Altpapiermarkt im dritten Quartal

Die konjunkturelle Eintrübung in China scheinen die meisten europäischen Altpapier-Recycler bislang gut weggesteckt zu haben. Die Marktentwicklung in Europa und den USA stimmt zuversichtlich. Vor allem die tschechische Altpapierbranche befindet sich im Aufwind.

Altpapierbranche: „Ermutigende Wachstumssignale“


Der Altpapiermarkt war im dritten Quartal von der schwächelnden Konjunktur in China überschattet. Davon wurden die Gesamtnachfrage und die Papierproduktion weltweit stark beeinflusst. Aber es gab auch Lichtpunkte. Der fallende Ölpreis war einer davon. Er hat dazu geführt, dass die Frachtkosten für Recycler weiterhin niedrig blieben.

Ein anderer Lichtpunkt für die europäischen Recycler war die wirtschaftliche Entwicklung in den westlichen Industriestaaten. „Anders als in den Schwellenländern zeigten sich in Amerika und in den meisten europäischen Staaten ermutigende Wachstumssignale und eine steigende Inlandsnachfrage“, schreibt Ranjit Baxi von J&H Sales International im aktuellen Altpapier-Marktbericht des Weltrecyclingverbands BIR.

statistic_id197042_gesammeltes-altpapier-der-europaeischen-papier--und-zellstoffindustrie-bis-2014Gefallen sind allerdings die Altpapierpreise. Für Wellpappe und Verpackungspapiere (OCC) sei der Preis im Laufe des dritten Quartals von über 180 US-Dollar auf 165 US-Dollar pro Tonne gefallen, berichtet Baxi. Ähnlich sah es bei den Preisen für gemischte Sorten aus. Diese seien von über 140 US-Dollar auf 130 US-Dollar je Tonne gesunken. Alles in allem hätte der stärkere heimische Bedarf die Preise aber noch in einem annehmbaren Rahmen gehalten.

Starke OCC-Nachfrage innerhalb Europas

Vor allem bei OC hat Jean-Luc Petithuguenin, Geschäftsführer und Verwaltungsratsvorsitzender der französischen Paprec Group, eine starke innereuropäische Nachfrage festgestellt. Diese hätte sich über etliche Monate hinweggezogen. „Die Tatsache, dass die Auftragsbücher der Papierfabriken voll sind, hat sich positiv auf den Altpapierbedarf ausgewirkt.“ Allerdings würden die Lagerbestände der Papierwerke wieder steigen. Dadurch seien die Preise in Spanien und Frankreich im September gefallen.

Die Preise für Deinking-Ware seien dagegen gestiegen. Das hätte an den rückläufigen Sammelmengen in den Sommermonaten gelegen. Damit sei es nicht möglich gewesen, den Bedarf zu decken, was zu den höheren Preisen geführt habe. Bei den höherwertigen Papieren sieht es ähnlich aus. Der Bedarf sei nach wie vor hoch, gleichzeitig herrsche ein deutlicher Mangel an Altpapier. „Die Preise sind dadurch deutlich gestiegen, was schon seit einer langen Zeit nicht mehr der Fall war“, sagt Petithuguenin.

statistic_id197901_verbrauch-von-papier-karton-und-pappe-ausgewaehlter-laender-2013Im Großen und Ganzen ist der Paprec-Geschäftsführer mit dem bisherigen Jahresverlauf zufrieden. „Die Altpapierbranche ist in einer guten Verfassung, auch wenn die Situation bei den Zeitungspapieren schwierig bleibt.“ Die Rohstoffmärkte seien zwar von den Entwicklungen auf den asiatischen Aktienmärkten getroffen worden, aber bisher sei die leichte Korrektur beim Altpapier nichts Ungewöhnliches.

Tschechischer Altpapiermarkt im Aufwind

Zufrieden ist auch Jaroslav Dobes vom tschechischen Verband der Sekundärrohstoffindustrie SPDS: „Marktstatistiken für das zweite Quartal haben unsere optimistischen Wachstumsprognosen im ersten Quartal bestätigt.“ Der Anstieg der Papierproduktion sowie der weiterhin steigende Verbrauch an Papierprodukten seien gute Nachrichten für die tschechische Altpapierbranche. Das jährliche Wachstum der Papierproduktion läge bei etwa 16 Prozent, der Verbrauch steige konstant um drei Prozent.

Der positive Trend sei hauptsächlich der Erholung der Wirtschaft zu verdanken. Die Öffentlichkeit hätte wieder mehr Vertrauen in die konjunkturelle Entwicklung, die Arbeitslosigkeit sei zurückgegangen und der Einzelhandelsumsatz sei gestiegen – das alles bedeute eine Zunahme der Quellen für Altpapierfasern, insbesondere für OCC, erklärt Dobes. Das gilt aber nicht für Deinking-Ware. Hier stagniere die Sammlung.

Auch beim Vergleich mit den Vorjahreszahlen ist eine deutliche positive Entwicklung zu erkennen. Laut Dobes ist die Altpapiersammlung in den ersten sechs Monaten dieses Jahres um 80.000 Tonnen (plus 20 Prozent) im Vergleich zum Vorjahresvergleichszeitraum gestiegen. Die Exporte hätten um 73.000 Tonnen (plus 23 Prozent) im Vergleich zum Vorjahreszeitraum angezogen. Der Verbrauch von Altpapier sei um 29.000 Tonnen (plus 20 Prozent) gestiegen. Die Recyclingquote habe bei etwas mehr als 70 Prozent gelegen. „Die zunehmende Altpapiermenge kann ohne Probleme verkauft werden“, sagt Dobes. Die Preise seien moderat gestiegen.

Schwedische Papierfabriken fragen weniger Altpapier nach

Weniger Positives gibt es vom schwedischen Altpapiermarkt zu berichten. „Der Gesamtverbrauch der schwedischen Papierfabriken an Altpapier ist im ersten Halbjahr 2015 auf 609.000 Tonnen gefallen“, schreibt Lars-Gunnar Almryd vom schwedischen Unternehmen IL Recycling. Das seien drei Prozent weniger als im Vorjahreshalbjahr. Der Bedarf an News & Pams sei dabei um zwölf Prozent auf 191.000 Tonnen abgesackt. Nur die OCC-Nachfrage weist einen gegenläufigen Trend auf. Der Bedarf der Papierfabriken an OCC sei um vier Prozent auf 260.000 Tonnen gestiegen.

Auch die Sammelmenge an Altpapier ist in den Monaten von Januar bis einschließlich Juni rückläufig gewesen. Im Jahresvergleich ist die Menge laut Almryd um drei Prozent auf 585.000 Tonnen zurückgegangen. Am stärksten ist auch hier der Rückgang bei News & Palms ausgefallen. Diese Sorte sei um 14 Prozent auf 163.000 Tonnen abgestürzt. Die OCC-Sammlung dagegen sei unverändert bei 268.000 Tonnen geblieben.

Einen kleinen Lichtblick gab es bei den Exporten. Diese seien um zwei Prozent gegenüber dem ersten Halbjahr 2014 auf 175.000 Tonnen gestiegen, wie Almryd schreibt. Der Export von OCC-Papier sei unverändert bei 92.000 Tonnen geblieben. Die Hauptabsatzmärkte für OCC seien Polen und Deutschland zu Premiumpreisen. Aber mittlerweile würde auch die norwegische Papierfabrik Peterson Ranheim verstärkt in Schweden einkaufen.

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