Batterien für E-Autos

Der Markt für E-Autos wächst rasant, entsprechend groß ist der Bedarf an Batterien. Der chinesische CATL-Konzern errichtet nun eine Batteriezellen-Fabrik in Thüringen. Der erste Automobilbauer hat bereits einen Milliardenauftrag an CATL vergeben.

Chinesen bauen Batteriezellen-Fabrik in Thüringen


In Thüringen wird eine der größten Batteriezellen-Fabriken für Elektroautos in Europa gebaut. Der Vertrag für das Großprojekt des chinesischen Herstellers CATL (Contemporary Amperex Technology Ltd.) wurde am Montag am Rande der deutsch-chinesischen Regierungskonsultationen in Berlin unterzeichnet. Als erster Kunde des neuen Werkes bei Erfurt vergab der Autobauer BMW am selben Tag einen Milliarden-Auftrag an die Chinesen. Die Hoffnung ist, dass andere deutsche Autokonzerne folgen werden.

CATL will bis 2022 rund 240 Millionen Euro in das Werk im Industriegebiet „Erfurter Kreuz“ investieren und dort 600 neue Arbeitsplätze schaffen. Langfristig könnten nach dpa-Informationen bis zu 1.000 Arbeitsplätze entstehen.

Die Investitionssumme werde sich nach 2022 sicherlich noch erhöhen, sagte CATL-Vorstandschef Robin Zeng in Berlin. Das lasse sich heute aber noch nicht beziffern. „Die Investition in Thüringen ist nur der erste Schritt“, betonte er. CATL wolle allen Autoherstellern in Europa seine Lithium-Ionen-Batterien anbieten und zudem Energiespeicher für Strom aus regenerativen Quellen liefern.


lithium-ionen-batterien---installierte-produktionskapazitaet-nach-herstellern-2017


In der Fabrik sollen automatisiert Batterien hergestellt werden. Die Kapazität wird den Angaben zufolge bei 14 Gigawattstunden liegen. Geplant wird das Werk als eigenständige Firma mit Produktion, Forschung und Entwicklung sowie Logistik. Der größte chinesische Hersteller CATL wurde erst 2011 gegründet. Er ist seit diesem Jahr an der Börse und unterhält auch eine Niederlassung in München.

„Durch die Etablierung der modernsten Technologie für Lithium-Ionen-Batterien in Deutschland und die Liefermöglichkeiten vor Ort sind wir näher am Kunden und können dadurch kundenspezifische Lösungen anbieten und noch schneller auf Kundenwünsche reagieren“, sagte Zeng. Autoherstellern wie BMW, Daimler und VW könnten vor Ort hergestellte Lösungen angeboten werden. Zudem könne CATL europäische Kenntnisse bei der Herstellung einbeziehen. Asiatische Konzerne sind bei der Batteriezellen-Fertigung führend.

BMW will bei CATL Batteriezellen im Wert von vier Milliarden Euro kaufen. Ab dem 2021 sollen aus der geplanten CATL-Fabrik in Erfurt Zellen im Wert von 1,5 Milliarden kommen, sagte BMW-Einkaufsvorstand Markus Duesmann in München. Von Erfurt würden die Zellen dann ins 400 Kilometer entfernte BMW-Werk Dingolfing gefahren, wo sie zu Modulen für den vollelektrischen BMW i-next zusammengebaut würden. Zellen für weitere 2,5 Milliarden Euro kauft BMW bei CATL in China.

BMW sei Erstkunde des CATL-Werks bei Erfurt. Weil größere Produktionsmengen die Kosten pro Stück senken, wäre es „nicht schlecht, wenn auch Daimler in Erfurt kauft“, sagte Duesmann. BMW habe eine Zellenfabrik näher bei den deutschen Werken haben wollen.

Mit Subventionen, „politischem Goodwill“ und halbwegs günstigen Lohnkosten klappe das. BMW habe sich auch an der Ausstattung des CATL-Werks beteiligt.


ranking-weltweit-groessten-hersteller-von-elektroautos-nach-absatz-2017


Thüringens Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) bezeichnete das Bauvorhaben als „Megainvestition, deren Bedeutung man gar nicht überschätzen kann“. Sie könne dazu beitragen, der Elektromobilität in Deutschland zum Durchbruch zu verhelfen. Häufig werde China nachgesagt, Wissen aus dem Westen abzuziehen. Bei dieser Investition sei es umgekehrt, CATL komme mit seinem Know-how nach Thüringen.

An dem Standort werde auch an neuen Batterietechniken geforscht, ergänzte Tiefensee. Die zentrale Lage in Europa, die Infrastruktur, die verfügbaren hochqualifizierten Mitarbeiter und das schnelle Handeln der Landesentwicklungsgesellschaft hätten den Ausschlag für Thüringen gegeben. CATL erhalte eine Förderung von 7,5 Millionen Euro nach den EU-Regeln zur regionalen Wirtschaftsförderung.

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) sprach von einem wichtigen Tag für Thüringen. Diese Technologie werde von deutschen Anbietern bisher nicht angeboten, so dass die deutsche Autobranche auch chinesische Produkte kaufen dürfte. „Wenn wir es selber könnten, wäre ich auch nicht traurig“, sagte Merkel. Wenn der chinesische Investor nach Europa komme, sei es aber gut, wenn dies in Deutschland stattfinde.

Bislang kaufen VW, Daimler und BMW ihre Zellen in Asien und bauen diese dann selbst zu großen Akkus für ihre Elektroautos zusammen. Wegen der mutmaßlich stark wachsenden Zahl von Elektroautos in Europa dürfte in den kommenden Jahren auch die Nachfrage nach Batterien sowie Batteriezellen stark steigen. Bundesregierung und Gewerkschaften befürchten eine zu starke Abhängigkeit von asiatischen Zulieferern und dringen seit längerem auf eine nationale oder zumindest europäische Lösung.

Die Unternehmensberatung PwC sieht jedoch für deutsche Autobauer keine Notwendigkeit, heute selbst Batteriezellen für Elektrofahrzeuge zu bauen. „Aktuell gibt es genug Wettbewerb, und alle Autohersteller kaufen ihre Zellen bei mehreren Herstellern ein, damit kein Monopol entsteht“, sagte PwC-Autoexperte Jörn Neuhausen der Deutschen Presseagentur. Auch Batterieexperte Kai-Christian Möller von der Fraunhofer-Gesellschaft sagt: „Jeder Autobauer hat mehrere Lieferanten. Korea und Japan sind sehr stabil, da sind wahrscheinlich keine Lieferengpässe, keine Zollschranken zu befürchten.“
© 320°/dpa | 10.07.2018

Mehr zum Thema
Wird die Energie- und Antriebswende ausgebremst?
Was bislang zum EU-Batteriepass bekannt ist
Alternative Papiersorten: Wie gut sind die Top Ten wirklich?
Der längste Streik in der Geschichte der IG Metall
Dopper führt digitalen Produktpass ein
Rohstoffimporte: „Höchste Zeit für einen Kurswechsel“
Gute Nachfrage lässt Altpapierpreise steigen
Recyceltes Graphit so gut wie neues
Deutsche Industrie weiter im Plus
„Wir bieten moderne Büroräume und günstige grüne Energie“