Recycling von Kunststoffen

Mit steigenden Ölpreisen hat auch der chinesische Kunststoffrecyclingmarkt wieder Fahrt aufgenommen. Vor allem hochwertige Altkunststoffe sind offenbar gefragt. Darüber hinaus ist auch die Nachfrage nach LDPE und HDPE hoch.

Chinas Nachfrage nach hochwertigen Altkunststoffen nimmt zu


Der schwächere Euro und günstigere Frachtraten könnten die Altkunststoffexporte aus Europa wieder ankurbeln. Davon geht zumindest der Vorsitzende des BIR-Plastics Committee, Surendra Borad Patawari, aus. Der Vertreter des Weltrecyclingverbands BIR glaubt auch zu wissen, in welche Richtung die Exporte fließen werden – nämlich in Richtung China.

Dort habe der Altkunststoffmarkt eine spürbare Belebung erfahren, wie Steve Wong von der China Scrap Plastics Association beschreibt. Die Belebung sei eingetreten, als sich die Ölnotierungen Ende April wieder erhöhten, schreibt Wong im aktuellen BIR-Marktüberblick. Einkäufer interessieren sich demnach besonders für hochwertige Altkunststoffe wie LDPE-Folien, HDPE-Regranulat zum Extrudieren, TV-Gehäuse und PC-Flaschen.

Da die chinesische Regierung laut Wong die Bauern dazu ermutigt, ihre Ernte mit LDPE-Folien zu schützen, ist auch die Nachfrage nach den Polyolefinabfällen LDPE und HDPE hoch. Mit einem eigenen Programm zum Recycling der Agrarfolien und dem Verbot von zu dünnen Folien hat die Regierung bereits 2013 die Sammlung und Verwertung dieser Kunststoffe in einigen Regionen unter anderem mit Steuererleichterungen unterstützt. LDie Recyclingrate für Agrarfolien sei von 67 Prozent im Jahr 2012 auf 70,7 Prozent in 2013 gestiegen, schreibt Wong.

Allerdings dürften die Exportladungen nach China in den kommenden Monaten stärker inspiziert werden. Laut Wong plant die chinesische Zollbehörde, die Containerlieferungen mit Schrotten und Altkunststoffen genau zu untersuchen. Darüber hinaus sollen die Frachtwege bis zum Endkunden verfolgt und lokale Recyclinganlagen besucht werden. Wie lange die Maßnahmen dauern, sei unklar.

Keine Korrelation mit dem Ölpreis

Auch in Europa stehen die Zeichen an einigen Stellen auf Wachstum. Als Beispiele nennt BIR-Vertreter Patawari die Kapazitätserweiterungspläne von mtm plastics. Der deutsche Hersteller von Re-Polyolefinen plant, die Granulat-Produktion von jährlich 30.000 Tonnen auf 40.000 zu steigern. Darüber hinaus habe das Unternehmen Jaylas in Großbritannien die Recyclingkapazitäten für LDPE um 20.000 Tonnen erweitert. Die Firma QCP in den Niederlanden verfolge gerade ein Projekt, um jährlich 110.000 PP- und PE-Rezyklate jährlich zu produzieren. Zusätzlich sind laut Patawari in Mittel- und Ostereuropa weitere neue Recyclinganlagen geplant.

Nach Einschätzung von Patawari hat in Europa das Auf- und Ab der Ölpreise keinen erkennbaren Einfluss auf die Preise von Altkunststoffen gehabt. Zwar sind die LDPE-Preise Anfang des Jahres mit dem Ölpreis zunächst von 520 auf 410 Euro pro Tonne gefallen und einem kleinen Ölpreis-Hoch Ende Februar gefolgt. Doch als die Notierungen für Öl mit März erneut rückläufig waren, zogen die Preise für Alt-HDPE sogar an: mit 560 Euro pro Tonne lagen sie noch über dem Wert vor dem ersten Ölpreistief, schreibt der Experte im BIR-Marktbericht.

Die Ursachen für die entgegengesetzte Preisentwicklung sieht Patawari unter anderem darin, dass die Notierungen auch von politischen Rahmenbedingungen und der Qualität der Altkunststoffe beeinflusst werden. Außerdem sei der Markt für Altkunststoffe nach wie vor sehr klein. Letztlich sei auch zu berücksichtigen, dass einige Kunststoffe auf Erdgas basieren anstatt auf Erdöl.

© 320°/ek | 02.06.2015

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