlerweile still geworden. „Die Umsetzungen kamen 2017 nicht voran“, heißt es in dem Bericht. „Aus Sicht der Stiftung (ist) die Pyrolyse von Shredderleichtfraktion sowohl technisch als auch wirtschaftlich kaum umsetzbar.“

Sorgen bereitet dem Verband unter anderem der Importstopp Chinas für Kunststoffabfälle. Fällt dieser günstige Entsorgungsweg weg, müssen die Tonnagen auf die Verbrennungsanlagen verteilt werden, so die Befürchtung. Da dort aber bereits heute die Auslastung hoch ist, wird mit steigenden Preisen gerechnet.

Ebenfalls zu höheren Kosten werden laut Stiftung auch die Elektroautos führen. Vor allem die Lithium-Antriebsbatterien seien komplexer zu lagern, zu transportieren und zu verwerten. „Das und die niedrigen Materialpreise lassen zumindest in absehbarer Zeit keine wirtschaftliche Verwertung zu“, befürchtet der Verband. Entsprechend soll im kommenden Jahr auf diesem Thema ein Schwerpunkt liegen, um die finanzielle Seite der Entsorgung zu regeln.

 

© 320° | 18.09.2018

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