Handelsstreit

Die US-Zölle auf europäische Stahl- und Aluminiumprodukte werden kaum Auswirkungen auf die deutsche Konjunktur haben, meint Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier. Der Schaden für die deutschen Stahlwerke werde sich in Grenzen halten.

Altmaier: US-Strafzölle werden deutsche Wirtschaft kaum treffen


Die seit Freitag geltenden US-Zölle auf europäische Stahl- und Aluminiumprodukte werden nach Einschätzung von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier kaum Auswirkungen auf die Konjunktur und die Wirtschaft in Deutschland haben. Der Schaden für die deutschen Stahlkocher werde sich in Grenzen halten, sagte der CDU-Politiker der Welt am Sonntag. „Ich glaube, dass die Stahlexporteure aus Deutschland qualitativ so hochwertige Stähle für spezielle Anwendungen liefern, dass die US-Abnehmer gar nicht darauf verzichten können, die deutsche Seite nicht um ihre Marktanteile fürchten muss.“

Auf die Möglichkeit, dass US-Präsident Donald Trump weitere Strafzölle erlässt und zum Beispiel den Export deutscher Autos verteuert, reagierte Altmaier gelassen: „Wir sollten uns nicht ins Bockshorn jagen lassen. Niemand in den USA hat behauptet, dass es diesbezüglich einen Automatismus gibt.“ Er habe in Washington auch Kongressmitglieder getroffen, denen sehr wohl klar sei, wie viele Jobs deutsche Unternehmen in den USA geschaffen haben. „Gerade die Autobauer“, sagte Altmaier.

Der Vizevorsitzende der Unionsfraktion im Bundestag, Carsten Linnemann, plädierte für weitere Verhandlungen der EU mit Washington. Die Europäische Union müsse „weiter mit den Amerikanern das Gespräch suchen, ohne sich kleinzumachen“, sagte der CDU-Politiker der Bild am Sonntag. Der Vorsitzende der Konservativen im Europaparlament, Manfred Weber (CSU), sagte, man sei für Gespräche offen, „bis hin zu einem neuen Anlauf für ein EU-US-Freihandelsabkommen“. Allerdings dürfe sich die EU von Trump „nicht die Bedingungen diktieren lassen“.

Furcht vor indirekten Auswirkungen

Vertreter der Stahlindustrie hatten in der vergangenen Woche bereits darauf hingewiesen, dass sie eher die Gefahr indirekter Markteffekte sehen. Gemeint ist damit die Befürchtung, dass Stahl aus der Türkei, der Ukraine oder Russland in Richtung Europa umgelenkt und den hiesigen Markt überschwemmen wird. Die Wirtschaftsvereinigung Stahl sprach sich für so genannte „EU-Safeguard-Maßnahmen“ aus. Diese sollten „länderspezifisch sein, alle untersuchten Produkte einbeziehen und effektiv ausgestaltet sein“, forderte der Verbandspräsident Hans Jürgen Kerkhoff.

In der Vergangenheit hatte Billigstahl aus China bereits für Verwerfungen auf den europäischen Markt gesorgt. Nicht nur die Stahlpreise standen daraufhin unter Druck, sondern auch die Stahlschrottpreise. Deutschland exportiert rund 1,3 Millionen Tonnen Stahl in die USA. Mit einem Anteil von 4 Prozent an den deutschen Gesamtexporten bzw. 22 Prozent der deutschen Exporte in Nicht-EU-Länder (Drittlandexporte) sind die USA der wichtigste Absatzmarkt außerhalb der Europäischen Union.

 

© 320°/dpa | 04.06.2018

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