Studie

Die EU will der Anteil erneuerbarer Energien am gesamten Energieverbrauch in den kommenden Jahren erhöhen. Vorgesehen ist eine Steigerung um zehn Prozentpunkte. Eine Studie zeigt aber, dass in der Praxis der Anteil auch verdoppelt werden könnte.

Anteil der Erneuerbaren ließe sich verdoppeln


Bis 2030 strebt die EU einen Anteil von 27 Prozent Erneuerbaren Energien am gesamten Energieverbrauch an. Das wären zehn Prozentpunkte mehr als im Jahr 2016. Dass dieser Sprung in der Praxis möglich ist, zeigt nun eine Studie des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung. Die Experten vom ISI gehen sogar davon aus, dass ein Anteil von 30 bis 35 Prozent ökonomisch realisiert werden kann.

Allerdings müssen dafür bestimmte Faktoren passen. Laut der Studie „Renewable Energy Directive Target“, die für das Komitee ‚Industry, Research and Energy (ITRE)‘ des Europäischen Parlaments angefertigt wurde, sind die wichtigsten Faktoren Technologiekosten, Brennstoffpreise und die Kosten für Kapital:

  • Technologiekosten: Die Autoren schreiben, dass die Kosten für erneuerbare Energietechnologien heutzutage geringer sind als noch vor einigen Jahren angenommen. Das sei entscheidend, weil geringere Technologiekosten generell zu einer schnellen und weiten Verbreitung führen. Vor allem Windenergie könnte daher im zukünftigen Energiesystem eine wichtige Rolle spielen.
  • Brennstoffpreise: Erhöhen sich die Brennstoffpreise, steigt auch der Erneuerbare-Energien-Anteil, so die Wissenschaftler. Aktuell gebe es aber starke Schwankungen bei den Brennstoffpreisen, die Voraussage sei also mit großen Unsicherheiten behaftet.
  • Kapitalkosten: Dieser Aspekt hat den Forschern zufolge einen Einfluss auf die Erzeugungskosten und damit auf die Auswahl der Investitionen. „Hohe Abzinsungssätze begünstigen in der Regel Investitionen in Anlagen, die eher niedrige Anfangsinvestitionen haben, beispielsweise Gaskraftwerke“, heißt es. Bei niedrigen Sätzen würden laufende Betriebskosten stärker gewichtet und somit Anlagen mit geringen Betriebskosten wie Solar- und Windanlagen begünstigt.

„Die Auswirkungen eines Erneuerbare-Energien-Anteils von 30 bis 35 Prozent am gesamten Endenergieverbrauch auf Bruttoinlandsprodukt, Beschäftigung und Gesundheit sind insgesamt gering, aber zumeist positiv. Auch im Hinblick auf Brennstoffimporte und Treibhausgasemissionen wären positive Effekte zu erwarten“, betonen die Fraunhofer-Experten.

Allerdings muss das Stromsystem hinreichend flexibel sein, beispielsweise durch flexible Nachfrage sowie flexible Erzeugungsanlagen und Speicher, geben die Forscher zu bedenken. Denn bei einem Erneuerbare-Energien-Anteil von 30 bis 35 Prozent steige der Anteil erneuerbarer Energien im Stromsektor auf über 50 Prozent. Laut einer anderen vor Kurzem veröffentlichten Analyse ist das System für einen Anteil von knapp 30 Prozent im Strombereich momentan gewappnet.

Um die Möglichkeiten für einen Erneuerbare-Energien-Anteil von 30 bis 35 Prozent zu prüfen, haben die Wissenschaftler nach eigenen Angaben mehr als 30 Studien ausgewertet. Dafür hat das Fraunhofer ISI mit dem unabhängigen Forschungs- und Beratungsunternehmen Enerdata und der niederländischen Beratungsfirma SQ Consult kooperiert. Mehr Informationen zum Status quo der erneuerbaren Energien in Europa finden Sie hier.

 

© 320°/bs | 12.03.2018

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