E-Schrott in Asien

Chinas Importbeschränkungen bereiten bereits den Schrott- und Altkunststoffhändlern Sorgen. Nun nimmt Peking auch E-Schrott ins Visier. Das könnte vor allem Computer-Schrott betreffen.

China dehnt Importrestriktionen auf E-Schrott aus


China dehnt seine Pläne für rigorose Importbeschränkungen nun auch auf E-Schrott aus. „Als Ergebnis der chinesischen ‚National Sword‘-Initiative wird der Import von Elektro- und Elektronikschrott nie mehr derselbe sein wie in der Vergangenheit.“ Das prognostizierte Steve Wong, Geschäftsführender Vorsitzender des Chinesischen Altkunststoffverbands, beim Meeting der E-Schrott-Sparte des Weltrecyclingverbands BIR Ende Mai in Hongkong.

„In Zukunft wird es sehr schwierig, wenn nicht gar unmöglich sein, kontaminierten E-Schrott zu importieren“, sagte Wong. Richtlinien würden strikt angewendet, und die Flexibilität, die man früher beispielsweise beim Computer-Schrott gezeigt habe, gebe es nicht mehr.

In Hongkong steht unterdessen die Inbetriebnahme einer neuen integrierten Recyclinganlage für E-Schrott kurz bevor. Noch im zweiten Quartal soll die Anlage mit einer Kapazität von 60.000 Tonnen den Betrieb aufnehmen, kündigte Kian Guan Goh vom Anlagenbetreiber, der Chiho-Tiande Group, bei der BIR-Tagung an. In der Anlage würden ausgediente Telekommunikations- und IT-Geräte, kleine Haushaltsgeräte und Geräte der Unterhaltungselektronik verwertet werden.

E-Schrott-Menge in Ost- und Südasien nimmt drastisch zu

In seinem Vortrag drängte Goh die Hongkonger Regierung, sich intensiver mit dem Recycling auseinanderzusetzen. Denn noch immer gibt es keine spezifischen Gesetze zum Umgang mit E-Schrott. Die Regierung setzt lediglich auf eine öffentlich-private Partnerschaft mit Produzenten, um E-Schrott zu recyceln, wie aus einer Studie der Universität der Vereinten Nationen (UNU) hervorgeht.

Dabei fällt in Hongkong immer mehr E-Schrott an, der das ohnehin schon bestehende Entsorgungsproblem noch verschärft. Hongkong ist innerhalb Asiens laut der UNU-Studie Regional E-Waste Monitor: East and Southeast Asia sogar Spitzenreiter bei der Erzeugung von E-Schrott: 21,7 Kilogramm pro Kopf und Jahr fallen dort an.

Aber auch im restlichen Ost- und Südostasien hat die Menge an E-Schrott in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Und zwar um 63 Prozent zwischen 2010 und 2015, wie es im UNU-Bericht heißt. In den betrachteten fünf Jahren seien insgesamt 12,3 Millionen Tonnen E-Schrott angefallen. Das Gewicht entspreche nahezu dem zweieinhalbfachen Gewicht der großen Pyramide in Gizeh.

Meta-Studie zum Aufkommen und Fluss ist in der Mache

Treiber dieses massiven Zuwachses ist China. Allein dort habe das E-Schrott-Aufkommen zwischen 2010 und 2015 um 107 Prozent auf 6,7 Millionen Tonnen zugelegt. Wie die Autoren weiter schreiben, steht China am Übergang zwischen einem informellen Sektor hin zu einer formalen Sammlung und Recycling-Infrastruktur. So gebe es mittlerweile Vorschriften für den Umgang mit Elektro-/Elektronikabfall.

Eine starke Zunahme an E-Schrott wird auch in Indien erwartet. „Bis 2020 wird die E-Schrott-Menge jährlich um durchschnittlich 30 Prozent ansteigen“, erklärte Surendra Patawari Borad vom belgischen Rohstoffhändler Gemini Corporation bei der BIR-Tagung. Im Jahr 2020 werden demzufolge bis zu 5,2 Millionen Tonnen E-Schrott anfallen.

Wie es um die weltweite Entwicklung beim E-Schrott bestellt ist, will das BIR-E-Schrott-Komitee in einer Meta-Studie untersuchen. Die Studie werde eine Bewertung von vorhandenen Datenquellen bezüglich von Re-use und Recycling von Haushaltsgeräten und anderer Geräte enthalten, kündigte das Komitee an. Darüber hinaus soll sie Informationen zu Aufkommen und Handelswegen aufgegliedert nach Ländern und Regionen enthalten. Das E-Schrott-Komitee will die Meta-Studie bereits im Oktober dieses Jahres bei der BIR-Herbsttagung in Delhi präsentieren.

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