Umstellung der Aluminiumproduktion

Europa ist der größte Produzent von Sekundäraluminium. Die Vorreiterrolle nimmt jedoch Österreich ein. Dort wird Aluminium ausschließlich auf Recyclingbasis hergestellt.

Aluminiumrecycling: Vorbild Österreich


Für den Fachverband der Nichteisen-Metallindustrie in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) gibt es keinen Zweifel: Aluminium gehört die Zukunft. „Aluminium ist derzeit das Metall, dessen Nachfrage weltweit am stärksten wächst“, betont der Fachverband. Vor allem im Fahrzeugbau würden immer neue Innovationen einen steigenden Aluminiumbedarf auslösen. So werde in der Automobilindustrie in Europa pro Pkw dreimal mehr Aluminium verbaut als noch vor 20 Jahren – durchschnittlich 140 Kilogramm. In den USA seien es sogar 160 Kilogramm.

„Zurzeit steigt der weltweite Alu-Bedarf um 6 Prozent pro Jahr. Die Nachfrage hat sich in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt und wird sich nochmals verdoppeln“, ist sich der Verband sicher. Nach Märkten betrachtet, würden sich insbesondere China und Indien im Fokus befinden, deren Nachfrage nach Aluminium stetig steigt. So seien die Aluminiumpreise seit dem vergangenen Frühjahr um rund 25 Prozent gestiegen. Allerdings sei die weitere wirtschaftliche Entwicklung in China und damit verbunden das weltweite Preisniveau fraglich.

Größte österreichische Unternehmen der Metallindustrie nach Umsatz im Jahr 2013 (in Millionen Euro) Europa ist mit 220 Werken in 24 Ländern der weltweite Marktführer im Aluminiumrecycling. In Österreich selbst erwirtschaftete die Branche im vergangenen Jahr 2,43 Milliarden Euro in 15 Betrieben mit rund 4.000 Beschäftigten. Aluminium wird in Österreich ausschließlich auf Recyclingbasis hergestellt. Primäraluminium wird aufgrund der hohen Energiekosten nicht mehr erzeugt. Daher hat Aluminiumrecycling in Österreich einen bedeutenden Stellenwert: „2014 wurden 520.000 Tonnen Sekundäraluminium produziert, gegenüber 2012 eine Steigerung um 40.000 Tonnen“, erläutert Roman Stiftner, Geschäftsführer des Fachverbandes der Nichteisen-Metallindustrie. Auch der Einsatz von Schrott habe sich 2014 leicht auf 440.000 Tonnen erhöht. Aluminiumschrott decke damit etwa 75 bis 80 Prozent des Vormaterialbedarfs ab.

Sorge um EU-Vorschlag

Vor diesem Hintergrund wurden unter anderem am Standort Ranshofen in Oberösterreich, an dem gleich mehrere Aluminiumbetriebe angesiedelt sind, die Produktionskapazitäten in den letzten Jahren erheblich ausgebaut. Ein weiterer Meilenstein ist die Investition in ein neues Kaltwalzwerk sowie Veredelungsanlagen mit geplanter Inbetriebnahme in 2017, womit die Kapazität auf über 300.000 Tonnen verdoppelt werden soll. „Die Ausrichtung der heimischen Aluminiumfirmen konzentriert sich auf die weltweiten Wachstumsmärkte mit einer steigenden Nachfrage nach Aluminium, sowie auf Absatzmärkte für Aluminiumprodukte wie die Automobil-, Luftfahrt- und Verpackungsindustrie sowie die Bereiche Maschinenbau, Transport oder die Bauindustrie“, so Stiftner.

Damit die heimische Aluminiumindustrie auch weiterhin wettbewerbsfähig bleibt, fordert der Fachverband eine klare Ausrichtung der Rahmenbedingungen für umwelt- und energiepolitische Themenstellungen. „Das bedeutet Energiepreise, die sich unsere Betriebe auch leisten können, denn die Preissituation ist angespannt. Auf europäischer Ebene bedeutet das die Vervollständigung des europäischen Energiebinnenmarkts und das Überdenken der europäischen Energie- und Klimapolitik um den europäischen Standort langfristig abzusichern. Eine weitere langfristige Steigerung der Energieeffizienz durch innovative Recyclingtechnologien muss forciert werden“, unterstreicht der Fachverbands-Geschäftsführer.

Mit Sorge betrachtet die Aluminiumindustrie den jüngsten EU-Vorschlag der Einstufung von Blei als reproduktionstoxisch ab einem Anteil von 0,03 Prozent Blei im Schrott. Dies würde das Aluminiumrecycling nachhaltig behindern, da Aluminiumschrotte technisch bedingt häufig mehr als 0,03 Prozent Blei aufweisen. Unverzichtbar für Aluminiumrecycling sei der Zugang zu und die Verfügbarkeit von Aluminiumschrott in entsprechender Qualität und Menge, betont der Verband. Die Verhinderung eines stärkeren Schrottabflusses aus Europa zur Rohstoffsicherung sei ein Thema, das auf europäischer Ebene einer Lösung harrt. „Hier besteht Handlungsbedarf, denn sonst lässt sich der steigende Aluminiumbedarf in Europa nicht decken – und wir stärken in einem Golden Plating wieder andere Märkte und schwächen damit den Wirtschaftsstandort Europa“, so Stiftner.

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