Studie zu biogenen Abfällen

In China werden Siedlungsabfälle vorwiegend verbrannt oder deponiert. Doch der hohe Wassergehalt und niedrige Heizwert erschwert die thermische Verwertung. Helfen könnte die Mechanisch-Biologische Abfallbehandlung, meinen Experten.

China: Großer Markt für MBA-Technologien


Die Abfallwirtschaft in China hat in den vergangenen Jahren große Fortschritte gemacht. In den Ballungsräumen werden Wertstoffe wie PPK, Kunststoffe oder Metalle bereits separat erfasst und verwertet. Die Abfallbehandlung der verbleibenden Siedlungsabfälle ist allerdings auf die Deponierung und Verbrennung beschränkt. Damit bleibt das stoffliche und energetische Potenzial der biogenen Abfälle ungenutzt.

Aber nicht nur das. Die biogenen Abfälle enthalten viel Wasser. Der Wassergehalt im Hausmüll kann somit schon mal bis zu 60 Prozent betragen. „Bei der Behandlung in Müllverbrennungsanlagen erschwert der sehr hohe Organik- und damit Wasseranteil die effiziente Verbrennung“, heißt es in einer neuen Studie zur Verwertung von biogenen Fraktionen aus chinesischen Siedlungsabfällen. Eine thermische Behandlung sei nicht ausreichend effektiv.

Hier könnte die Mechanisch-Biologische Abfallbehandlung (MBA) als Ergänzungsbehandlung vor der Verbrennung Abhilfe schaffen. Davon sind die an der Studie beteiligten Wissenschaftler und Experten von der Universität Rostock, der Tongji Universität sowie von German RETech Partnership überzeugt. Denn die Behandlung von gemischtem Abfall in MBA-Technologien vor der Verbrennung erhöhe den Heizwert erheblich und ermögliche die Energierückgewinnung. Ein weiterer Vorteil sei, dass die in der MBA behandelten Abfälle inertisiert sind und in der Deponie kaum Emissionen verursachen. Nicht zuletzt werden auch noch verwertbare Wertstoffe aus dem Abfall gefischt.

Gewisse Übergangszeit für die Marktentwicklung

Folglich spricht einiges dafür, den Einsatz der MBA-Technologien in China auszudehnen. Doch dafür müsste sich zunächst ein entsprechender Markt entwickeln. Bislang ist der Markt für MBA-Output, sprich Ersatzbrennstoffe und Recyclingmaterial, nur eingeschränkt vorhanden, heißt es in der Studie.

Noch besser wäre die Einführung einer getrennten Sammlung von biogenen Abfällen. Hier empfehlen die Autoren der Studie das deutsche Modell. Sie beschreiben ausführlich, wie Erfassung, Sammlung und Transport auf die verschiedenen Bedürfnisse in China zugeschnitten sein könnten. Um die getrennt gesammelten biogenen Abfälle zu recyceln, sind in den Augen der Wissenschaftler sowohl die Kompostierung als auch die Vergärung gleichermaßen geeignet. Daher empfehlen sie auch keine Technologie besonders.

Im Unterschied zum MBA-Output scheint sich der Output von Kompostierungs- und Vergärungsanlagen in China auch gut zu verkaufen. Laut Studie ist ein Markt für hochwertigen Kompost vorhanden. Was jedoch fehlt, sind Richtlinien des Gesetzgebers für die getrennte Sammlung und Behandlung der biogenen Fraktion von Siedlungsabfällen. Viele dieser Grundlagen würden derzeit erst geschaffen.

China treibt Getrenntsammlung voran

Viel Zeit hat China nicht mehr. Der laufende Fünf-Jahres-Plan der Regierung verlangt, dass die Infrastruktur für die gemeinsame Behandlung von Restaurantabfällen und anderen organischen, biologisch abbaubaren Abfällen bis Ende 2020 geschaffen sein muss. Gefordert wird damit die Errichtung einer Gesamtbehandlungskapazität für biogene Abfälle von über 34.000 Tonnen pro Tag.

Bis Ende 2020 müssen zudem die wichtigsten Städte eine effektive Trennung von Siedlungsabfall erreichen. Diese Städte sollten laut Studie eine Trennrate von mehr als 90 Prozent erreichen. Die Recycling- und Verwertungsrate sollte mehr als 35 Prozent betragen.

Hinzu kommt, die nationale Behandlungskapazität für Siedlungabfälle bis 2020 auf knapp 1,105 Millionen Tonnen pro Tag ansteigen muss. Im Jahr 2015 betrug sie 758.300 Tonnen pro Tag. Gleichzeitig muss der Anteil des Siedlungsmülls, der deponiert wird, von 66 Prozent auf 43 Prozent reduziert werden.


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Die Umsetzung dieser Pläne will sich China einiges kosten lassen. Für den Bau von sogenannten gefahrlosen Siedlungsabfallbehandlungsanlagen werden im Fünf-Jahres-Plan etwa 251,84 Milliarden Chinesische Renminbi Yuan (CNY) (32,5642 Milliarden Euro) veranschlagt. Davon entfallen laut Studie etwa 169,93 Milliarden CNY (knapp 22 Milliarden Euro) auf den Bau der Anlagen und 25,78 Milliarden CNY (3,33 Milliarden Euro) auf die Sammlung und den Transport.

18,35 Milliarden CNY (2,37 Milliarden Euro) sollen für Projekte zur Restaurantabfall-Behandlung zur Verfügung stehen. Auf die Behandlung von abgelagerten Abfällen entfallen 24,14 Milliarden CNY (3,12 Milliarden Euro) und 9,41 Milliarden CNY (1,21 Milliarden Euro) auf Pilotprojekte zur Abfalltrennung. Der Bau eines Überwachungssystems soll 4,23 Milliarden CNY (0,547 Milliarden Euro) kosten.

Finanzierung ruht auf Schultern der lokalen Regierungen

Die Investitionen für den Bau von Behandlungsanlagen würden hauptsächlich auf Beiträgen der lokalen Regierung basieren, heißt es in der Studie. Die lokalen Regierungen aller Ebenen sollen die Investitionen erhöhen und einen stabilen Fonds einführen, um die Fertigstellung der geplanten Bauprojekte zu gewährleisten.

„Ferner wird das Tarifsystem für die Siedlungsabfallbehandlung verbessert“, wie die Autoren betonen. Die Abfallbehandlungsgebühren sollten für den Bau und Betrieb von Abfallbehandlungsanlagen verwendet werden. Wenn die Abfallbehandlungsgebühren den normalen Betrieb der Anlagen nicht decken können, sollte die lokale Regierung aktiv Maßnahmen ergreifen, um dies zu kompensieren und den ordnungsgemäßen Betrieb der Anlagen sicherzustellen, schlagen die Autoren vor. Darüber hinaus könnte auch die beschleunigte Anwendung des Public-Private-Partnership-Modells (PPP) im Bereich der Abfallbehandlung als ein Investitionsmechanismus dienen.

Workshop in China

Für investitionsbereite Anlagenbauer und Technikanbieter gibt die Studie auch einen Überblick über die gesetzlichen Regelungen für kommunale Abfälle in China. Hierzu haben die Autoren eine Liste von Gesetzen, Verordnungen und Standards zusammengestellt. Nicht zuletzt wird auch die Organisation, Zuständigkeit und Finanzierung der Abfallwirtschaft in China durchleuchtet.

Diese Studie ist aber nicht nur für den deutschen Leser gedacht. Die Ergebnisse der Studie sollen auch Akteuren in China im Rahmen von Workshops vermittelt werden. Gleichzeitig sollen damit „Lösungen und mögliche Technologien sowie Anbieter bekanntgemacht werden“, wie es in der Studie heißt. Die Ergebnisse der Studie könnten damit eine Grundlage für zukünftige Pilotvorhaben und Abfallverwertungsanlagen sein.


Siedlungsabfall in China: Zahlen und Fakten

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[su_spoiler title=“Mengenaufkommen“] Die Gesamtmenge der gesammelten Siedlungsabfälle in den Städten auf dem Festland betrug im Jahr 2015 über 191 Millionen Tonnen. Nicht mitgerechnet sind die vom informellen Sektor gesammelten Abfälle. Diese machen schätzungsweise 8 bis 10 Prozent der erzeugten Siedlungsabfälle aus.

In den ländlichen Gebieten wurde 2015 eine Menge von insgesamt 66,57 Millionen Tonnen Siedlungsabfall gesammelt. [/su_spoiler]
[su_spoiler title=“Behandlungsanlagen“] • Im Jahr 2015 wurden in China 890 Siedlungsabfallbehandlungsanlagen in Städten und 1.187 in Landkreisen betrieben – als typische Siedlungsabfallbehandlungsanlagen gelten dabei Abfallverbrennungsanlagen und geordnete Deponien.

• Die durchschnittliche Behandlungskapazität der einzelnen Abfallverbrennungsanlagen hat 769 Tonnen pro Tag betragen.

• Landesweit gibt es nur 30 biologische Behandlungsanlage. Die durchschnittliche Behandlungskapazität der einzelnen Anlagen beträgt nur 324 Tonnen pro Tag.

• 2015 gab es noch 67 Städte in China, die keine ordnungsgemäßen Behandlungsanlagen aufgebaut haben.

• In 425 Landkreisen gab es 2015 noch keine „gefahrlosen Behandlungsanlagen“.
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[su_spoiler title=“Behandlungsrate“] • In den Städten betrug die „Behandlungsrate“ der gesammelten festen Abfälle 98 Prozent. Der Anteil der Deponien betrug 64 Prozent, auf Verbrennungsanlagen entfielen 34,8 Prozent. Die sonstige Behandlung (hauptsächlich biologische Behandlung) machte 2 Prozent aus.

• In immerhin 85,7 Prozent der Landkreise werden Siedlungsabfälle „behandelt“. Die Deponierung hat mit 89,4 Prozent den mit Abstand größten Anteil. Auf die Verbrennung entfallen 7,2 Prozent und auf die andere Behandlung 3,4 Prozent.

• Noch schlecht bestellt ist es um die Abfallwirtschaft in dörflichen Regionen und Kleinstädten. Die gefahrlose Behandlungsrate in Kleinstädten beträgt Forschungsergebnissen zufolge weniger als 30 Prozent, und in Dörfern weniger als 10 Prozent. Oft werde nur abgelagert. Standardisierte (geordnete) Deponien, biologische Behandlung und Verbrennung seien sehr selten.
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