Ersatzbrennstoffe im Zementwerk

Der Zementhersteller Holcim will schon seit Jahren am Standort Dotternhausen ausschließlich Ersatzbrennstoffe einsetzen. Nun endlich steht das Genehmigungsverfahren vor dem Abschluss. Doch Teile der Bevölkerung bleiben skeptisch, sie befürchten steigende Quecksilber-Emissionen.

Auf hundert Prozent


100 statt nur 60 Prozent: Seit Jahren versucht der Zementhersteller Holcim Süddeutschland, den Einsatz von Ersatzbrennstoffen (EBS) am Standort Dotternhausen in Baden-Württemberg zu erhöhen. Die Erlaubnis für die zusätzlichen Mengen hat Holcim längst, nur die immissionsschutzrechtliche Änderungsgenehmigung fehlt noch.

Bereits im Oktober 2014 wurde das entsprechende Gesuch beim Regierungspräsidium Tübingen eingereicht. Das Werk in Dotternhausen ist Holcims einziges Zementwerk in Süddeutschland. Dort werden bereits seit Anfang der 1980er Jahr Ersatzbrennstoffe eingesetzt. Nach Angaben einer Sprecherin waren es 2016 rund 100.000 Tonnen. Mit der neuen Genehmigung sollen es dann rund 130.000 Tonnen sein. Doch das Verfahren zieht sich.

16 Einwände gegen das Genehmigungsverfahren

Als im April 2016 die Antragsunterlagen veröffentlicht werden, gibt es insgesamt 16 Einwände. Welche das sind, zeigt sich auch auf dem anschließenden Erörterungstermin im Dotternhausener Rathaus im Juli: Vor allem, dass auf eine Umweltverträglichkeitsprüfung verzichtet wurde, irritiert manche Kritiker. Einige glauben, dass durch die zusätzlichen Ersatzbrennstoffe mehr Quecksilber emittiert wird und dass die Vorgaben für die Verbrennung von EBS weniger streng seien als für Müllverbrennungsanlagen.

Holcim-Vertreter versuchen, die Einwände zu entkräften. Im Jahr 2015 sei lediglich ein Kilo Quecksilber emittiert worden, nach der strengen 17. BImSchV seien sogar 58 Kilo pro Jahr zulässig. Ohnehin würde Holcim die neuen strengen Grenzwerte alle einhalten. Außerdem gebe es einen Nachweis, dass mit einer Erhöhung der Ersatzbrennstoffe die Emissionen nicht steigen – das hätte ein Probebetrieb mit 100 Prozent EBS-Einsatz bereits 2013 gezeigt. Auch ein TÜV-Gutachter bestätigt die niedrige Quecksilberbelastung.

EBS kommen von Korn Recycling

Die Anwohner jedoch bleiben wenig begeistert – sie befürchten weiterhin, dass sich der Schadstoffausstoß erhöht. Daran änderte auch die Schilderung eines Firmenvertreters zur geplanten Zusammensetzung der Ersatzbrennstoffe nicht. Laut Holcim werden die Mengen bereits fertig für den Einsatz geliefert. Aufbereitet werden diese überwiegend von der Firma Korn Recycling.

Bis auf einen Lieferanten aus der Schweiz kämen alle Geschäftspartner aus Süddeutschland, betont Holcim. Die Menge setze sich zusammen aus rund 10.000 Tonnen Reifen, 5.000 Tonnen Altöl, 25.000 Tonnen Papierfasern, 25.000 Tonnen Dachpappe, 14.000 Tonnen Klärschlamm und rund 65.000 Gießereialtsand als Ersatzrohstoff.

Damit liegen die Fakten auf dem Tisch. Holcim hat aus seiner Sicht alles getan, um die Befürchtungen der Bevölkerung zu zerstreuen. Zumindest bei der zuständigen Genehmigungsbehörde scheinen die Bemühungen zu fruchten. Das Thüringer Regierungspräsidium teilt vor wenigen Tagen auf Anfrage mit, dass es gerade dabei sei, den Bescheid zu erstellen. „Wir rechnen damit, das Verfahren noch im ersten Quartal 2017 abzuschließen“, sagte ein Sprecher.

© 320°/ek | 23.02.2017

Mehr zum Thema
Der längste Streik in der Geschichte der IG Metall
Mehr Fernwärme aus Abfällen: Neue Technologie in MVA Borsigstraße
Dopper führt digitalen Produktpass ein
„Wir bieten moderne Büroräume und günstige grüne Energie“