Neuer Verarbeitungsprozess

Der Kupferproduzent und -recycler Aurubis will den Einsatz komplexer Recyclingmaterialien verdoppeln. Dafür hat der Konzern ein neues metallurgisches Verfahren entwickelt. Dahinter steckt die Strategie, neben Kupfer immer mehr NE-Metalle auszubringen.

Aurubis will mehr Recyclingmaterialien einsetzen


Kupfer ist das, was man im Allgemeinen mit Aurubis verbindet. Doch Aurubis will künftig mehr sein als ein Kupferproduzent und -recycler. Neben dem roten Metall will der Hamburger Konzern mehr und mehr andere Nichteisenmetalle ausbringen. Das macht sich auch schon in der Wortwahl bemerkbar: Aurubis nennt sich jetzt „Multi-Metall-Unternehmen“.

Ein wesentliches Element der neuen Strategie ist das Projekt „Future Complex Metallurgy“ – abgekürzt Projekt FCM. „Dank FCM wird Aurubis seine Möglichkeiten zur Rohstoffverarbeitung ausweiten, Durchlaufzeiten von Edelmetallen verkürzen und Kapazitätsengpässe am Standort Hamburg reduzieren“, wie es im gerade veröffentlichten Geschäftsbericht 2017/2018 heißt.

Mittels eines neuen metallurgischen Prozesses will das Unternehmen künftig mehr komplexe Einsatzmaterialien verarbeiten. Die Rede ist von zusätzlich 270.000 Tonnen pro Jahr. Neben komplexen Konzentraten können das auch Recyclingmaterialien, E-Schrotte, Zwischenprodukte von Kupfer-, Zink- oder Bleihütten bis hin zu metallhaltigen Schlacken und edelmetallhaltigen Materialien sein.

Bisher verarbeitet Aurubis jedes Jahr rund 700.000 Tonnen Recyclingmaterial. Das Portfolio der Einsatzmaterialien ist vielfältig. Es reicht von Produktionsabfällen wie sauberen Draht- oder Stanzabfällen und Kupferkabeln bis hin zu End-of-Life-Recyclingrohstoffen. Das können alte Dachrinnen und Rohre sein, aber auch Elektronikschrott.

Ausbau der Standorte in Hamburg und Olen

Die Anlagen für FCM sollen an den Aurubis-Standorten in Hamburg und im belgischen Olen entstehen. In Hamburg werde die bestehende Probenahme sowie die Abwasserreinigung erweitert und aufgerüstet, wie es heißt.

Für den pyrometallurgischen Teil setzt das Unternehmen nicht nur auf bestehende Anlagen, sondern erweitert diese. So soll unter anderem ein Badschmelzofen installiert werden. „Zudem verfügt das Werk in Hamburg bereits über die notwendigen Anlagen, um Schwefelsäure oder Edelmetalle in Reinform zu gewinnen“, wie Senior Vice President Technology Jo Rogiers erkärt.

Der hydrometallurgische Teil des Prozesses wird in Olen ablaufen. Hier seien sowohl spezialisiertes Wissen wie auch bessere Möglichkeiten vorhanden, den Prozess in die bestehende Elektrolyse einzubinden.

Mengenzuwachs bei Inputmaterialien und beim Verkauf erwartet

In die geplanten Anlagen investiert Aurubis nach eigenen Angaben rund 320 Millionen Euro. So viel Geld hat der Konzern zuvor noch nicht oft in die Hand genommen. Aurubis selbst bezeichnet es denn auch als eine der größten Einzelinvestitionen in der Unternehmensgeschichte.

Etwa zwei Drittel davon soll in den Ausbau am Standort in Hamburg fließen. Annähernd ein Drittel will Aurubis in sein belgisches Werk stecken. Der Produktionsstart ist für das Geschäftsjahr 2020/21 geplant. Einmal in Betrieb, werde die Anlage ab 2022 oder 2023 rund 80 Millionen zum operativen Ergebnis (EBITDA) beitragen, schätzt der Konzern.

Gleichzeitig soll das FCM-Projekt dazu beitragen, den Mengenzuwachs beim direkten Bezug komplexer Recyclingmaterialien im Aurubis-Konzern bis 2022/23 zu verdoppeln – im Vergleich zu 2016/17. Zudem will Aurubis bis dahin die Verkaufsmengen von Nichtkupfermetallen um 100 Prozent steigern. Das Bezugsjahr ist auch hier 2016/17.

Aurubis will insgesamt 17 NE-Metalle ausbringen

Dabei geht es nicht bloß um Quantität und Umsatz. „Da die Metalle rar sind und verstärkt nachgefragt werden, etwa für schnellere Computerchips, stärkere Batterien oder besonders leitfähige Kabel, bringen sie auch höhere Margen als das Stammgeschäft mit Kupfer“, wie Aurubis-Vorstandsvorsitzender Jürgen Schachler vor einiger Zeit in einem Interview sagte.

Im Kern geht es dabei um gefragte Industriemetalle. Neben den sechs Basismetallen Kupfer, Gold, Silber, Blei, Nickel und Zinn will Aurubis in Zukunft weitere Metalle ausbringen. Das umfasst laut Konzerngeschäftsbericht die Platin-Gruppen-Metalle sowie fünf Nebenmetalle, die für einige Industriezweige interessant sind: Selen und Tellur, Antimon und Bismut sowie Rhenium.

 

© 320° | 12.12.2018

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