Aufholbedarf

Noch kommt das Alttextilrecycling in China nicht über die Anfangsphase hinaus. Dabei müsste schon bald ein großer Sprung nach vorn geschafft werden. Denn bis zum Jahr 2020 muss die Recyclingquote verdreifacht werden.

Alttextilrecycling: China muss Quantensprung schaffen


China ist seit langem der weltweit größte Exporteur von Textilien und Kleidung. Auch beim weltweiten Verbrauch von Textilmaterialien liegt die Volksrepublik einsam und allein an der Spitze: Im Jahr 2015 hat China über 51 Millionen Tonnen Textilmaterial verbraucht – das ist die Hälfte des Weltverbrauchs.

Diese Zahlen nannte Renhui Tischler Li, Geschäftsführer der TL Import-Export Handels-GmbH, heute (11. Mai) beim bvse-Alttextiltag in Warnemünde. „Allerdings steht China beim Alttextilrecycling noch in der Anfangsphase“, betonte Renhui Tischler Li. Laut aktueller Statistiken hat China im Jahr 2015 nur 2,6 Millionen Tonnen Alttextilabfälle verwertet. Das entspricht einer Recyclingrate von gerade einmal 11,3 Prozent. Im Jahr 2016 hat die Volksrepublik mit 2,7 Millionen Tonnen verwerteter Alttextilien ihre Recyclingquote nicht wirklich steigern können.

„Bis jetzt gibt es auch kein einheitliches System und keine Gesetze für das Alttextilrecycling in China“, bedauerte Tischler Li in seinem Vortrag. Verboten sei nur der Import von Altkleidung aus dem Ausland. Bislang existieren laut des chinesischen Import-Export-Händlers vier Sammelmodelle nebeneinander: zum einen die Altkleidersammelbox. Dieses Modell werde von der Regierung unterstützt. Daneben gebe es selbstorganisierte private Sammelorganisationen.

Recycling-Vorgabe von mindestens 35 Prozent

Einige Unternehmen würden die Altkleidung selbst entsorgen. „Das geschieht unter anderem in Verband mit Bonuskarten für Kunden“, wie Tischler Li erzählt. Diesem Vorbild dürften aber nicht sehr viele Kleiderhersteller in China folgen. Tischler Li zählte in seinem Vortrag vier Unternehmen auf, darunter das schwedische Textilhandelsunternehmen H&M. Das vierte und letzte Modell sind Spendensammlungen. Diese würden von NGO oder vom Roten Kreuz organisiert.

Die Alttextilien, die über die offiziellen Wege in die Recyclingkette gelangen, werden unter anderem in Shaoxing verwertet. In der Stadt in der chinesischen Provinz Zhejiang stünden zwei der größten chinesischen Alttextilrecycling-Anlagen, so Tischler Li. Diese Anlagen hätten eine Kapazität von insgesamt 270.000 Tonnen pro Jahr.

Das Textilrecycling in China hat also noch Aufholbedarf – und das möglichst bald. „Denn laut 13. Fünf-Jahre-Plan, den die chinesische Regierung im März dieses Jahres vorgestellt hat, muss für alle festen Abfälle bis 2020 eine Recyclingrate von mindestens 35 Prozent erreicht werden“, sagte der Geschäftsführer. Die Firma mit Sitz in Frankfurt am Main hält eine AQSIQ-Lizenz für den Export von Kunststoffabfällen und Altpapier nach China. TL Import-Export ist gleichzeitig auch das Europa-Büro der chinesischen Regierungsorganisation CIQAR (China Entry-Exit Inspection and Quarantine Association Reused and Recycling Branch).

Ziel sind 9 Millionen Tonnen

Ziel sei, so Tischler Li, bis 2020 die umfassende Nutzungsmenge von Alttextilien von 9 Millionen Tonnen zu erreichen. Die Regierung unterstütze die Weiterverwendung in der Autoindustrie, als Baumaterialen und als Recyclingfasern.

Auch in anderer Hinsicht lohnt sich eine rasche Weiterentwicklung und Ausweitung des Textilrecyclings für China. „Laut chinesischer Forschung und Statistik kann China, wenn es eine Recyclingrate von 60 Prozent erreicht, 9,4 Millionen Tonnen chemische Fasern und 4,7 Millionen Naturfasern gewinnen“, sagte Tischler Li. Dadurch könnten 15,2 Millionen Tonnen Erdöl eingespart werden.

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