Weltweiter Altpapierhandel

Der weltweite Handel mit Altpapier verändert sich derzeit stark. Europa verliert bei der Ausfuhr von Gebrauchtfasern immer mehr an Boden, andere Regionen dagegen verstärken ihre Exportmengen oder sammeln immer mehr selbst. Die europäischen Händler stehen vor einer Herausforderung.

Altpapierexporte: Europa verliert an Boden


Vor allem China, der mit Abstand größte Abnehmer von Altpapier aus Europa, hat immer weniger Bedarf nach Fasern aus dem Ausland. So hat die Volksrepublik im vergangenen Jahr nur noch etwas mehr als 27 Millionen Tonnen Altpapier eingeführt – das sind über 4 Millionen Tonnen weniger als im Jahr 2013, wie Ranjit Baxi, Geschäftsführer von J & Sales, beim bvse-Altpapiertag in Berlin erklärte. Bemerkenswert ist dabei, dass die sinkende Nachfrage vor allem zu Lasten der Europäer geht. Während die Importe aus Europa zwischen 2011 und 2014 um rund 600.000 Tonnen auf 7,6 Millionen Tonnen zurückgingen, konnten die USA ihre Exporte im gleichen Zeitraum um rund 1,2 Millionen Tonnen auf 14,26 Millionen Tonnen erhöhen.

Neben den USA steigern laut Baxi auch Regionen wie Japan, Australien, Asien und der Mittlere Osten ihre Marktanteile und werden somit immer mehr zur Konkurrenz für Händler aus Europa. Belastend wirkt sich auf die Exporte auch der Umstand aus, dass China immer mehr Altpapier selbst sammelt. Außerdem haben laut Baxi mehrere Fabriken die Produktion aufgrund strengerer Umweltkontrollen einstellen müssen, so dass auch vor diesem Hintergrund der Importbedarf sinkt. Der Altpapierexperte rechnet sogar damit, dass China in etwa fünf Jahren selbst minderwertigere Sorten Altpapier exportieren wird.

Pro-Kopf-Verbrauch von Papier, Karton und Pappe in China in den Jahren 2007 bis 2012 (in Kilogramm je Einwohner) Eine weitere Herausforderungen für Altpapierhändler sind die steigenden Frachtraten. Für den 1. Mai dieses Jahres sind nach Baxis Angaben sowohl Preiserhöhungen für den Handel Richtung Osten als auch Richtung Westen im Gespräch. Richtung Osten sei eine Verteuerung zwischen 100 und 200 US-Dollar angedacht. Gleichzeitig werden Kapazitäten für die Verschiffung abgebaut.

Um nicht den Anschluss zu verlieren, ist laut Baxi einmal mehr die Qualität von entscheidender Bedeutung. Dabei müssten die Händler den Papierfabriken gute Ware zu einem vernünftigen Preis anbieten. Die Verkäufer müssen eng mit den Herstellern in Asien zusammenarbeiten, um im Wettbewerb bestehen zu können. Gleichzeitig appellierte der Experte an die Reedereien, ihre Preise nicht unkontrolliert zu erhöhen, um den globalen Handel nicht in andere Regionen zu verschieben.

© 320°/ek | 24.04.2015

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