Marktbericht für Edelmetalle

Die Platin- und Palladiumpreise gerieten vergangene Woche in einen Abwärtssog. Doch es gibt auch gute Nachrichten: China entwickelt sich zum vielversprechenden Abnehmer für Autokatalysatoren. Der wöchentliche Marktbericht für Edelmetalle.

Chinas Automobilindustrie meldet gute Absatzzahlen


Von Sonia Hellwig und Florian Richard, Heraeus Metals Germany GmbH & Co. KG.

Gold

Eindeutige Impulse blieben im Gold in der vergangenen Woche aus und entsprechend handelte das Metall seitwärts in einer Range von 1.217 bis 1.246 US-Dollar/oz. Der Einfluss geopolitischer Krisen scheint im Vergleich zum Einfluss des makroökonomischen Umfelds auf Gold weiter nachzulassen. Die weiterhin herrschende Ungewissheit um Griechenland und die Schuldenvereinbarung mit der EU scheint Gold nur wenig zu beeindrucken. Auch die ersten positiven Schritte hinsichtlich der schwelenden Krise in der Ukraine sind im Metall nur bedingt von Interesse gewesen. Gold orientiert sich somit weiterhin vor allem am USD und der Finanzpolitik der USA.

Fundamentale Unterstützung erwartet der World Gold Council in diesem Jahr im Zuge von wieder steigender Nachfrage aus Indien und China. Während die physische Nachfrage in 2014 auf ein 5-Jahrestief gefallen ist (3.924 t), rechnet der WGC in 2015 mit einer Trendwende und einem Anstieg auf ca. 4.100 bis 4.200 t. Als starker Treiber wird hier die Schmuckindustrie genannt. Bei einem stärkeren Goldmarkt soll jedoch auch eine Erholung der Investmentnachfrage den Bedarf erhöhen. In 2014 war die globale Nachfrage nach Barren und Münzen im Vorjahresvergleich um 40 Prozent gefallen.

Die Angebotsseite ist insgesamt betrachtet um 2 Prozent auf den Rekordwert von 3.114 t gestiegen, verzeichnet jedoch im Gold Recycling ein 7-Jahrestief. Die deutlich erhöhten Rückströme, die wir seit Jahresanfang verzeichnen konnten, sind wieder etwas zurückgegangen.

Im Zuge von Chinese New Year werden sich die Märkte in Asien diese Woche ruhig verhalten. Wir erwarten eine Fortsetzung der Seitwärtsbewegung in einer Range von 1.220 bis 1.240 US-Dollar/oz.

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Gold: 09.02.-15.02.2015 Dollar/oz Euro/oz Euro/g
Hoch 1.268,80 1.100,19 35,37
Tief 1.216,45 1.069,95 34,40

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SILBER

Silber konnte vergangene Woche bedingt durch einen starken Zuwachs am Freitag ca. 3 Prozent zulegen. Somit befindet sich auch die Gold-Silber-Ratio nach der Outperformance von Silber gegenüber Gold im Januar, seit Anfang Februar in einem Abwärtstrend (aktuell ca. 71).

Auf der Investorenseite sahen wir in Form von leichten ETF-Abflüssen bzw. einer schwachen Nachfrage nach Investmentbarren ein eher ernüchterndes Bild. Demzufolge ist der Preiszuwachs auf Positionierungen an den Future-Börsen zurückzuführen. Unterstützend wirkt nach wie vor die Ankündigung über Staatsanleihenrückkäufe der EZB sowie der Mangel an alternativen Investments.

Wichtige Charttechnische Marken nach oben sind zum Beispiel bei 17,48 US-Dollar/oz und folgend bei 18,48 US-Dollar/oz (Jahreshoch), nach unten bei 16,50 US-Dollar/oz und folgend bei 15,49 US-Dollar/oz (Jahrestief) zu finden. Ausblickend stehen diese Woche folgende Daten im Vordergrund: US-Immobilienmarktdaten (Mittwoch, 14:30 Uhr), US Industriedaten (Mittwoch, 15:15 Uhr) oder Einkaufsmanagerindizes der Eurozone (Freitag: 10:00 Uhr).

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Silber: 09.02.-15.02.2015 Dollar/oz Euro/oz Euro/g
Hoch 17,49 15,33 492,83
Tief 16,58 14,66 471,19

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PLATIN

Platin geriet in der vergangenen Woche in einen Abwärtstrend. Platin eröffnete die vergangene Woche bei 1.216 US-Dollar/oz und schloss zum Ende der Woche bei 1.204 US-Dollar/oz. Von diesem Abwärtstrend haben sich sowohl Platin als auch Palladium heute Morgen wieder etwas erholt und handeln wieder höher.

Dabei spielten in der vergangenen Woche mehrere Einflussfaktoren eine Rolle auf den Edelmetallmärkten: der griechische Schuldenstreit, die Ukrainekrise, der US-Dollar sowie die Aktienmärkte. Auf die Fortschritte im Ukraine-Konflikt reagierten Anleger an den Aktienmärkten mit Erleichterung und ließen u.a. den Dax am Ende der Woche kräftig steigen und sogar die 11.000-Punkte-Marke knacken. Dies wiederum ließ die Opportunitätskosten der Edelmetalle steigen – so auch von Platin.

Parallel bleibt auch der US-Dollar nach wie vor auf einem hohen Niveau zum Euro. Prämien für Platinschwamm sind zurückgegangen. Dies ist auf eine reduzierte industrielle Nachfrage zurückzuführen.

Auf der anderen Seite gibt es mal wieder positive Nachrichten aus der Automobilindustrie. Laut dem China Association of Automobile Manufacturers wurden im Januar erneut 2,04 Millionen Fahrzeuge verkauft, nachdem schon im Dezember ein Rekord mit 2,06 Millionen verkauften Fahrzeugen und einem prozentualen Anstieg um über 10 Prozent im Vorjahresvergleich erreicht wurde. Somit stellt China für Platin und Palladium einen vielversprechenden Abnehmer für Autokatalysatoren dar. Charttechnisch besteht der Widerstand bei 1.212 bis 1.214 US-Dollar. Es bleibt abzuwarten, ob der Preis sich weiterhin der psychologisch wichtigen Marke um die 1.200 US-Dollar nähert. Bei Unterschreiten dieser Marke dürfte die Nachfrage nach Platin als „buying opportunity“ wieder anziehen.

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Platin: 09.02.-15.02.2015 Dollar/oz Euro/oz Euro/g
Hoch 1.236,00 1.090,19 35,05
Tief 1.187,50 1.043,44 33,55

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PALLADIUM

Es war insbesondere die Ukrainekrise, die in der vergangenen Woche in den Fokus der Palladiuminvestoren rückte. Zum Ende der Woche konnte eine Einigung in den Gesprächen über ein Friedensabkommen erzielt werden und Waffenruhe beschlossen werden. Diese Meldung zog den Palladiumpreis nach unten und trübte zumindest kurzfristig die Aussicht auf eine aufwärtsgerichtete Preisentwicklung.

Heute Morgen handelt Palladium jedoch wieder höher bei 789 US-Dollar/oz, so dass abzuwarten bleibt, wie sich Palladium in den kommenden Wochen weiterentwickeln wird. Auch Prämien für Palladiumschwamm sind zurückgegangen, welches auch hier auf eine zurückgegangene industrielle Nachfrage deutet. Charttechnisch sehen wir den Widerstand bei 781 US-Dollar und bei 785 US-Dollar, die Unterstützung bei 761 US-Dollar.

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Palladium: 09.02.-15.02.2015 Dollar/oz Euro/oz Euro/g
Hoch 798,02 700,00 22,51
Tief 762,50 672,00 21,61

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RHODIUM, RUTHENIUM, IRIDIUM

Im Rhodium sind die Erwartungen eines etwas aktiveren Marktes mit höherer Volatilität leider wieder schnell verpufft. Es gab zur Enttäuschung vieler Marktteilnehmer überhaupt keine Fortsetzung der Ende vergangener Woche gestarteten „Mini Rallye“ mit überdurchschnittlich hohen Umsätzen. Verkäufer sitzen immer noch auf größeren verfügbaren Mengen, die sie in die gestiegene Nachfrage hinein verkaufen. Es gibt aus jetziger Sicht immer noch keine Signale für eine größere Preisveränderung in die eine oder andere Richtung. Der Kurs hat sich in der Berichtswoche so gut wie nicht bewegt und handelte in einer sehr wettbewerbsfähigen Bandbreite.

Ruthenium und Iridium haben ihre Seitwärtsbewegung ohne nennenswerte Transaktionen fortgesetzt und handeln eine weitere Woche auf demselben Preis bzw. in derselben Bandbreite der Vorwoche. Die Umsätze haben die Dimension der vergangenen Wochen nicht ganz erreicht.

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09.02.-15.02.2015 Rhodium ($/oz) Iridum ($/oz) Ruhthenium ($/oz)
Hoch 1.155,00 540,00 48,00
Tief 1.225,00 600,00 58,00

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