Abfallsammlung

Biomethan aus Bioabfällen scheint der ideale Treibstoff für Müllfahrzeuge zu sein. Damit lässt sich zeigen, was Kreislaufwirtschaft leisten kann. Aber ist Biomethan auch praxistauglich? Das wird ein Testversuch zeigen, der am 1. August startet.

Biomethan: Ist das der Treibstoff der Zukunft für Müllfahrzeuge?


Symbolträchtig ist es in jedem Fall, wenn Abfallsammelfahrzeuge mit Biomethan betankt werden, das aus jenen Bioabfällen erzeugt wurde, die zuvor von eben diesem Fahrzeug abgeholt wurden. So gesehen, scheint Biomethan der ideale Treibstoff für Müllfahrzeuge zu sein.

Aber auch andere Aspekte sprechen für Biomethan: Der Treibstoff erzeugt wenig CO2, kaum Stickoxide und verursacht in Fahrzeugen wenig Lärm. Aus Sicht von Remondis sind das gute Gründe, den Treibstoff im Praxisbetrieb von Müllfahrzeugen zu testen. Der Recyclingkonzern hat sich dafür die Partner GVG Rhein-Erft, Zukunft Erdgas und Iveco gesucht. Der Testbetrieb startet am 1. August mit sechs Iveco-Biogasfahrzeugen in Pulheim und in Erftstadt.

Betankt werden die Fahrzeuge an einer neuen Erdgastanksäule, die Remondis und die GVG in Zusammenarbeit mit Zukunft Erdgas in Hürth installieren. Mit einer sogenannten Fast-Fill Betankung verliert der Fahrer kaum mehr Zeit, als bei einem üblichen Tankvorgang:

  • Die Erdgastankung nimmt rund 8 Minuten in Anspruch.
  • Acht Gastanks fassen dazu 640 Liter Erdgas.
  • Das Kraftstoffgewicht beträgt dabei nur 88 kg.
  • Das Fahrzeug schafft im Arbeitsmodus eine Reichweite von ca. 200 km. Im Gegensatz zu dieselbetriebenen Fahrzeugen ist die Reichweite zwar rund 400 km geringer, jedoch sei auch die umweltfreundliche Variante für eine pausenlose, routinierte Sammeltour in mittelgroßen Städten mehr als ausreichend, so Remondis.

Das Iveco-Biogasfahrzeug stehe dem Dieselfahrzeug auch leistungstechnisch in nichts nach, betont Remondis. Bei den Fahrzeugen handele es sich um dreiachsige Fahrgestelle mit gelenkter Nachlaufachse für bessere Wendigkeit. Die 26-Tonner sind mit 330 PS motorisiert. Um das permanente Anfahren verschleißfrei zu gestalten, sind alle Fahrzeuge mit einem Allison Getriebe ausgestattet. Das erlaube dem Fahrer auch, sich voll auf den Verkehr zu konzentrieren.

Auch das Thema Sicherheit wird großgeschrieben: Auf Wunsch von Remondis hat Iveco ein Abbiegeassistenzsystem eingebaut. Beim Setzen des Blinkers wird ein Monitor in der A-Säule rechts aktiviert. Der Fahrer habe somit den toten Winkel sicher im Blick.

50 Prozent des Lkw-Verkehrs mit Biomethan?

Kurzfristig sei Biomethan also eine Lösung, um die Grenzwerte der Euro-6-Norm für Stickoxide und Feinstaubemissionen deutlich unterschreiten zu können, erklärt der Recyclingkonzern. So würden die Stickoxide mithilfe des Iveco-Fahrzeugs um ca. 60 Prozent reduziert, die Feinstaub- und Partikelemissionen würden sich an der Nachweisgrenze befinden. Hinzu komme, dass der CO2-Ausstoß bis zu 90 Prozent geringer ausfalle und das Lärmaufkommen bis zu fünf Dezibel leiser sei.

Langfristig ermögliche Biomethan eine nahezu klimaneutrale Mobilität, die auf einen nachhaltigen und verfügbaren Rohstoff zurückgreift, ist Remondis überzeugt. Der Konzern verweist auf Experten-Schätzungen, dass künftig 50 Prozent des gesamten LKW-Verkehrs hierzulande über Biomethan abgedeckt werden könnten. Voraussetzung sei allerdings eine bessere Nutzung der Bioabfälle. Denn trotz geltender Gesetzgebung landen immer noch vier Millionen Tonnen Bioabfälle fälschlicher Weise in der Restmülltonne.

Würde dieses Potenzial in Zukunft besser ausgenutzt, ließen sich in Deutschland bis zu 100 TWh Biomethan jährlich aus Biomasse erzeugen, rechnet Remondis vor. Das wäre eine beträchtlicher Sprung. Denn aktuell sind es nur 9 TWh Biomethan jährlich.


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© 320° | 28.06.2018

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