Abfalltrennung

In Bern könnten künftig nur noch zwei Container vor der Haustür stehen – einer für Grüngut und einer für die übrigen Abfälle. Ob sich das lohnt, wird die Stadt ab kommendem Jahr in einem Pilotversuch testen. In Skandinavien wird das sogenannte Farbsack-Trennsystem bereits umgesetzt.

Bern testet farbige Müllsäcke


Eine Tonne für fünf verschiedene Abfallsäcke: Die Stadt Bern will ab Mitte 2018 ein neues Abfalltrenn- und -sammelsystem testen. Dabei sollen die Bürger anfallendes Papier, Metall, Glas sowie anfallenden Kunststoff und Restmüll in verschiedenfarbige Säcke werfen können. Mit der Einführung des sogenannten Farbsack-Trennsystems wollen die Verantwortlichen, wie es heißt, „den veränderten gesellschaftlichen und betrieblichen Bedürfnissen Rechnung tragen“.

Entwickelt wurde das Trennsystem von der schwedischen Envac Gruppe, die schon seit längerem bunte Abfallsäcke (Optibags) in mehreren Kommunen und Gemeinden Schwedens und Norwegens einsetzt. Inzwischen operieren 16 europäische Städte, darunter Oslo und Nantes, mit dem System. Bern ist schweizweit die erste Stadt, die dieses Systems nun testet.

Das Berner Parlament hat für den Pilotversuch einen Kredit von knapp 1,6 Millionen Franken (rund 1,35 Millionen Euro) bewilligt. Zudem will die Stadt für 130.000 Franken (rund 109.000 Euro) neue Container beschaffen. Im Wesentlichen umfasst der Pilotversuch folgende Maßnahmen:

  • Für die Mülltrennung in der Wohnung werden vom städtischen Abfallunternehmen Entsorgung + Recycling Stadt Bern fünf Säcke ausgeteilt.
  • Innerhalb des Versuchs soll Papier und Karton in einen braunen (Papier-)Sack geschmissen werden. Büchsen/Alu/kleine Metallteile sollen in einen grauen Sack und Kunststoffe (und eventuell Getränkekartons) in einen kostenpflichtigen, gelben Sack.
  • Für den übrigen Hausmüll wird ein kostenpflichtiger, blauer Abfallsack zur Verfügung stehen.
  • Glas soll in violetten Plastiktüten gesammelt werden – für drei Monate am Ende des Versuchs. „In Vortests konnte ein Sack gefunden werden, der den Belastungen standhält“, so die Verantwortlichen.
  • Die Abfallsäcke werden dann in einem Wertstoffcontainer gesammelt und von der Entsorgung + Recycling Stadt Bern einmal pro Woche abgeholt.
  • Anschließend gehen die verschiedenen Farbsäcke in eine Sortieranlage des Unternehmens Alpabern. „Eine eigene Sortieranlage für den Pilotversuch ist zu teuer“, heißt es seitens der Stadt.
  • Restmüllsäcke gehen anschließend in die Verbrennung; Säcke gefüllt mit Papier, Karton und Kunststoffen werden bei Alpabern weiterverarbeitet.
  • Büchsen/Kleinmetall sollen dem Abnehmer für Altmetall übergeben werden.

Der freiwillige Pilotversuch soll ein Jahr dauern und in zwei Abfuhrkreisen parallel stattfinden. Ziel sei es, dass pro Versuchsanordnung mindestens je 500 Haushalte teilnehmen. Allerdings werde die Detailplanung auf 2.500 Haushalte beziehungsweise rund 5.000 Personen ausgerichtet.

Erste Ergebnisse zur Praxistauglichkeit, Akzeptanz und Wirtschaftlichkeit des Trennsystems erhofft sich die Stadt in der zweiten Hälfte 2019. Fällt die Bilanz positiv aus und stimmen Gemeinde- und Stadtrat sowie die Bürger per Volksabstimmung zu, soll das Projekt ab Januar 2022 auf die ganze Stadt ausgedehnt werden.

Ursula Wyss, Gemeinderätin der Stadt Bern und Direktorin für Tiefbau, Verkehr und Stadtgrün sagt: „Der Nutzen und der erhöhte Komfort des neuen Sammel-Systems überzeugen. Das bringt mehr Umweltschutz, ist kundenfreundlicher und belastet die Gesundheit unserer Mitarbeitenden weniger.“ Die Stadt Bern leiste mit der Einführung des Farbsack-Trennsystems schweizweit Pionierarbeit.

Die Broschüre der Stadt Bern zum Farbsack-Trennsystem finden Sie hier.

Mehr zum Thema
Landgericht München muss Lkw-Kartellprozess neu aufrollen
Recycelbar und kompostierbar: Chipstüte aus Papier
Fragen und Antworten zum PET-Markt in Europa
Institute senken Konjunkturprognose – Nur noch Miniwachstum
Die neue Abfall­­­verbringungsverordnung kann kommen
KI sortiert Kunststoffe für Lebensmittel­verpackungen
Verpackungsmüll: Warum bayerische Kommunen weiterhin auf das Bringsystem setzen
„Noch wenig Hinweise auf konjunkturelle Belebung“
Zu viel Bürokratie: „Das macht manche Firmen verrückt“
UN-Bericht: Die Welt produziert Jahr für Jahr mehr Elektroschrott
So sollen die To-go-Mehrwegangebote endlich wirken
Regierung in Sachsen beschließt Förderung der Kreislaufwirtschaft