Markt in Asien

Die gute Nachricht zuerst: Die Altpapiernachfrage aus Asien dürfte auch in den kommenden Jahren weiter steigen. Die etwas schlechtere Nachricht: Die Anforderungen an die Altpapierlieferanten werden zunehmen.

Altpapiernachfrage: Mehr Bedarf, aber auch steigende Anforderungen


Trotz steigender Altpapiernachfrage aus Asien könnte es in den kommenden Jahren für europäische Altpapierhändler immer schwieriger werden, diesen Bedarf auch zu decken. Und das, obwohl die Sammelmengen in Europa stetig zunehmen, betonte der Altpapierexperte und Präsident des Weltrecyclingverbands BIR, Ranjit Baxi, auf dem bvse-Altpapiertag vergangene Woche in Düsseldorf.

Wie Baxi zeigte, stiegen Chinas importierte Altpapiermengen seit 2014 an. Wurden im Jahr 2014 rund 27,4 Millionen Tonnen importiert, so waren es 2015 etwa 28,9 Millionen. Der Trend scheint sich 2016 fortzuführen: Im ersten Quartal wurden rund 6,9 Millionen Tonnen importiert, im Jahr zuvor waren es noch 6,4 Millionen Tonnen. „China wird weiterhin auf diesem Level einführen“, sagte Baxi.

Indien könnte Bedarf verdoppeln

Neben dem stabilen Bedarf aus China könnte insbesondere Indien die Nachfrage verstärken. Hier rechnet Baxi damit, dass mit der Inbetriebnahme von mehreren Papierfabriken sich der Faserbedarf in den nächsten sechs bis acht Jahren mehr als verdoppeln wird.

Für Europa sind das gute Nachrichten, betonte Baxi. Zumal Europa im ersten Quartal 2016 rund 2,1 Millionen Tonnen nach China lieferte und damit für ein knapp ein Drittel der Gesamteinfuhren verantwortlich war. Der stärkste Lieferant war Großbritannien (955.000 Tonnen), gefolgt von den Niederlanden (340.000 Tonnen) und Italien mit 267.000 Tonnen. Aus Deutschland gingen etwas mehr als 57.000 Tonnen nach China.

Lenkt der Brexit weitere Mengen nach Asien?

Dass Europa den wachsenden Bedarf aber möglicherweise nicht bedienen kann, hat laut Baxi mehrere Gründe. So werden beispielsweise immer bessere Qualitäten gefordert, außerdem würden die Inspektionen steigen und die Regularien immer mehr zunehmen.

Hinzu kommt, dass neue Produktionskapazitäten für Verpackungspapiere die Mengenströme beeinflussen werden, weil die Kapazitäten von grafischen Papieren zu Verpackungspapieren umgeschichtet werden. In der Folge wird zumindest kurzfristig mehr grafisches Altpapier zur Verfügung stehen, weil es als Inputmaterial weniger benötigt wird.

Das aktuell größte Problem sind für Baxi aber die steigenden Frachtkosten. In den vergangenen sechs Monaten haben sich diese teilweise bis zu verfünffacht. Für den 1. April wurde eine Verteuerung um 700 US-Dollar angekündigt. Um diese Erhöhungen transparenter zu machen, forderte Baxi eine gemeinsame Plattform, auf der Marktinformationen geteilt werden können.

Offen bleibt für Baxi, welchen Einfluss der Brexit haben wird. Ob der Austritt Großbritanniens aus der EU dazu führen wird, dass mehr Mengen nach Asien statt auf das europäische Festland verkauft werden, bleibe abzuwarten. Dazu müsse unter anderem erst geklärt werden, welche Handelsvereinbarungen letztendlich zwischen der EU und Großbritannien getroffen werden.

© 320°/ek | 28.03.2017

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