Kein Plastik in der Biotonne

Aus Plastik wird kein Kompost und auch keine Münchner Blumenerde. Deshalb startet der Abfallwirtschaftsbetrieb München (AWM) eine neue Kampagne zur Vermeidung von Plastikmüll in Biotonnen. Für den AWM steht das Gütesiegel auf dem Spiel.

AWM mit neuer Biomüll-Kampagne


Der AWM startet eine stadtweite Kampagne mit dem Slogan „Plastik raus aus der Biotonne!“. Die Münchnerinnen und Münchner werden über die Medien darüber aufgeklärt, dass Plastik jeglicher Art nicht in die Biotonne gehört. „Mit gezielten Informationen wollen wir ein stärkeres Müllbewusstsein schaffen und die Bürgerinnen und Bürger zur Mithilfe animieren“, so Kristina Frank, Kommunalreferentin und Erste Werkleiterin des AWM. „Die Faustregel lautet: Wo ‚Bio‘ drauf steht, darf auch nur ‚Bio‘ rein. Plastik verrottet nicht und hat deswegen in der Biotonne nichts zu suchen.“

Zum Einsatz kommen Plakate auf der AWM-Fahrzeugflotte sowie im gesamten Stadtgebiet. Darüber hinaus wird die Öffentlichkeit im Fahrgast-TV der U- und Trambahnen sowie durch einen Kinospot in vielen Münchner Kinos informiert. Der Spot wird zusätzlich auch auf den Social-Media-Kanälen sowie in verschiedenen Online-Medien verbreitet.

Die Wandplakate werden rund zwei Wochen im Stadtgebiet hängen. Zusammen mit den Fahrzeugplakaten auf den Müllautos wird das Problem bis ins Frühjahr 2019 thematisiert werden. Flankiert wird die Kampagne mit Infoständen des AWM im Stadtgebiet, deren Termine auf der Website des AWM veröffentlicht sind. Außerdem achten seit Mitte Oktober Qualitätskontrolleure des AWM verstärkt darauf, dass die Biotonnen richtig befüllt sind.

Was passiert mit den Bioabfällen?

Aus den Münchner Bioabfällen werden im Erdenwerk des AWM am Entsorgungspark Freimann hochwertiger, gütegesicherter Kompost sowie Blumenerde hergestellt. Insgesamt vier Erdarten produziert der AWM dort: Münchner Blumenerde, Planzerde, torffreie Bio-Erde und Rasenerde.

Aus rund 20.000 Tonnen Bioabfällen, die in der Trockenfermentationsanlage des AWM jährlich verarbeitet werden, entstehen knapp 6.000 Tonnen Kompost und 3.000 MWh Strom. 2017 konnte der AWM rund 40.000 Erdensäcke, 500 Tonnen Erde als lose Ware und 2.000 Tonnen Kompost verkaufen.

Bisher war der Kompost aus Münchner Bioabfällen von so guter Qualität, dass er von der Bundesgütegemeinschaft Kompost (BGK) für den Biolandbau zertifiziert ist. Dieses Gütesiegel steht nun auf dem Spiel, da leider immer mehr Plastiktüten sowie Beutel aus biologisch abbaubaren Kunststoffen in der Biotonne landen. Dies ergibt sich aus regelmäßigen Analysen der Kompostqualität, die zweimal im Monat von der BGK durchgeführt werden.

Der AWM hat den Grenzwert des zulässigen Störstoffanteils in den letzten Jahren bereits überschritten und wurde daraufhin gerügt. Gleichzeitig wurden die Grenzwerte von der BGK verschärft. Sollte sich die Qualität des Kompostes nicht wieder verbessern, besteht die Gefahr, das Zertifikat zu verlieren und damit keinen Absatz für die Erdenprodukte mehr zu haben.

Kostenlose kleine Eimer

Tüten aus biologisch abbaubaren Kunststoffen könnten in der städtischen Behandlungsanlage nicht vollständig abgebaut werden – dafür sei die Rottezeit von rund 12 Wochen zu kurz, erklärt der AWM. Die Tüten würden beim Absieben der Gärreste nach der Rotte in kleine Teilchen zerhäckselt, verschmutzten den fertigen Kompost und senken damit die Qualität der Münchner Erden.

Der AWM ruft die Bürger deshalb dazu auf, beim Entsorgen der Bioabfälle weder Tüten aus Plastik noch aus biologisch abbaubaren Kunststoffen zu verwenden und generell keinen Restmüll oder andere Abfälle in der Biotonne zu entsorgen. Stattdessen empfiehlt der AWM für eine saubere, getrennte Sammlung der Bioabfälle in Haushalten, die Bioabfälle im handlichen Bio-Eimer zu sammeln.

Der AWM verteilt kostenlos kleine Eimer in den Farben mint, grün und braun: „Die kleinen Bioeimer sind praktisch, schick und passen in jede Küche“, findet Frank. „Einfach den Eimer mit altem Zeitungspapier oder Küchenkrepp auslegen oder einen unbeschichteten Papierbeutel verwenden und zum Entleeren in die Biotonne kippen.“

 

© 320° | 11.10.2018

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