Neues Verfahren

Der globale Biokunststoffmarkt verspricht starkes Wachstum. Verantwortlich sind vor allem neuartige Polymere wie PHA. Den biologisch abbaubaren Kunststoff will ein Abfallverwerter nun aus Küchenabfällen gewinnen – mit einem neuen Verfahren.

Biokunststoff aus Biomüll: Pilotanlage geht in Betrieb


Wie Bioabfälle aus Haushalten in der Regel verwertet werden, ist bekannt. Aus der gesammelten Organik werden Biogas und Kompost gewonnen. Doch es gibt noch einen weiteren Ansatz, den aktuell der niederländische Abfallverwerter Renewi verfolgt. Er versucht, Küchenabfälle in Biokunststoffe umzuwandeln.

Wie Renewi mitteilt, steht am Standort seines Tochterunternehmens Orgaworld in Lelystad bei Amsterdam seit Kurzem ein eigens entwickelter Hydrolyse-Bioreaktor im Pilotmaßstab. Dieser wird mit organischem Hausmüll gefüttert und mit Hilfe von Bakterien in den gewünschten Biokunststoff PHA, kurz für Polyhydroxyalkanoate, überführt. Der Prozess läuft in mehreren Schritten ab:

  • Zunächst wird der organische Abfall aufgegeben.
  • Bakterien verdauen dann das Material zu Zucker, Aminosäuren und Fetten. Um die Bakterienkonzentration hochzuhalten, wird die Masse kontinuierlich mit heißem Perkolat besprüht.
  • Andere Bakterienarten setzen die Fette anschließend zu den gewünschten Fettsäuren um.
  • Zu guter Letzt verwandeln spezielle Mikroorganismen die erzeugten Fettsäuren in PHA – einen vollständig biologisch abbaubaren Kunststoff.

„Wir freuen uns sehr über unser neues Closed-Loop-Verfahren. Mit diesem innovativen Ansatz werden wir unserem Unternehmensziel ‚Null Abfall‘ gerecht“, sagt Bas Blom, Managing Director für Renewis Monostream-Sparte. Durch das Orgaworld-Verfahren könnten künftig auch Müllsäcke aus Bioplastik, die für die Sammlung von Küchen- und Grünabfällen eingesetzt werden, zurück in den Kreislauf gelangen.

Darüber hinaus wollen sich die Niederländer mit dieser Entwicklung einen Wettbewerbsvorteil sichern. Denn gerade PHA könnte in den kommenden Jahren gefragt sein. Nach Einschätzung der europäischen Bioplastikhersteller ist das Biopolymer künftig einer der Treiber für das Wachstum der globalen Biokunststoffindustrie. Demnach sollen sich die Produktionskapazitäten für Polyhydroxyalkanoate bis 2022 nahezu verdoppeln.

Bis dahin soll der Hydrolyse-Bioreaktor weiterentwickelt werden. Renewi zufolge soll das Verfahren in drei bis fünf Jahren vom Pilotmaßstab in den kommerziellen Maßstab überführt werden. Unterstützung erhält das Unternehmen dabei durch seine Projektpartner, den Anlagenbauer Paques und die Technische Universität Delft.

Renewi ist 2017 aus dem Zusammenschluss der britischen Shanks Group und der niederländischen Van Gansewinkel Gruppe hervorgegangen. Das Unternehmen verarbeitet unter anderem Bio- und Grünabfälle, Papier, Metall, Kunststoff und Glas. Zur Monostream-Sparte gehören vier Geschäftsbereiche: Coolrec, Minerals, Orgaworld und Maltha.

 

© 320°/bs | 14.02.2018

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