Altpapierexporte

Seit China kaum noch Mischabfälle ins Land lässt, wissen Altpapierhändler oft nicht wohin mit dem Material. Schätzungen zeigen, dass aber nur ein kleiner Teil des gesammelten Altpapiers von dem Importverbot betroffen ist.

Chinas Einfuhrverbot: Altpapier aus Europa ist kaum betroffen


Chinas Einfuhrverbot für zahlreiche Mischabfälle hat in der Gesamtbetrachtung nur wenig Einfluss auf den europäischen Altpapiermarkt. „Wir schätzen, dass weniger als fünf Prozent des Altpapiers, das in Europa gesammelt wird, direkt von dem Importverbot Chinas betroffen ist“, glaubt der europäische Papierverband CEPI.

Wie groß die erwartete abgelehnte Menge in absoluten Zahlen ist, lässt CEPI offen. Doch legt man die Zahlen des Europäischen Altpapierrats zugrunde, wonach im Jahr 2016 ungefähr 59,5 Millionen Tonnen Altpapier in Europa gesammelt wurden, dann dürften die fünf Prozent etwas über 290.000 Tonnen bedeuten.

China hat in der Vergangenheit jährlich zwischen 8 und 9 Millionen Altpapier aus Europa importiert. Fast doppelt so hoch sind Chinas Altpapierimporte aus den USA (rund 15 Millionen Tonnen). Insgesamt hat die Volksrepublik im Jahr 2016 rund 28,5 Millionen Tonnen Altpapier importiert.


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Gute Sammelqualität

Dass die europäischen Altpapierhändler das Verbot mit geringerer Wucht als beispielsweise die Altkunststoffhändler trifft, liegt laut CEPI auch daran, dass das gesammelte Altpapier überwiegend von guter Qualität sei. Der von China tolerierte maximale Störstoffanteil liegt seit Januar bei 0,5 Prozent. Probleme gebe es vor allem mit Lieferungen aus Ländern, in denen Altpapier nicht getrennt, sondern über Gemischterfassungssysteme gesammelt wird, erklärt CEPI.

Ein Beispiel hierfür sei Großbritannien, wo große Abfallmengen gemischt erfasst werden. Großbritannien ist zudem das Land in Europa, das am meisten Altpapier nach China liefert. Laut dem Recyclingprogramm Wrap waren es 2016 rund 3,9 Millionen Tonnen. Das entspricht 74 Prozent aller Altpapierexporte Großbritannien und etwa die Hälfte der europäischen Exporte.

Folglich ist der Altpapierüberschuss in Großbritannien besonders groß und damit der Preisverfall besonders stark. Auch für CEPI ist somit klar: Die gemischte trockene Sammlung in Europa ist weder zeitgemäß noch zukunftsfähig und sollte daher abgeschafft werden.

Ein anderer Weg, die abgelehnten Mengen so gering wie möglich zu halten, sind laut CEPI europäische Qualitätsstandards. Entsprechend würden die Bemühungen verstärkt, allgemeingültige Standards zu implementieren. Dieser Vorstoß hat allerdings schon in der Vergangenheit für Unruhen gesorgt: Die europäischen Recyclingverbände EuRIC und FEAD haben den von CEPI entwickelten Leitfaden zur Qualitätskontrolle auf Basis der Europäischen Sortenliste EN 643 bereits vor zwei Jahren abgelehnt. Sie wollen lieber auf eine Standardisierung der Qualitätskontrolle durch das Europäische Normierungsinstitut CEN warten.

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