Markt für Edelmetalle

Gute Absatzzahlen in der US-amerikanischen und chinesischen Automobilindustrie geben dem Palladium-Preis neuen Rückenwind. Auch Silber profitiert derzeit von einer guten industriellen Nachfrage. Der Marktbericht für Edelmetalle.

Automobilindustrie treibt Palladium-Preis nach oben


Von Volker Skowski, Heraeus Metals Germany GmbH & Co. KG.

Gold stabil

Nachdem Gold Ende September ein 3-Wochen-Tief in Höhe von USD 1,264 US-Dollar/oz erreicht hatte, stabilisierte sich das Metall in der vergangenen Woche und handelte innerhalb einer engen Bandbreite von 1,270 US-Dollar/oz und 1,280 US-Dollar/oz. Das Wochenhoch am Donnerstag in Höhe von 1.284 US-Dollar/oz wurde aufgrund einer kurz vorher veröffentlichten Entscheidung von US Präsident Trump erreicht, der Jerome Powell als Nachfolge von Janet Yellen zur Fed Präsidentschaft ernannte. Powell ist seit 2012 als Fed Gouverneur tätig und finanzpolitisch gesehen steht er für die Fortführung der bisherigen Politik. Die Ernennung Powells muss final noch durch den Senat bestätigt werden.

Positive Marktdaten konnten ebenfalls aus China vernommen werden, wobei eine hohe Nachfrage chinesischer Investoren den Goldpreis unterstützte. Aktuellen Berichten zufolge stieg der Gold-Bedarf in China in den letzten 9 Monaten um 15,5 Prozent an.

Der am Freitag veröffentlichte US-Arbeitsmarktbericht zeigte eine Rückkehr zu starkem Beschäftigungswachstum wie vor dem Hurrikan und so hat sich der amerikanische Arbeitsmarkt wie erwartet robust entwickelt. Zu Zeiten der Wirbelstürme waren die Arbeitsmarktdaten einmalig verzerrt. Der USD handelt aktuell leicht schwächer gegenüber dem Währungskorb. Gold schloss die Woche mit 1.275 US-Dollar/oz, einem Wochenverlust in Höhe von 0,3 Prozent.

Seit unserem letzten Bericht hat Gold den 200-Tage-Durchschnitt überwunden, so dass wir aktuell eine charttechnische Unterstützung bei 1.272 US-Dollar/oz sehen.

Silber gut unterstützt

Silber handelte zu Beginn der Handelswoche noch unter der 17 US-Dollar-Marke, erreichte jedoch am Donnerstag mit einem Gewinn von über 2,3 Prozent das Wochenhoch in Höhe von 17,29 US-Dollar/oz. Nach der Veröffentlichung der US-Arbeitsmarktdaten am Freitag verlor Silber jedoch wieder einen großen Teil der Gewinne und schloss die Berichtswoche mit 16,89 US-Dollar/oz.

Unter Berücksichtigung des Goldpreises ist die Gold-Silber-Ratio von 75,6 (Schlusskurs der Woche 43) auf 75,1 leicht gesunken. Dies zeigt erneut eine Outperformance von Silber, das aktuell von einer guten industriellen Nachfrage profitiert. Mit dieser Entwicklung sehen wir aktuell Unterstützung bei 16,90 US-Dollar/oz (100-Tage gleitender Durchschnitt).

Platin korreliert mit Gold

Platin schlug charttechnisch in der vergangenen Woche eine ähnliche Preisbewegung ein wie Gold. Nachdem Platin die Woche noch bei 917 US-Dollar/oz eröffnete, geriet es in der zweiten Wochenhälfte ins Fahrwasser von Gold und erreichte ein Wochenhoch von 942 US-Dollar/oz. Allerdings fehlt momentan jegliche substanzielle Nachfrage aus der Industrie, die diese Preisbewegung begründen würde, so dass die Preissprünge der vergangenen Woche hauptsächlich durch die starke Korrelation zum Goldpreis begründet werden.

Nach wie vor bestehen aufgrund des „Dieselgates“ schwache Fundamentaldaten auf der Nachfrageseite für das Metall. Gleichzeitig blicken Analysten auf die von einer andauernden Finanzkrise geplagte Minenindustrie in Südafrika. Dort gibt es positive Meldungen vom drittgrößten Bergbaukonzern Impala Platinum Holdings. Denn auch wenn das Unternehmen finanziell ein schwieriges Jahr hinter sich hat, konnte der Aktienkurs wieder durch Wertzuwächse in der vergangenen Woche brillieren. Es wurde demnach berichtet, dass Impala nicht nur einen relativ hohen Anteil am zukunftsträchtigen „Waterberg Project“ (neue Minenquelle für Platingruppenmetalle) erworben hat, sondern sich auch heute schon über eine insgesamt höhere Platinproduktionsleistung freuen kann als für das Quartal budgetiert worden war.

Platin schloss die Berichtswoche bei 923 US-Dollar/oz. Unterstützung sehen wir charttechnisch bei 900 US-Dollar und einen Widerstand bei 950 US-Dollar.

Palladium durchbricht wieder einmal die 1.000 US-Dollar-Marke

Im Gegensatz zu Platin kann die positive Preisbewegung im Palladium durch eine tatsächlich hohe Nachfrage insbesondere aus der Automobilindustrie begründet werden. Nachdem Palladium Mitte Oktober zum ersten Mal seit 2001 die 1.000 US-Dollar Marke knackte, erreichte das Metall auch in der vergangenen Woche ein Wochenhoch von 1.010 US-Dollar. Palladium eröffnete die Berichtswoche mit 973 US-Dollar/oz und konnte über die Woche hinaus einen Wertzuwachs verzeichnen, um am Freitag bei 997 US-Dollar/oz zu schließen.

Begründet wird dieser Umsatzanstieg primär durch positive Absatzzahlen (Stand Oktober: 18 Millionen Fahrzeuge auf Jahresbasis) in der US-amerikanischen Automobilindustrie. Aber auch die chinesische Automobilindustrie meldet starke Umsatzzahlen: so wurden schon im September 24 Prozent mehr Fahrzeuge als im Monat zuvor verkauft und fast 6 Prozent mehr im Jahresvergleich.

Dieser Nachfrageboom spiegelt sich auch in hohen Palladiumschwammprämien wider. Insgesamt bleiben auch Analysten weiterhin „bullish“ in ihrer Einschätzung zum Palladiumpreis, welcher durch die positiven Fundamentaldaten weiterhin gestützt wird.

Charttechnisch sehen wir den Palladiumpreis bei 900 US-Dollar unterstützt. Einen Widerstand sehen wir bei der 1.020 US-Dollar Marke.

Höhen und Tiefen im Rhodium; Großer Preisanstieg im Ruthenium; Iridium bleibt stabil

Seit unserem letzten Bericht ging es mit Rhodium nochmal deutlich nach oben und der Preis handelte am 26. Oktober bis auf fast 1,700 US-Dollar/oz. Danach gab es – wie schon oft in der Vergangenheit – dann ein komplett anderes Szenario. Die Käufer waren nicht mehr aktiv und fast alle potentiellen Markteilnehmer waren nun massiv auf der Verkäuferseite. Es gab zwar vereinzelte Käufer, die das günstigere Preisniveau zu ersten Eindeckungen nutzten, aber alle Händler, Recycler und zum Teil auch Minen, versuchten Positionen zu verkaufen.

Dies gelang aber nur zum Teil, da die Nachfrage, insbesondere aus Asien, kaum noch vorhanden war. Der Preis fiel dann innerhalb von nur 6 Arbeitstagen um 300 US-Dollar! Die Umsätze waren auf sehr hohem Niveau und die Geschwindigkeit, mit der Positionen geschlossen wurden, war enorm hoch, was die Angst vor weiter fallenden Kursen aktuell unterstützt. Dennoch gibt es auf aktuellem Level schon erste Käufer und Anfragen, die mittelfristig wieder auf Preisunterstützung hinweisen könnten.

Die Situation bei Ruthenium hält aktuell weiter an und der Preis ist noch einmal deutlich geklettert. In einem limitierten Markt mit wenigen Anwendungen gibt es momentan nur ein geringes Angebot. Unbestätigten Berichten soll zum Teil nun auch die Nachfrage für Anwendungen im OLED-Bereich kommen, was aber das massive Kaufinteresse erklären würde. Es gibt in der aktuellen Situation keinen Anlass, dass die Gesamtsituation sich ändern könnte und das würde einen weiteren Preisanstieg bedeuten.

Iridium ist im Vergleich zu den beiden Schwesternmetallen weiterhin unspektakulär, aber trotzdem sehr stabil. Nach dem gewaltigen Preisanstieg am Anfang des Jahres, hat sich der Preis nun auf aktuellem Niveau eingependelt. Die Umsätze bleiben aber nach wie vor auf einem sehr guten Niveau.

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