Zahlen für 2014

Chinesische Papierfabriken kaufen mehr Altpapier aus den USA als aus Europa. Das belegen aktuelle Zahlen, die heute auf der Herbsttagung des Weltrecyclingverbands BIR vorgestellt wurden. Die Frage ist, woran das liegt: An der Qualität? Am Preis? Oder am Sammelaufkommen?

China bevorzugt Altpapier aus den USA


Die Antwort hatte auch Ranjit Baxi nicht, aber eine Vermutung schon. Seit Jahren weist der BIR-Vertreter auf die Bedeutung der Altpapierqualität hin. Und auch in Paris, wo heute die Altpapierexperten des BIR zur Herbsttagung zusammenkamen, hob er die Bedeutung hervor.

Die Qualität sei ein wichtiges Kriterium für die Entscheidung chinesischer Papierfabriken, das benötigte Altpapier aus den USA, Europa oder aus Hongkong zu beziehen, sagte Baxi. Vielleicht sogar das wichtigste Kriterium.

Hat er Recht, dann sind die Amerikaner seit geraumer Zeit in der Lage, eine bessere Altpapierqualität anzubieten als es europäische Recycler vermögen. In den ersten acht Monaten dieses Jahres haben die USA 9,8 Millionen Tonnen Altpapierfasern nach China geliefert. Das entspricht einem Rückgang von 2 Prozent. Demgegenüber sind die Lieferungen aus Europa im gleichen Zeitraum um 6 Prozent auf 5,1 Millionen Tonnen zurückgegangen. Noch stärker fielen nur die Importe aus Asien, die zwischen Januar und August ein Minus von 17 Prozent auf 3,0 Millionen Tonnen ausweisen.

Baxi neuBesonders Deutschland traf es hart. Die deutschen Altpapierhändler mussten für die ersten acht Monate dieses Jahres einen Rückgang der China-Exporte von knapp 40 Prozent auf rund 189.000 Tonnen verkraften. Spanien dagegen steigerte die Altpapierexporte um 22 Prozent auf 333.000 Tonnen.

Dass Altpapier aus Europa in China weniger gefragt wird, dürfte aber nicht nur an der Qualität liegen. Ein wesentlicher Grund wird auch das verlangsamte Wirtschaftswachstum in China sein. Das schwächere Wachstum habe dazu geführt, dass die Produktion in den chinesischen Papierfabriken zurückgegangen ist, bestätigte Baxi. Hinzu komme das gestiegene Sammelaufkommen in der Volksrepublik. Das sei ein weiterer möglicher Grund, dass China weniger in Europa und anderen Ländern einkauft, erklärte der BIR-Vertreter.

Ob sich die Importzahlen hinsichtlich Europa und den USA wieder drehen werden, vermochte auch Baxi nicht vorherzusagen. Die Zeiten seien schwierig, sagte er. Aber das seien sie auch schon früher gewesen. In jedem Fall, so der BIR-Vertreter, werde China auch in Zukunft große Mengen Altpapier importieren. Europa und USA dürften dabei die wesentlichen Lieferanten der Volksrepublik bleiben.

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