Interview mit Dieter Uffmann

Der Altholzmarkt ist derzeit in guter Verfassung. Im Interview erklärt BAV-Vorsitzender Dieter Uffmann, wie sich die Marktlage auf Aufbereiter und Kraftwerks-Betreiber auswirkt und welche Effekte er von der Gewerbeabfall-Verordnung erwartet.

„Da müssten die Altholz-Preise schon noch zulegen“


Dieter Uffmann ist seit April 2016 Vorsitzender des Bundesverbands der Altholzaufbereiter und –verwerter (BAV). Der Altholzverband zählt inzwischen 81 Mitglieder, allein im vergangenen Jahr kamen 16 hinzu. Für die meisten BAV-Mitgliedsfirmen stellt sich der Altholzmarkt aktuell gut dar – sowohl das Aufkommen als auch die Verwertungspreise sind vergleichsweise hoch.

Auf den Kraftwerksbetreibern lasten jedoch die Auswirkungen der wegfallenden EEG-Förderung ab 2020. Der BAV hatte in der Vergangenheit mehrfach gewarnt, dass viele Millionen Tonnen Behandlungskapazität auf der Kippe stehen und sich ein Entsorgungsnotstand anbahnen könnte. Insgesamt beläuft sich das Altholz-Aufkommen in Deutschland auf rund 8,5 Millionen Tonnen pro Jahr. Hiervon werden in den rund 80 Altholz-Kraftwerken derzeit 6,5 Millionen Tonnen pro Jahr verwertet. Das sind fast 80 Prozent des jährlichen Altholzaufkommens. Altholzkraftwerke, betont der BAV, leisten somit einen entscheidenden Beitrag zur Entsorgungssicherheit in Deutschland.

Herr Uffmann, der Altholz-Markt präsentiert sich aktuell in guter Verfassung. Wer profitiert derzeit mehr: die Aufbereiter oder die Kraftwerksbetreiber?

BAV
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Das kann man eigentlich nicht sagen. Alle im Markt tätigen Interessensgruppen profitieren von der aktuellen Marktlage. Beide Verwertungsschienen laufen derzeit gut. Sowohl die stofflichen als auch die thermischen Verwerter profitieren von der guten Konjunktur und dem damit verbundenen Mengenaufkommen. Und wenn es den Verwertern gut geht, geht es auch den Aufbereitern gut. Ich denke, dass alle Seiten mit der aktuellen Marktlage zufrieden sein können.

Das heißt, dass das Überangebot am Altholzmarkt unverändert fortbesteht?

Nein, interessanterweise nicht. Von einem Überangebot kann man in der Zwischenzeit nicht mehr sprechen. Es scheint eher so, als ob Angebot und Nachfrage am Altholzmarkt ziemlich ausgeglichen sind.

Wo sind die überschüssigen Mengen gelandet? Im Ausland?

So ganz genau wissen wir das nicht. Das wird erst die Auswertung der Marktdaten in den kommenden Monaten zeigen. Bislang können wir nur feststellen, dass das Überschussangebot weitgehend abgeschmolzen ist.

An den hohen Entsorgungspreisen für Altholz hat sich aber wenig geändert?

Die Preise sind weitgehend stabil, das stimmt. Das gilt für die Aufbereiter und die Kraftwerksbetreiber gleichermaßen.

Der BAV hat in den vergangenen Monaten mehrfach gewarnt, dass mit dem Auslaufen der EEG-Förderung einige Altholz-Kraftwerke aus dem Markt ausscheiden könnten. Angenommen, das aktuelle Preisniveau würde stabil bleiben. Könnten dann die betroffenen Kraftwerke auch ohne EEG-Förderung wirtschaftlich betrieben werden?

Nein, das würde leider noch nicht reichen. Da müssten die Altholz-Preise schon noch einiges zulegen.

Wie hoch müsste der Entsorgungspreis sein, damit er auskömmlich wäre?

Der Kraftwerksbetreiber bräuchte mindestens einen Preis von 35 Euro pro Tonne für Werke mit Wärmeabsatz. Für Werke ohne Wärmeabsatz müsste der Preis vermutlich bei ungefähr 50 Euro pro Tonne liegen.

Wie hoch ist der Preis für die thermische Verwertung aktuell?

Derzeit liegt der Preis im Durchschnitt bei etwa 10 Euro je Tonne.

Möglicherweise ist ja noch Luft nach oben. Die Konjunkturprognosen sind günstig, hinzu kommt die Gewerbeabfallverordnung, die eine stärke Sortierung verlangt. Das Angebot an Altholz dürfte also weiter steigen, möglicherweise drängen auch noch Mengen aus dem benachbarten europäischen Ausland auf den deutschen Markt. Alles könnte also auf steigende Entsorgungspreise hinauslaufen. Sehen Sie das genauso?

Ja, das wäre durchaus möglich. Die Marktumstände deuten in der Tat auf weiter steigende Preise. Ob es aber tatsächlich so kommen wird und wenn ja, in welchem Umfang, weiß natürlich niemand.

Was ganz sicher kommen wird, ist die neue Gewerbeabfall-Verordnung. Wie wird die Novelle den Altholzmarkt beeinflussen?

Ganz sicher wird es Effekte geben. Zum einen wird das zusätzlich auf uns zukommende Altholzaufkommen durch die Pflicht zur Getrennthaltung qualitativ besser und ermöglicht damit eine höhere Quote für stoffliches Recycling. Wir gehen zum anderen davon aus, dass die Menge nochmals steigen wird.

Wie hoch ist die Menge, die Sie aus der Umsetzung der neuen Gewerbeabfallverordnung erwarten?

Wir rechnen mit einer Größenordnung von 500.00 bis einer Million Tonnen zusätzlich.

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