Finanzielle Förderung

Nun ist es beschlossene Sache: Ab 2019 werden Elektro-Autos, die als Dienstwagen genutzt werden, steuerlich begünstigt. Die Bundesregierung erhofft sich davon einen Schub für die Elektromobilität. Kritik kommt von Branchenexperten.

Bundesregierung fördert Elektro-Autos als Dienstwagen


Wer ein Elektroauto als Dienstwagen auch privat nutzt, kann bald mit Steuervorteilen rechnen. Das Bundeskabinett beschloss am Mittwoch eine milliardenschwere Förderung. Die Große Koalition erhofft sich davon einen Schub bei der weiterhin schleppenden Nachfrage nach E-Autos. Umweltverbände dagegen sprachen von einem Geschenk vor allem für Fahrer von Luxusautos, weil der Steuervorteil vor allem für schwere und umweltschädliche Hybridfahrzeuge gelte.

Der Regierungsbeschluss sieht vor, dass ein Arbeitnehmer, der ein Elektro-Auto als Firmenwagen auch privat nutzt, weniger Steuern zahlen muss. Bisher muss der Arbeitnehmer ein Prozent des Listenpreises als geldwerten Vorteil versteuern. Diese Regelung galt aber bei E-Autos als Dienstwagen als finanziell unattraktiv, weil die Anschaffungskosten für Elektro-Autos deutlich höher sind.

Gemäß dem neuen Beschluss muss der Arbeitnehmer nur noch 0,5 Prozent des Listenpreises als geldwerten Vorteil versteuern. Die Neuregelung bezieht sich auf Elektro- und Hybridfahrzeuge, die vom 1. Januar 2019 bis zum 31. Dezember 2021 angeschafft oder geleast werden. Hybridautos kombinieren einen E-Antrieb mit einem Verbrennungsmotor.

„Damit kann sich auch ein reger Gebrauchtwagenmarkt etablieren“, sagte Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. „E-Fahrzeuge werden dadurch preiswerter und für eine breite Kundengruppe interessanter.“

Kritik vom VCD

Der Verband der Automobilindustrie bewertete den Steuervorteil für E-Dienstwagen als „guten Beitrag“ zum Markthochlauf der Elektromobilität. Die Gesetzesänderung werde gerade ab den Jahren 2019 und 2020 relevant, wenn eine Vielzahl neuer Modelle auf den Markt komme. Firmenwagen machten 44 Prozent aller Neuzulassungen für Elektro-Autos aus. Mehr als 57 Prozent aller in Deutschland zugelassenen Firmenwagen kämen aus den unteren Segmenten bis einschließlich der Mittelklasse.

Der Energieverband BDEW erklärte, das neue Steuerprivileg sei ein wichtiger Baustein dafür, dass E-Autos finanziell attraktiver werden. Genauso notwendig wäre es allerdings, die Steuer- und Abgabenlast auf Strom zu senken – um Strom als Treibstoff und damit die Elektromobilität insgesamt gegenüber Benzin- und Diesel konkurrenzfähig zu machen.

Der ökologische Verkehrsclub VCD dagegen kritisiert den Beschluss. Umweltfreundliche Fahrzeuge wie Fahrräder würden nicht von der geplanten Steuererleichterung profitieren, moniert der verkehrspolitische Sprecher des Verbands, Gerd Lottsiepen. Die Steuererleichterung für „PS-strotzend Plug-In-Hybride“ entpuppe sich außerdem als umweltschädliches und unsoziales Konjunkturprogramm für die Autoindustrie.

Auch der Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer sagte, es würden vor allem Hybridfahrzeuge profitieren. Der Leiter des CAR-Instituts an der Uni Duisburg-Essen schlug stattdessen vor, die Kraftstoffsteuer für neue Diesel auf das Niveau von Benzinern anzuheben.

 

© 320°/dpa | 01.08.2018

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