Hohe Geldstrafe

Die EU-Kommission hat Recylex und zwei anderen Batterierecyclern hohe Geldbußen auferlegt. Den Firmen werden wettbewerbswidrige Praktiken beim Einkauf von gebrauchten bleihaltigen Fahrzeugbatterien vorgeworfen. Das trifft vor allem die kriselnde Recylex-Gruppe hart.

Bußgeld trifft Recylex zur Unzeit


26,739 Millionen Euro – so viel muss die Recylex-Gruppe an Bußgeld zahlen. Und das innerhalb von drei Monaten. Das hat die EU-Kommission gestern entschieden. Die Geldbuße trifft die französische Recyclinggruppe zu einem äußerst ungünstigen Zeitpunkt, denn sie befindet sich momentan mitten in der finanziellen Restrukturierung.

Recylex bedauert denn auch, dass die Kommission „ihre spezifische finanzielle Situation nicht berücksichtigt hat“, wie es in einer Mitteilung der Gruppe heißt. Das Unternehmen leidet schon seit einiger Zeit unter rückläufigen Umsätzen und zeitweiligen Liquiditätsschwierigkeiten. Anfang Januar hatte schließlich ein deutsches Bankenkonsortium den deutschen Recylex-Tochtergesellschaften einen Kredit in Höhe von 67 Millionen Euro gewährt.

Davon sind etwa 40 Millionen Euro für den Bau eines neuen Reduktionsofens in der Bleihütte von Weser-Metall vorgesehen. Von dem Neubau erhofft sich Recylex eine Rückkehr zur Rentabilität. Geplant ist, noch im ersten Quartal mit den Bauarbeiten zu beginnen. Für die erste Jahreshälfte 2018 stehen Testläufe für die Inbetriebnahme mit einer Phase der schrittweisen Produktionsaufnahme an.

In einer ersten Reaktion teilt Recylex nun mit, dass sie zusammen mit ihren Beratungsgremien die Entscheidung der EU-Kommission untersuchen wird. Zugleich will sie zusammen mit ihren Finanzpartnern die Auswirkungen auf die Finanzlage der Gruppe erörtern. Alle Optionen, auch die einer Berufung, würden geprüft, heißt es. Die Notierung der Recylex-Aktien bleibe bis zur nächsten Pressemitteilung ausgesetzt.

Eco-Bat und Campine können Geldbuße besser wegstecken

Insgesamt hat die EU-Kommission den Unternehmen Recylex, Campine und Eco-Bat Technologies eine Geldbuße von annähernd 68 Millionen Euro auferlegt. Ihnen wird vorgeworfen, zwischen 2009 und 2012 die Preise für den Ankauf gebrauchter Autobatterien festgesetzt und damit gegen die EU-Kartellvorschriften verstoßen zu haben. Das vierte Unternehmen im Bunde, Johnson Controls, geht frei aus. Es hatte die Kommission über das Kartell informiert.

Am wenigsten hart trifft es wohl den belgischen Batterierecycler Campine. Dieser muss eigenen Angaben zufolge ein Bußgeld von etwas mehr als 8,158 Millionen Euro zahlen. „Die Geldbuße sollte keinen Einfluss auf die kurzfristige Entwicklung haben“, erwartet Campine. Die Zahlung werde in die Ergebnisse des Geschäftsjahres 2016 integriert.

Das britische Unternehmen Eco-Bat Technologies muss nach eigenen Angaben 32,7 Millionen Euro zahlen. Die Geldbuße werde von Eco-Bats deutschen und französischen Tochtergesellschaften getragen, also von Berzelius Metall und der Société de Traitements Chimiques des Métaux. Eco-Batte hatte sich bereits im vergangenen Jahr auf die Entscheidung der Kommission eingestellt. Im dritten Quartal 2016 wies der Recycler eine Rückstellung von 34 Millionen Euro aus.

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