Milliardenauftrag

Der chinesische Batteriehersteller CATL wird aller Voraussicht eine Batteriezellen-Fabrik in Thüringen bauen. Von dort aus will er unter anderem das BMW-Werk in Dingolfing beliefern, das ab 2021 das Elektromodell iNext fertigen wird.

CATL plant Batteriezellen-Produktion in Thüringen


Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich in den vergangenen Monaten stets für den Aufbau einer Batteriezellen-Produktion in Europa ausgesprochen. Dabei müsse die Wirtschaft aber mitziehen, mahnte sie in Richtung deutscher Unternehmen. Doch ihre Appelle blieben bislang wirkungslos. Unternehmen wie Bosch und Continental scheuen eine solche Entscheidung. Der Technologievorsprung asiatischer Hersteller scheint bereits zu groß.

Stattdessen wird nun aller Voraussicht nach der chinesische Batteriehersteller CATL am europäischen Markt Fuß fassen. Das Unternehmen will eine Batteriezellen-Produktion in Thüringen aufbauen. Von dort aus will der Hersteller unter anderem das BMW-Werk in Dingolfing beliefern, das ab 2012 das Elektroauto „iNext“ fertigen wird.

„Wir haben gerade einen Milliardenauftrag an den chinesischen Batterieproduzenten CATL vergeben“, sagte Vorstandschef Harald Krüger dem Handelsblatt (Freitag). Mit CATL habe BMW sehr früh eine Partnerschaft begonnen und sich auch für den Bau eines Werkes in Europa eingesetzt. „CATL wird ein Werk in Europa errichten“, sagte der Manager weiter. Landeswirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) hatte erst kürzlich Verhandlungen über eine Ansiedlung in Thüringen bestätigt.


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Batteriezellen-Fabrik in Norwegen

Asiatische Konzerne gelten bei der Batteriezellfertigung als führend, an ihnen kommt niemand vorbei, der auf die Belieferung mit Batterien angewiesen ist. Auch die deutschen Automobilhersteller kaufen in der Regel ihre Batteriezellen aus asiatischer Fertigung und bauen daraus ihre Batterien dann selbst zusammen.

Gleichwohl könnte ihre Abhängigkeit von asiatischen Herstellern ein Stück vermindert werden. Ende Mai wurde bekannt, dass Siemens sich am Aufbau der ersten großen Batteriezellen-Fabrik in Europa beteiligt. Der Münchner Elektrokonzern will dem schwedischen Batteriebauer Northvolt die notwendige Automatisierungs- und Digitalisierungstechnik liefern und 10 Millionen Euro in die Fabrik investieren, wie beide Unternehmen mitteilten.

Die sogenannte Gigafactory soll in zwei Jahren in Schweden in Betrieb gehen und mit 2.500 Mitarbeitern Batteriezellen für rund 400.000 Elektroautos pro Jahr fertigen. In Schweden koste der Strom nur ein Zehntel des deutschen Preises, und mit europäischer Automatisierungs- und Digitalisierungstechnik sei die Fabrik wettbewerbsfähig gegenüber den heute marktbeherrschenden asiatischen Zellenherstellern, sagte Northvolt-Chef Peter Carlsson.

China und Europa seien die Treiber auf dem Weg zur E-Mobilität, so Carlsson. Die europäische Autoindustrie baue jährlich rund 20 Millionen Autos und werde bald ein Dutzend solcher Gigafabriken brauchen. 600 Kilogramm schwere Batterien aus Asien zu importieren, sei „total ineffizient“.

 

© 320°/dpa | 02.07.2018

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