Markt im Januar

Am Altkunststoffmarkt in Deutschland driften die Preise immer stärker auseinander. Während Kunststoffabfälle unvermindert nach unten tendieren, zieht der Preis für Recyclate an. Parallel dazu geraten nun sortierte Kunststoffabfälle aus LVP unter Druck.

Altkunststoffmarkt: Preisschere öffnet sich weiter


Der Preisdruck für Kunststoffabfälle hält unvermindert an. Auch im Januar zeigten die Preise nach unten. Inzwischen würden die verschiedenen Preisspiegel zu Altkunststoffen die schwierige Marktsituation nur noch unzureichend beschreiben, macht bvse-Altkunststoffexperte Thomas Probst, in seinem aktuellen Marktbericht deutlich.

Die Gründe für den Preissturz sind unverändert die Gleichen: Aufgrund der fehlenden Nachfrage aus China finden dünne und verschmutzte Folienabfälle kaum noch Abnehmer. Wie Probst schreibt, hätten Händler und Makler im November und Dezember überhaupt keine Kunststoffabfälle mehr nach China liefern können.

Die ohnehin schwierige Marktsituation könnte aber noch prekärer werden. Denn am 16. Februar wird in der Volksrepublik das chinesische Neujahrsfest gefeiert. Die Nachfrage könnte also in diesem Monat noch stärker zurückgehen.

„Wo gehen diese Mengen hin“

Laut Probst kommt nun am Altkunststoffmarkt das „Aschenputtelprinzip“ zum Tragen. Die schlechten Qualitäten kämen in die Verbrennung, die guten Qualitäten würden ihren Absatz finden. Allerdings wird Probsts Einschätzung nicht durch Aussagen der Abfallverbrenner gestützt. Vergangene Woche berichtete ITAD-Geschäftsführer Carsten Spohn bei der Berliner Abfallwirtschafts – und Energiekonferenz, dass die Abfallverbrenner keinen signifikanten Anstieg an qualitativ minderwertigen Kunststoffabfällen verzeichnen würden.

„Die Frage, die wir uns momentan stellen, ist: Wo gehen diese Mengen hin?“, sagte Spohn. Die ITAD habe ihre Mitglieder diesbezüglich befragt. Die Antwort sei gewesen, dass die Kunststoffabfälle bislang nicht bei den Abfallverbrennungsanlagen aufgetaucht seien.

Hohe Nachfrage nach PET-Flaschen

Deutlich klarer sind die Verhältnisse am Markt für Kunststoffrecyclate. Durch den anhaltenden Wirtschaftsboom seien Kunststoffe gesucht, berichtet Probst. Die Neuwarepreise würden die Preise für gute Recyclate nach oben ziehen. Doch Kunststoffrecycler würden unverändert nur die besten Kunststoffabfälle annehmen. Schlechtere Recyclatqualitäten könnten als Produkte nach China durchgehandelt werden.

Unter Druck geraten inzwischen sortierte Kunststoffabfälle aus LVP. „Insbesondere die Mischkunststoffqualitäten erfüllen kaum noch die Ansprüche der Kunststoffverwerter“, sagt Probst. Aufgrund der Marktsituation seien die Kunststoffverarbeiter auf die in der Regel schlechten Qualitäten aus der Sortierung nicht mehr angewiesen.

Die Nachfrage nach PET-Flaschen ist laut Probst unverändert hoch. Der Exportstopp für Kunststoffabfälle wirke sich bei PET-Flaschen jedoch kaum positiv aus. Die aufgerufenen Einkaufspreise würden von den Recyclern als deutlich zu hoch eingeschätzt.

Laut Probst zeigen die Dezembernotierungen abermals steigende Preise für gebrauchte PET-Einweg-Pfandflaschen. So sei der Preis für PET klar (95/5 bis 100) und PET-Misch (70/30 bis 90/10) um jeweils 5 Euro pro Tonne gegenüber November gestiegen. Der Preis für PET bunt (< 70/30) hingegen habe sich nicht geändert.

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