Internationaler Handel

Immer mehr Länder beschränken die Importe von Kunststoffabfällen. Nun hat auch Indien einen Riegel vorgeschoben. In China gibt es inzwischen einen Käufermarkt.

Altkunststoff-Importe: „Und jetzt auch noch Indien“


Die Exportmärkte für Kunststoffabfälle werden immer weniger. „Zuerst war es China, das die Einfuhr von Kunststoffabfällen einschränkte. Es folgten Einschränkungen in Malaysia, Thailand, Vietnam und Taiwan. Jetzt ist es Indien, wohin man die Waren nicht exportieren kann, vor allem, weil die Einfuhrlizenzen nicht verlängert wurden“, sagte Surendra Borad Patawari, Vorsitzender der Altkunststoffsparte des Bureau of International Recycling (BIR) bei der Herbsttagung des Verbands in London.

Nach Angaben der europäischen Statistikbehörde Eurostat sind die Exporte von Kunststoffabfällen aus Europa nach China im ersten Halbjahr 2018 um über 80 Prozent gefallen. Das entspricht einer Menge von rund 880.000 Tonnen. Nachdem daraufhin viele EU-Länder auf Länder wie Malaysia und Vietnam auswichen, haben die Länder Malaysia, Vietnam, Taiwan und Thailand ebenfalls den Import von Kunststoffabfällen per Gesetz eingeschränkt.

Käufermarkt in China

Wie Steve Wong, Executive President der China Scrap Plastics Association, in London berichtete, gebe es in China inzwischen einen „Käufermarkt“. Dadurch sei der Druck gestiegen, die Recyclingquoten zu steigern. Wong bestätigte, dass sich die Recyclingaktivitäten inzwischen in andere südostasiatische Länder verlagert haben. Allerdings verfügten diese Länder nicht über die nötige Infrastruktur, um die Importe von Millionen Tonnen Kunststoffabfällen zu bewältigen, sagte er.

Ein Thema bei der Sitzung der BIR-Kunststoffsparte war auch der Vorstoß Norwegens, Kunststoffabfälle in das Basler Übereinkommen zur Kontrolle der grenzüberschreitenden Verbringung gefährlicher Abfälle aufzunehmen. Der Import und Export von Kunststoffabfällen wäre somit genehmigungspflichtig. Hintergrund dieses Vorschlags ist die Auffassung Norwegens, dass Kunststoffabfälle besonders kontrolliert werden müssten, weil sie sonst zur Verschmutzung der Meere beitragen.

Dem widersprach jedoch Renaud Pfund von Veolia Propreté. Der norwegische Vorschlag würde lediglich den Handel reduzieren, aber keinen Einfluss auf die Umweltauswirkungen von Kunststoffen, die in die Weltmeere und -meere gelangen, sagte sie. Laut Keith Freegard, stellvertretender Vorsitzender der Recyclers Group der British Plastics Federation und Associate Consultant bei Axion Polymers, zeigen Untersuchungen, dass 88 bis 95 Prozent der Kunststoffabfälle im Meer aus nur 10 Flüssen stammten – nämlich aus acht Flüssen in Asien und zwei in Afrika.

 

© 320° | 11.10.2018

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