Getrenntsammlung

40 Prozent des Abfalls in den Münchner Restmülltonnen ist organisches Material – zu viel findet der Abfallwirtschaftsbetrieb und kündigt eine Ausweitung der Bioabfallkampagne an. Auch im neuen Abfallwirtschaftsplan bilden Bioabfälle einen Schwerpunkt.

AWM weitet Kampagne zur Bioabfallsammlung aus


Der Münchner Abfallwirtschaftsbetrieb (AWM) weitet seine Kampagne zur Getrenntsammlung von Bioabfällen aus. Noch ist die Menge, die der kommunale Betrieb jährlich sammelt, überschaubar. Im Jahr 2015 waren es 42.117 Tonnen – pro Kopf sind das rund 28 Kilogramm. Der Durchschnitt in Bayern liegt laut Landesamt für Umwelt bei rund 54 Kilogramm.

Eine Sortieranalyse des Münchner Restmülls von Mitte 2016 hat ergeben, dass rund 40 Prozent in der grauen Tonne aus organischen Abfällen besteht. „Diesen Schatz wollen wir heben“, sagt Helmut Schmidt, zweiter Werkleiter des AWM, „und diese Bioabfälle ebenfalls stofflich verwerten, das heißt in Ökostrom und Kompost umwandeln.“

Um die Mengen in München zu steigern, will der AWM gezielt in verschiedenen Stadtteilen auf die Biosammlung aufmerksam machen und diese bequemer und praktischer gestalten. Am kommenden Freitag (12. Mai) wird bei einer Auftaktveranstaltung im Stadtteil Maxvorstadt das Bioabfallmobil gastieren und AWM-Mitarbeiter neben Infomaterial auch pro Haushalt einen kostenlosen kleinen 7-Liter-Bio-Eimer ausgeben. Im Laufe der kommenden Monate sind zahlreiche weitere Ausgabestationen geplant.

Die Kampagne ist laut AWM eine Fortführung des Pilotprojekts, das 2015 im Stadtteil Neuhausen gestartet wurde. „Die Ergebnisse waren und sind hervorragend“, freut sich Schmidt. Die Sammelmengen konnten dort nahezu verdoppelt werden.

Stadtrat entscheidet über neues Abfallwirtschaftskonzept

Auch in den kommenden Jahren wird der AWM einen besonderen Fokus auf die Bioabfälle legen. Das zeigt das neue Abfallwirtschaftskonzept für die Jahre 2017 bis 2026, das am Freitag in einer Woche (17. Mai) dem Stadtrat vorgelegt wird. Der Kommunalausschuss hat dem Antrag auf Verabschiedung des Konzepts bereits zugestimmt.

Viele Veränderungen sind in dem Konzept nicht geplant: „Aufgrund der Weichenstellungen in der Vergangenheit sind keine grundlegenden Neuerungen am Entsorgungssystem notwendig“, heißt es in dem Antrag. Man wolle vor allem das hochwertige Recycling und die getrennte und sortenreine Erfassung steigern. Das größte Potenzial wird dabei bei den Bioabfällen gesehen – „Hier wird in den nächsten Jahren ein Schwerpunkt gesetzt“, so der AWM.

Ob neben den kleinen Eimern künftig auch biologisch abbaubare Beutel beworben und verteilt werden, soll eine Machbarkeitsstudie zeigen – denn noch werfen die Beutel offenbar ungelöste Probleme bei der Trockenfermentationsanlage auf. Gleichzeitig soll die Förderung der Eigenkompostierung aufgegeben werden, da das Kreislaufwirtschaftsgesetz zu den Bioabfällen auch Speisereste zählt, die für die Eigenkompostierung nicht geeignet sind.

Verpackungssammlung bleibt unverändert

Auch bei der Sammlung von Altpapier, Altglas und Alttextilien sieht der AWM noch Potenzial und will hier das Erfassungssystem optimieren und den Kundenkomfort erhöhen. Außerdem ist unter anderem für Herbst 2017 eine große Abfallvermeidungskampagne mit dem Schwerpunkt „Coffee-to-go-Becher“ geplant.

Keine Veränderungen wird es bei der Verpackungssammlung geben. Bei der Sammlung hält der AWM weiterhin an den Depotcontainern fest, zu denen die Bürger die Abfälle selbständig bringen müssen. „Für den Fall, dass die Sammlung an den Wertstoffhöfen kostendeckend von den dualen Systemen vergütet wird, wäre es auch denkbar, Leichtverpackungen an den Wertstoffhöfen zu erfassen“, räumt der AWM ein.

Um die Entsorgungssicherheit zu gewährleisten, setzt der AWM weiterhin auf die Müllverbrennungsanlage München Nord, die noch bis zum Jahr 2030 betrieben werden kann. Außerdem plant der AWM einen weiteren Wertstoffhof. Aufgrund der prognostizierten massive Zuzüge in die bayerische Landeshauptstadt hält der Abfallwirtschaftsbetrieb außerdem zwei Ver- und Entsorgungsflächen im Westen und Osten der Stadt – diese könnten künftig als Reserveflächen für Abfallbehandlungsmaßnahmen dienen.

© 320°/ek | 15.05.2017

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