Markt in Deutschland

Der Altpapiermarkt in Deutschland scheint sich langsam zu erholen. Nach monatelanger Talfahrt verbesserten oder stabilisierten sich die Preise im Mai. Grund sind unter anderem der Handelskonflikt zwischen den USA und China – und die vielen Feiertage im Mai.

Altpapierpreise zeigen leichten Aufwärtstrend


Nachdem bereits im April die Altpapierpreise sich etwas stabilisiert hatten, legten sie im Mai in Deutschland teilweise um mehr als 7 Euro pro Tonne zu. Wie die Preiserhebung des Marktforschungsinstituts FOEX zeigt, stiegen die Durchschnittspreise sowohl für sortiertes gemischtes Altpapier (1.02) als auch für sortierte Deinkingware (1.11). Lediglich für Kaufhausaltpapier (1.04) mussten die Händler im Durchschnitt ein leichtes Minus von rund 50 Cent hinnehmen.

Mit einem Plus von 3,71 Euro erlöste die Sorte 1.02 damit 82,76 Euro frei Werk. Für die Sorte 1.04 hingegen erzielten Händler mit 92,53 Euro pro Tonne etwa 48 Cent weniger als noch im Vormonat.

Für sortierte Deinkingware haben sich die Preise den zweiten Monat in Folge verbessert: Mit einem Plus von 7,15 Euro erzielte die Tonne 134,20 Euro frei Werk. Damit liegt sortierte Deinkingware mittlerweile 9,50 Euro über dem Preis zu Jahresbeginn. Bei den beiden anderen Sorten steht ein Minus von rund 35 Euro gegenüber Jahresbeginn.

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Für die allgemein positive Entwicklung auf dem deutschen und europäischen Altpapiermarkt machen Marktteilnehmer unter anderem Chinas plötzlichen Stopp von Altpapierimporten aus den USA verantwortlich. Wie der Brüsseler Informationsdienst RISI schreibt, glauben allerdings mehrere Marktteilnehmer, dass der Effekt rein psychologisch gewesen sei.

Neben dem Importstopp führte auch die knappe Verfügbarkeit von Zeitungsdruckpapier zu steigenden Notierungen: Die Knappheit führte zu einer stärkeren Nachfrage nach Deinkingpapieren und somit zu dem Plus für die Sorten 1.11 und 1.02.

Ein dritter Faktor für den leichten Preisanstieg waren die vielen Feiertage im Mai. Schon zu Beginn des Monats war es offenbar schwierig, ausreichend Transportkapazitäten zu finden. Da die Papierfabriken aber ihre Lieferungen pünktlich erhalten wollten, mussten sie laut RISI höhere Preise akzeptieren.

Perspektivisch glauben mehrere Marktteilnehmer, dass die Massensorten preislich stabil bleiben werden. Allerdings warnten sie vor dem Einfluss Chinas auf den Binnenmarkt. Bereits am 22. Mai hatte das Land überraschend den Kurs gegenüber den USA verändert: Es gab bekannt, dass die Vorinspektionen sofort wieder aufgenommen werden könnten. Laut RISI sollten die Inspektionen der US-Tonnagen in Kanada stattfinden und so die Weiterverschiffung nach China ermöglichen.


Gemeinschaftsproduktion von FOEX und RISI

Der Marktbericht für Altpapier in Deutschland ist eine Kooperation zwischen RISI/PPI Europe und FOEX. Während FOEX für die Preiserhebungen zuständig ist, schreibt RISI die Kommentare zur Marktentwicklung. RISI publiziert unter anderem das wöchentlich erscheinende „PPI Europe“ mit Papiermarktberichten und Papierpreisen.

FOEX Indexes ist ein unabhängiges finnisches Unternehmen, das zertifizierte, markengeschützte Preis-Indices für Zellstoff, Papier, Altpapier und Biomasse erstellt. Im vergangenen Jahr wurde das Unternehmen von der Axio Data Group übernommen, zu der auch der Informationsdienst RISI gehört.

Nach Angaben von FOEX basieren die erhobenen Altpapierpreise ausschließlich auf den Preisen am deutschen Markt und decken mindestens die Hälfte des Marktes ab. Die Käufer (Papierwerke) und Verkäufer (Händler, Sammler, Abfallunternehmen) seien bei der Preiserhebung nahezu gleichberechtigt vertreten. Der Marktbericht und die Altpapierpreise werden zu Beginn eines Monats für den abgelaufenen Monat veröffentlicht. Der nächste Marktbericht erscheint am 10. Juni 2018.

 

© 320° | 12.06.2018

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