Alte Dieselfahrzeuge

Die versprochenen Umweltprämien der Autohersteller klingen verlockend, zeigen bislang aber kaum Wirkung. Das belegt eine aktuelle Umfrage. Die vorherrschende Skepsis der Altautoverwerter scheint sich damit zu bestätigen.

Auto-Umweltprämien bleiben wirkungslos


Die von allen großen Automobilherstellern versprochenen Umweltprämien werden bislang kaum in Anspruch genommen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Online-Blitzumfrage des Zentralverbands Deutsches Kfz-Gewerbe (ZDK). Auf die Frage „Spüren Sie schon eine Belebung ihres Neuwagengeschäfts durch die Diesel-Eintauschprämienprogramme?“ antworteten 80,4 Prozent der befragten Händler mit Nein. Nur 19,6 Prozent haben mit Ja geantwortet.

An der Befragung hatten 723 Händler quer durch alle Marken teilgenommen. Stichtag für die Umfrage war der 30. August 2017. Die Abwrackprämien der Hersteller und Importeure spielen offenbar noch keine große Rolle, fasst der ZDK die Ergebnisse zusammen.

Die deutschen Autohersteller hatten Anfang August beim Diesel-Gipfel eine Umweltprämie für ältere Dieselfahrzeuge der Schadstoffklasse 1 bis 4 ausgelobt. Damit sollen alte Dieselwagen mit hohem Schadstoffausstoß von der Straße geholt werden. Die Höhe der Prämie variiert dabei je nach Marke und Modell. Allerdings haben nur VW und Opel die Prämie an eine Stilllegung und Verschrottung des Altfahrzeuges gebunden.


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[su_spoiler title=“Die Umweltprämien der Automobil-Hersteller“] • VW will für Dieselautos der Schadstoffklassen Euro 1 bis Euro 4 zwischen 3.000 und 10.000 Euro zahlen. Das Alter und die Marke des abgegebenen Fahrzeugs sind unerheblich. Der Preisnachlass bei den Konzernmarken ist bis zum Jahresende befristet und nach der Größe des gewünschten Neuwagens gestaffelt. Der Wolfsburger Autokonzern schüttet darüber hinaus noch eine „Zukunftsprämie“ aus. Diese beträgt 1.000 Euro für ein Erdgasauto, 1.785 Euro für ein Hybridmodell und 2.380 Euro für ein reines Elektrofahrzeug.

• Auch BMW gewährt eine Prämie ohne Ansehen der abgegebenen Marke. Beim Kauf eines Neuwagens der Marke BMW oder Mini winkt bei der Abgabe eines Dieselfahrzeugs der Abgasnorm Euro 4 oder älter eine Vergünstigung von bis zu 2.000 Euro. Die BMW-Umweltprämie wird modellabhängig gewährt. Die Aktion soll im August starten und bis Ende Dezember dauern.

Daimler schüttet die Prämien ausschließlich für konzerneigene Alt-Diesel aus. Beim Stuttgarter Autohersteller beträgt die Umweltprämie für Gebrauchtwagen mit der Abgasnorm Euro 4 oder schlechter bislang 2.000 Euro.

• Bereits vor dem Diesel-Gipfel hat Ford eine Diesel-Umtauschprämie eingeführt. Ford will somit Besitzern älterer Diesel der Euro-Normen 1 bis 3 einen Umweltbonus zwischen 2.000 und 8.000 Euro gewähren. Die Marke des zurückgegebenen Autos spielt ebenfalls keine Rolle. Allerdings muss das alte Dieselauto vor 2006 erstmals zugelassen worden sein.

• Wer seinen Diesel gegen einen neuen Toyota-Hybriden eintauscht, erhält dafür einen Bonus in Höhe von 2.000 Euro plus eine Hybridprämie von 2.000 Euro. Der Diesel-Eintauschbonus ist gültig bei Inzahlungnahme eines mindestens sechs Monate zugelassenen Diesel-Gebrauchtwagen.

• Auch der französische Autohersteller Renault bietet ab sofort beim Kauf eines Neuwagens eine Wechselprämie an. Diese kann bis zu 7.000 Euro betragen. Die Prämie wird Privatkunden auf den Kaufpreis eines neuen Renaults angerechnet, wenn ein alter Diesel-Pkw mit Abgasnorm Euro 4 oder älter in Zahlung gegeben wird.

• Autofahrer der Marke Opel, die von einem älteren Dieselfahrzeug (Euro 1- bis Euro 4-Norm) gleich welcher Marke auf ein effizientes, neues Opel-Modell umsteigen, erhalten ab sofort ein Prämie zwischen 1.750 und 7.000 Euro. Einzige Voraussetzung ist die Abgabe und zertifizierte Verschrottung des alten Diesel-Fahrzeugs, das mindestens sechs Monate auf den Kunden zugelassen sein muss.

• Nicht zuletzt bietet Audi seinen Kunden, die von ihrem bisherigen Diesel-Fahrzeug der Abgasnorm Euro 1 bis Euro 4 auf einen Audi mit Euro-6-Standard wechseln, eine Prämie. Die Marke des eingetauschten Autos ist dem Konzern dabei egal. Die Wechselprämie beträgt je nach Fahrzeugklasse des Neuwagens zwischen 3.000 Euro und 10.000 Euro. Bei einem Plug-in-Hybrid-Audi erhöht sich die Prämie noch.
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Der Stahlrecyclingverband BDSV hatte sich schon bei der Ankündigung der Prämien skeptisch gezeigt, ob sich die Umweltprämien auch bei den Altauto-Verwertern auszahlen werden. „Momentan bestehen noch zu viele Unklarheiten, wie die Hersteller das Ganze organisieren wollen“, sagte Verbandsgeschäftsführer Ulrich Leuning Anfang August. Anders als bei der staatlichen Abwrackprämie im Jahr 2009 sei derzeit beispielsweise noch keine Rede von einem Verwertungsnachweis. Unklar sei auch, wie groß die Rücklaufmenge an Alt-Diesel sein wird.

Insgesamt beläuft sich der Bestand an Diesel-Fahrzeugen in Deutschland aktuell auf über 15 Millionen Stück. Davon kommen rund 6,4 Millionen alte Diesel für die diversen Umweltprämien der Autohersteller in Betracht.

VW startet Elektro-Offensive

VW scheint unterdessen entschlossen, die Einführung von Elektroautos zu forcieren. So will VW bis spätestens 2030 sein gesamtes Modellportfolio durchgängig elektrifizieren. Spätestens dann werde es von jedem der rund 300 Konzernmodelle mindestens eine elektrifizierte Variante geben, über alle Marken und Märkte hinweg, kündigt der Konzern an.

Volkswagen wäre damit der erste große Mobilitätskonzern, der sich auf ein Datum für die volle E-Fähigkeit seiner Flotte festlegt. Allein für die Ausstattung der eigenen E-Flotte benötigt VW bis 2025 eine Batteriekapazität von mehr als 150 GWh pro Jahr. Das entspreche einer Jahreskapazität von mindestens vier „Gigafactories“ für Batteriezellen, erklärt der Konzern.

VW hatte bereits im Juni 2016 das Ziel ausgegeben, bis 2025 die weltweite Nummer Eins in der Elektromobilität zu werden. Dabei geht Volkswagen davon aus, dass im Jahr 2025 bereits etwa jedes vierte neue Fahrzeug des Konzerns – und damit je nach Marktentwicklung bis zu drei Millionen Einheiten jährlich – rein batterieelektrisch angetrieben sein könnte.

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