Konjunktur

Wohin steuert die europäische Wirtschaft? Während Industrie und Banken mit einer leichten Abkühlung rechnen, kann die Bundesbank noch kein Ende des Aufschwungs erkennen. Auch die EU-Kommission zeigt sich zuversichtlich.

Bundesbank-Präsident erwartet kein Ende des Aufschwungs


Bundesbankpräsident Jens Weidmann erwartet trotz eines schwächeren Jahresstarts noch kein Ende des Aufschwungs in der Eurozone. „Einige Beobachter sehen ja bereits in der jüngsten konjunkturellen Abkühlung Hinweise auf ein nahendes Ende des Aufschwungs. Derartige Sorgen halte ich allerdings für übertrieben“, sagte Weidmann am Mittwoch laut Redetext in Mannheim. Weidmann entscheidet im Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) über die Geldpolitik mit.

Das Wirtschaftswachstum in der Eurozone hatte sich zu Jahresbeginn abgeschwächt. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) war im ersten Quartal laut Daten der Statistikbehörde Eurostat um 0,4 Prozent zum Vorquartal gestiegen. Im vierten und dritten Quartal 2017 war die Wirtschaft noch um 0,7 Prozent gewachsen. Auch viele Stimmungsindikatoren hatten sich zuletzt eingetrübt.

Nach einem außerordentlich starken Wachstum im vergangenen Jahr sei die Abkühlung zu Anfang dieses Jahres nicht als konjunktureller Wendepunkt, sondern als Delle in einem Aufwärtstrend zu sehen, sagte Weidmann. Hinzu gekommen seien auch Sondereffekte. Weidmann verwies auf die Grippewelle, die vermutlich zu einem höheren Krankenstand geführt habe.

Einen Grund zur Sorge sieht Weidmann jedoch in den derzeit schwelenden Handelskonflikten. „Hierin liegt tatsächlich ein Konjunkturrisiko – ja letztlich sogar ein Risiko für Wachstum und Wohlstand“, so der Notenbankchef. „Umso wichtiger ist es deshalb, dass der Handelskonflikt nicht zu einem veritablen Handelskrieg eskaliert.“

Gefahr der Überhitzung in den USA

Auch die EU-Kommission rechnet für die Eurozone mit einem robusten Wirtschaftswachstum in diesem Jahr. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) werde 2018 in den 19 Ländern mit der Gemeinschaftswährung um 2,3 Prozent zunehmen, erklärte die Brüsseler Behörde am Donnerstag. 2019 solle es dann bei 2,0 Prozent liegen. Die EU-Kommission bestätigte damit ihre Prognose von Anfang des Jahres.

Für Deutschland erwartet die EU-Kommission ebenfalls ein weiterhin robustes Wachstum. Im laufenden Jahr erwartet sie ein BIP-Plus von 2,3 Prozent, 2019 dann 2,1 Prozent. Hintergrund seien unter anderem ein starker Arbeitsmarkt, steigende Haushaltseinkommen und starke Exporte. Die deutsche Exportwirtschaft profitiert dabei auch überdurchschnittlich von der positiven Entwicklung der Eurozone.

 

Zugleich gebe es aber zunehmend Risiken. Die Konjunkturmaßnahmen in den USA könnten zu einer „Überhitzung“ der Wirtschaft führen. Zudem sei eine Eskalation des US-Handelsstreits eine Gefahr. Die Eurozone sei dabei durch ihre Offenheit besonders anfällig.

 

©320°/dpa | 03.05.2018

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