Elektromobilität

Bundeswirtschaftsminister Altmaier fordert die Automobilindustrie zu mehr Investitionen in die Elektromobilität auf. Mehr Tempo sei auch beim Aufbau einer eigenen Batteriezellen-Fertigung nötig. Europa brauche eine eigene Produktion.

Altmaier fordert Batteriezellen-Produktion in Europa


Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) hat der Autoindustrie Fehler vorgeworfen und die Branche zu einem grundlegenden Kurswechsel aufgefordert. Die Konzerne müssten ihr „Fehlverhalten ausbügeln und ihre Geschäftsmodelle an die ökologische und digitale Zukunft anpassen“, sagte Altmaier der Bild-Zeitung (Montag). „Auch die Elektro-Autos der Zukunft müssen hier gebaut werden, da haben die Auto-Konzerne unverständlich lange gezögert.“

Um den Anschluss an internationale Konkurrenz nicht zu verpassen, müssten die Konzerne auf diesem Sektor hohe zweistellige Milliardenbeträge investieren. Konkret forderte Altmaier von den deutschen Autobauern: „Erstens: Bringt ein Modell auf den Markt, das mindestens die Reichweite eines Tesla hat und gleichzeitig weniger kostet. Zweitens: Schafft eine IT-Plattform für selbstfahrende Autos, die die beste weltweit ist. Die ersten sicher selbstfahrenden Autos müssen mit deutscher Technologie fahren – und drittens: Entwickelt gemeinsame Lösungen, um eine europäische Batteriezellfertigung auf die Beine zu stellen.“

20 Prozent Elektroautos?

Die Elektromobilität in Deutschland kommt immer noch nicht spürbar voran. Zwar steigen die Neuzulassungen, aber auf einem sehr geringen Niveau. Bis 2040 könnte der Anteil der Autos mit alternativen Antrieben auf Deutschlands Straßen nach Einschätzung des Energiekonzerns ExxonMobil auf mehr als ein Drittel am Bestand wachsen. Rund 20 Prozent könnten dann reine Elektroautos sein, knapp zwei Drittel würden aber noch von Verbrennungsmotoren angetrieben, ergab die am Montag veröffentlichte ExxonMobil-Energieprognose.


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Den deutschen Herstellern ist schon häufig vorgeworfen worden, bei der E-Mobilität zu langsam zu sein, sie haben vor allem auf den Diesel gesetzt. Dessen Image aber ist wegen des Abgas-Skandals am Boden. Zudem drohen Fahrverbote, weil Schadstoff-Grenzwerte in Innenstädten überschritten werden. Diesel sind ein Hauptverursacher.

Altmaier betonte, er sei sich mit Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) einig, „dass wir keine Fahrverbote für Dieselautos wollen, denn es darf keine Bestrafung derer geben, die sich auf die Zusicherungen der Autoindustrie verlassen haben“. Anstatt den Autostandort Deutschland schlechtzureden, gelte es, entschlossen die Weichen für eine umweltfreundliche Automobilität der Zukunft zu stellen. Der neue VW-Chef Herbert Diess hatte angekündigt, er wolle bei Elektromobilität und Digitalisierung das Tempo für Innovationen erhöhen und neue Akzente setzen.

Eigene Batteriezellen-Produktion

Für den Aufbau einer Batteriezellen-Fertigung in Europa will Altmaier bis zur Sommerpause „erkennbare Fortschritte“ erzielen. Die EU brauche „dringend“ eine eigene Produktion, und dies in mehreren Mitgliedsstaaten, sagte Altmaier am Montag nach einem Treffen mit Maros Sefcovic, dem für die Energieunion zuständigen Vizepräsidenten der EU-Kommission.

Altmaier sagte, es müsse nun über die notwendigen Rahmenbedingungen gesprochen werden. Es gehe darum, die Elektromobilität voranzutreiben, die Batteriezelle sei ein erheblicher Teil der Wertschöpfung. Sefcovic sagte, die Kommission wolle im Mai einen Aktionsplan zur Batterie vorstellen. In Europa müssten künftig die besten Autos und die besten Batterien gebaut werden.

Batteriezellen sind entscheidend bei der Fertigung der Batterien für E-Autos. Derzeit dominieren asiatische Hersteller den Weltmarkt, es drohen Abhängigkeiten. Eine Fertigung in Deutschland und Europa gilt bisher als zu teuer.

„Es gibt ein Risiko der Abhängigkeit und der Verschiebung der Machtbalancen in der Automobilindustrie. Das ist kritisch zu sehen“, sagt Branchenexperte Wolfgang Bernhart von der Unternehmensberatung Roland Berger. Der Bedarf an Batteriezellen werde mit dem Hochlauf der Elektromobilität in den kommenden Jahren deutlich steigen. „Zeitgleich nehmen die Preise für die Rohstoffe stark zu.“

Zwar seien die Automobilhersteller auch bei anderen Komponenten von Zulieferern abhängig. „Aber der große Unterschied ist: Bei der Batteriezelle besteht die Gefahr, dass künftig ein großer Teil der künftigen Wertschöpfung nicht bei den Autoherstellern liegt“, so Bernhart. „Das könnte die Gewinne drücken. Und das könnte Folgen für die Beschäftigung haben.“

 

© 320°/dpa | 17.04.2018

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