Bioabfallsammlung

Die flächendeckende getrennte Bioabfallsammlung ist Pflicht, doch einige Landkreise gehen ihren eigenen Weg. So wie der Landkreis Regensburg, der vor einem Jahr beschlossen hat, ein kostenloses Bringsystem auf Wertstoffhöfen einzuführen. Nun zieht er Bilanz.

Bringsystem für Bioabfälle: Regensburg zieht Bilanz


Andreas Hügel, Leiter der Abfallwirtschaft im Landratsamt Regensburg, ist zufrieden mit der Bioabfallausbeute im vergangenen Jahr. Woanders wäre diese Nachricht nicht weiter von Belang. Aber in Regensburg funktioniert die Bioabfall-Sammlung anders als in den meisten Kommunen: In Regensburg gibt es kein Holsystem. Stattdessen bringen die Einwohner ihre Küchen- und Lebensmittelabfälle zum Wertstoffhof.

Das Angebot kommt offenbar an. Jede Woche bringen die Einwohner durchschnittlich 14 Tonnen zu den 660-Liter-Bioabfallcontainern an, die auf 39 Wertstoffhöfen im ganzen Landkreis aufgestellt sind. Die Bürger nutzten dafür die zu Beginn der Sammlung kostenlos verteilten 10-Liter-Sammelbehältnisse oder auch eigene Gefäße. Zudem gibt es biologisch abbaubare Biobeutel, die kostenlos am Wertstoffhof erhältlich seien.

Noch Luft nach oben

Der gesammelte Abfall geht in die Bioabfallvergärungsanlage in Mainburg und enthält laut Hügel „kaum Störstoffe“. Für 2017 rechnet der Abfallwirtschafts-Leiter mit voraussichtlich 650 bis 700 Tonnen Input. Das wären rund 3,7 Kilogramm pro Einwohner und Jahr.

Gemessen am Potenzial ist das nicht viel. Immerhin wandern in ländlichen Gebieten zwischen 25 bis 50 Prozent Biogut in die Restmülltonne. Für den Landkreis Regensburg, der 2016 pro Einwohner 136 Kilogramm Restmüll erzeugte, bedeutet dies, dass theoretisch zwischen 34 und 68 Kilogramm Bioabfall pro Einwohner und Jahr abzuschöpfen wären.

Allerdings haben auch die Experten des Augsburger Umweltinstituts bifa ein niedriges Potenzial für den Landkreis abgeschätzt. Sie gehen davon aus, dass selbst bei guter Abschöpfung der Organik aus dem Restmüll, also rund 60 Prozent, und hohem Anschlussgrad von 70 Prozent an eine Biotonne höchstens 12,8 Kilogramm pro Einwohner und Jahr abzuschöpfen wären, wie Hügel die bifa-Experten zitiert. Mitursächlich sei die optimale Grünguterfassung, die Sammelmenge liege bei 185 Kilogramm pro Einwohner und Jahr.

Gleichwohl zeigt die Rechnung, dass es noch Luft nach oben gibt. Davon ist auch Hügel überzeugt. Um die Sammelmenge zu steigern, stehen daher versuchsweise seit zwei Wochen zusätzliche Bioabfallcontainer außerhalb der üblichen Öffnungszeiten vor sechs Wertstoffhöfen. Zudem wird ab sofort in der Gemeinde Markt Donaustauf für ein Jahr die freiwillige Biotonne getestet.

Hügel glaubt, dass sich das Bringsystem im Landkreis Regensburg etablieren wird. Er erwartet auch keine Probleme dahingehend, dass der Gesetzgeber die Auffassung vertritt, dass die Getrennterfassungspflicht nur mit der Einführung einer Biotonne erfüllt wird. Eine Tonne brauche es nicht unbedingt, sagt Hügel. „Wir haben unser Konzept mit den Fachbehörden geklärt und gesetzlich abgesichert.“

© 320°/ek | 05.04.2017

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