Recycling von Kühlschränken

Der Anlagenhersteller BHS Sonthofen bietet schon seit Längerem ein Verfahren an, um Kühlgeräte zu verwerten: den IC-Prozess. Übrig bleiben dabei nicht mehr als Shredderreste und neutrale Gase. Für das Verfahren ist der Anlagenhersteller nun ausgezeichnet worden.

Aufbereiten mit I und C


Für Dennis Kemmann, Geschäftsführer von BHS-Sonthofen, und Peter Althaus, Gesamtvertriebsleiter vom Unternehmen Sülzle Kopf Anlagenbau, war es Ende Mai eine Bestätigung für die gemeinschaftliche Entwicklung ihres Recyclingverfahrens. Der von beiden Firmen entwickelte IC-Prozess wurde bei den GreenTecAwards 2015 mit dem zweiten Platz in der Kategorie „Recycling & Ressourcen“ ausgezeichnet.

Das Verfahren ist nach Aussage beider Unternehmen eine Komplettlösung, um ausgediente Kühlschränke möglichst umweltschonend und wirtschaftlich aufzubereiten. Dabei wird die mechanische Zerkleinerung der Geräte kombiniert mit einer Behandlung der Kühl- und Treibmittel, die in FCKW- und kohlenwasserstoffhaltigen Kühlgeräten enthalten sind. „Das IC-Verfahren senkt den Schadstoff-Ausstoß beim Recyceln von Kühlgeräten drastisch und arbeitet dabei wirtschaftlich. So reduzieren wir Emissionen und schonen durch den geringen Energiebedarf auch wertvolle Ressourcen“, sagte Kemmann. Das hat die Jury offensichtlich honoriert.

IC-Prozess: Recycling in drei Stufen

Die Buchstaben I und C im namensgebenden Prozess stehen für die einzelnen Recyclingschritte, die nach einer manuellen Vor-Demontage ablaufen: Das englische Wort „Impact“ meint die mechanische Zerkleinerung durch Prallwirkung und das englische Wort „Catalyst“ die katalytische Oxidation.

Im ersten Schritt werden die Kühlgeräte im Rotorshredder zerkleinert, der nach Unternehmensangaben selbst große Kühl-Gefrierkombinationen ohne Vorzerkleinerung verarbeitet. Anschließend werden die Stoffe aus dem Shredder über Windsichter, Magnet- und Wirbelstromabscheider automatisch in Eisen-haltige und Nichteisenmetall-haltige Fraktionen, Kunststoff und Polyurethanschaum getrennt. In der dritten Stufe erfolgt die thermisch-katalytische Oxidation der in den Stufen zuvor gewonnenen Kühl- und Treibmittel. Nach der Behandlung, so die Unternehmen, bleiben davon nur harmlose Substanzen wie Wasserdampf, Kohlendioxid und Salzlösungen übrig. Zudem werde die Luft im Zerkleinerungsraum des Rotorshredders aufbereitet und kann gereinigt an die Umgebung abgegeben werden.

Mit der Technik kann ebenso Pentan zurückgewonnen werden, das in modernen Geräten als Kühlmittel mehr und mehr verwendet wird. Durch den hohen Energieinhalt des Kohlenwasserstoffs ist die Behandlung der Gase (thermisch-katalytische Oxidation) ohne zusätzlichen Energieeinsatz möglich. Das dürfte die Technik künftig noch wirtschaftlicher machen.

Gasaufbereitung im industriellen Maßstab geplant

Eine erste Anlage zur Gasaufbereitung in industriellem Maßstab wird nach Auskunft der beiden Unternehmen zurzeit gebaut. Sie erwarten, dass die Anlage die Schadstoffe um 99,9 Prozent reduziert. Gleichzeitig sollen gegenüber vergleichbaren Verfahren 1.400 Tonnen CO2 eingespart werden. Denn der IC-Prozess läuft bei 530 Grad Celsius ab. Für andere Verfahren seien 1.200 Grad Celsius üblich. Gefördert wird das Projekt durch das Bundesumweltministerium.

 

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