Großinvestition angekündigt

Altöl-Recycler kämpfen derzeit mit sinkenden Rohölpreisen. Gegen den Trend hat ein Unternehmen aus Sachsen-Anhalt den Ausbau seiner Recyclinganlage angekündigt. Ab 2017 sollen dort besonders hochwertige Öle produziert werden.

Altöl-Recycler will neue Anlage bauen


Der Altöl-Recycler Puralube will seine Anlage zur Aufarbeitung von gebrauchten Motoren-, Getriebe- und Industrieölen im Industriepark Zeitz, Sachsen-Anhalt, erweitern. Das Unternehmen kündigte am vergangenen Freitag eine Investition in zweistelliger Millionenhöhe an, um die Aufbereitung von gebrauchten Motorenölen zu Premium-Basisölen der API-Gruppe III auszubauen. Die neue Anlage soll eine Kapazität von 50.000 Tonnen jährlich umfassen; der Produktionsstart ist für das 1. Quartal 2017 geplant.

„Weltweit werden wir der erste Hersteller sein, der diese Öle produzieren kann, die wiederum als Grundstoff für die Herstellung von kraftstoffsparenden Leichtlauf-Motorenölen der neuesten Generation dienen“, sagt Andreas Schüppel, Sprecher der Geschäftsführung von Puralube. Das Unternehmen verwendet eine spezielle Technologie zur Aufarbeitung von Mineralölen, die es gemeinsam mit der US-amerikanischen Firma UOP entwickelt hat. Bei dem Verfahren kommt ein Hydrierungsprozess zum Einsatz, bei dem aus Gebrauchtölen ohne weitere Vorbehandlung durch eine katalytische Wasserstoffbehandlung qualitativ hochwertige Basisöle gewonnen werden können. Puralube ist unter den acht in Deutschland tätigen Altöl-Recyclern das einzige Unternehmen, das auf diesen Ansatz setzt.

Probleme bereiten könnte dem Unternehmen jedoch der anhaltende Tiefstand der Ölpreise. Die Altölrecycler kämpfen stets mit schwankenden Ölpreisen, die sich auf die gesamte Wertschöpfungskette auswirken. Wenn die Raffinerien weniger für ihre recycelten Produkte erlösen, können sie den rund hundert in Deutschland tätigen Altölsammlern weniger für das Altöl zahlen. Diese müssen entsprechend höhere Entsorgungspreise von den Ältölerzeugern verlangen.

Aufbereitungsvorrang der Altölverordnung besteht nur formal

Insgesamt fielen in Deutschland im Jahr 2014 rund 462.000 Tonnen Altöl an. Für die Basisölproduktion wurden etwa 265.000 Tonnen Altöl eingesetzt. Die Recyclingquote lag nach Angaben des Bundesverbands Altöl (BAV) bei 57 Prozent. Daneben wurden 197.000 Tonnen Altöl energetisch verwertet, das entspricht einem Prozentsatz von 42,6 Prozent. Die Daten des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) zeigen, dass das Aufkommen der Zweitraffination zwischen Januar und Oktober 2015 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um über sieben Prozent zurückgegangen ist, während die Basisölproduktion relativ konstant blieb.

statistic_id169320_altoel---gesammelte-menge-in-deutschland-bis-2012Das Hauptproblem der Branche, so BAV-Geschäftsführer Horst Laneus, sei die fehlende umweltpolitische Planungssicherheit. Denn die Altölverordnung gebe nicht vor, dass Altöle, die aufbereitungsfähig sind, auch aufbereitet werden müssen. Jeder Abfallbesitzer kann also selbst entscheiden, ob er das Altöl stofflich oder energetisch verwertet lassen möchte.

Altöl wird wegen seines hohen Brennwerts gerne als Brennstoff, etwa in der Zementindustrie, verwendet. Zwar ist der Anteil in den vergangenen Jahren stetig zurückgegangen. „Für die Recycler besteht aber immer die Gefahr, dass die Altölversorgung der Raffinerien schwierig wird, wenn sich die Preissituation beim Öl ändert und die Altölverbrennung lukrativ wird“, sagt Laneus.

Die Investitionsentscheidung von Puralube fällt also in eine für die Altölaufbereitungsbranche durchaus angespannte Zeit. „Das ist eine mutige, aber vor allem eine sehr konsequente Entscheidung“, kommentiert Laneus die geplante Investition. „Synthetische Öle sind auf dem Vormarsch. Mit der Qualität von Gruppe III-Ölen lassen sich neue Absatzmöglichkeiten erschließen.“

Laut Puralube werden durch die Investition am Standort in Zeitz, 40 Kilometer südlich von Leipzig, 30 neue Arbeitsplätze geschaffen.

 

320°/db

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