Produktionsstart

Enerkem produziert in Edmonton ab sofort Biokraftstoffe aus Müll. Wie der kanadische Hersteller mitteilt, lässt sich mit dem Verfahren Zellulose-Ethanol aus nicht recycelbaren, gemischten Siedlungsabfällen gewinnen. Weitere Anlagen sind in Planung.

Biokraftstoff aus Müll: Enerkem startet kommerzielle Produktion


Der kanadische Hersteller von Biokraftstoffen, Enerkem, hat vergangene Woche die kommerzielle Produktion von Zellulose-Ethanol aus Müll gestartet. In der Single-line-Anlage sollen pro Jahr über 100.000 Tonnen nicht recycelbare, nicht kompostierbare, gemischte feste Siedlungsabfällen verwertet werden.

Das Unternehmen produziert bereits seit 2016 Biomethanol aus Abfall. Nun kommt Zellulose-Ethanol als weiteres Produkt hinzu. Insgesamt hat die Anlage laut Enerkem eine Produktionskapazität von 38 Millionen Litern. Beide Stoffe können als Transportbrennstoffe oder Ausgangsstoff für erneuerbaren Chemikalien genutzt werden.

Basis für Olefine

Für die Herstellung wird der Abfall zunächst in einem Raffinerieprozess in reines Synthesegas umgewandelt. Das heißt, der in den Mischabfällen enthaltene Kohlenstoff wird in die Gasphase überführt. Mittels Katalysatoren werden die einzelnen Kohlenstoffbausteine schließlich zu Methanol und Ethanol prozessiert. Beide Stoffe bilden die Basis für die Herstellung weiterer Produkte, beispielsweise von Olefinen.

„Die kommerzielle Produktion von Zellulose-Ethanol in unserer Anlage in Edmonton ist ein Meilenstein für unser Unternehmen wie auch für unsere Kunden aus der Abfallwirtschaft und Petrochemie und festigt unsere Führungsposition auf dem Markt fortschrittlicher Biokraftstoffe“, sagt Vincent Chornet, Präsident und Geschäftsführer von Enerkem. „Wir werden jetzt die Produktion in Edmonton nach und nach steigern und gleichzeitig den Bau weiterer Enerkem-Anlagen vor Ort und rund um die Welt vorbereiten“.

Die Internationale Organisation für erneuerbare Energien (IRENA) prognostiziert, dass die Nachfrage für Biokraftstoffe in den kommen Jahren steigen wird. Den Experten zufolge werden allein Biokraftstoffe auf Basis von biogenen Reststoffen, Produktionsresten (zum Beispiel aus der Palmölverarbeitung) und Algen bis 2030 ein jährliches Volumen von 124 Milliarden Litern erreichen.

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