Recyclingversuche bei VW

Wie gestaltet sich die Autoverwertung in zehn Jahren? Und wie recyclingfähig sind die verwendeten Materialien? Der Automobilhersteller VW hat das Fahrzeugrecycling in der Zukunft simuliert - und interessante Erkenntnisse gewonnen. [ Video ]

Das Altfahrzeug der Zukunft


Bei VW kann es vorkommen, dass auch relativ neue Fahrzeuge verschrottet werden. „Wir simulieren damit, wie das Fahrzeugrecycling in 10 bis 15 Jahren aussehen wird“, erklärte Dieter Schmid, Referent für Fahrzeugrecycling bei VW, beim bvse-Schrottforum in Wolfsburg. Eben diese Erkenntnisse versprach sich VW auch von einem Verwertungsversuch, den der Konzern mit 106 Versuchsfahrzeugen durchgeführt hat.

Verwertet wurden dabei Fahrzeuge aus allen Klassen, vor allem aber Fahrzeuge aus der Golf-Klasse. Die Versuchsfahrzeuge hatten das mittlere Baujahr 2010. Damit sollte das Altfahrzeug des Jahres 2024 simuliert werden.

Gezeigt hat der Verwertungsversuch unter anderem, dass die Fahrzeuge bei ihrer Verwertung im Jahr 2024 auf hohe Recyclingquoten kommen (siehe nachstehendes Video). Darüber hinaus habe sich bestätigt, dass die zunehmende Verwendung von hochfesten Stählen das Recycling nicht erschwere, erklärte Schmid. Im Vergleich zum Jahr 2000 habe der Einsatz von Mangan zwar um 0,5 Kilogramm pro Fahrzeug zugenommen. Doch der Shredderschrott von neuen Fahrzeugen lasse sich genauso gut in Stahlwerken verwerten wie der von alten Fahrzeugen.

60 verschiedene Bauteile

Eine weitere Erkenntnis brachte der Versuch mit Blick auf Überlegungen, elektronische Bausteile vor dem Großshredder zu demontieren und separat zu verwerten. Im aktuellen Golf 7 gibt es 60 verschiedene Bauteile. Würde man all diese Komponenten vor dem Großshredder ausbauen, käme man auf eine Demontagezeit von etwa 5 Stunden, erläuterte Schmid das Ergebnis des Verwertungsversuchs. Das Gewicht der bestückten Leiterplatten betrage 2,4 Kilogramm.

Ob sich der Zeitaufwand lohne, könnten Recycler am besten beantworten, merkte Schmid an. Für Edelmetallkontakte hätte die Vorab-Demontage Vorteile, da sich diese mit einem Kleinshredder besser separieren ließen. Doch mit Blick auf den Goldgehalt kommen Zweifel auf, ob sich das Recycling von Gold lohnt, wie auch Schmid im Video erläutert:


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Wie Schmid weiter ausführte, zeigt die Auswertung der Werkstoffanteile, dass der Golf seit dem ersten Modell im Jahr 1974 einen weitgehend konstanten Metallanteil von rund 75 Prozent aufweist. So liegt der Anteil von Stahl- und Eisenwerkstoffen in neuen Fahrzeugen bei 62,9 Prozent. Hinzu kommen 8,2 Prozent Leichtmetalle und 2,6 Prozent Buntmetalle.

Vor allem der Kupferanteil habe aufgrund des stärkeren Einsatzes von Elektronik über die Jahre hinweg zugenommen, erklärte Schmid, ebenso wie der Anteil der Leichtmetalle wie etwa Aluminium. Der Anteil der Polymere liegt bei 19,5 Prozent.

Die Bedeutung von Carbonfaserverstärkten Kunststoffen (CFK) für den Karosseriebau hingegen wird überschätzt. So werde beispielsweise im Golf kein CFK verwendet, erklärte Schmid. Bei VW werde auch die kommende Generation von Elektrofahrzeugen keine CFK-Karosserie haben, betonte der VW-Vertreter. Das habe einfache Kostengründe. Für einen Serienhersteller sei CFK ausgesprochen teuer. Auch BMW zeige keine Bestrebungen, den CFK-Anteil auszuweiten.

Nach Angaben des europäischen Automobilverbands ACEA liegt der durchschnittliche CFK-Anteil für alle Fahrzeuge bei 80 Gramm. Das sei deutlich weniger als eine Tafel Schokolade, betonte Schmid. Auch im Jahr 2030 werde der Anteil noch deutlich unter 100 Gramm liegen, ist er überzeugt.


Werkstoffe im Golf 7:

werkstoff-zusammensetzung-vw-golf-7

Quelle: VW

Laut Schmid ändert sich an der Materialzusammensetzung nur wenig, wenn man ein Elektrofahrzeug zugrunde legt. Die Anteile der Werkstoffe blieben weitgehend gleich, da lediglich die Antriebsmaschine ausgebaut wird.

Der VW-Vertreter räumte allerdings ein, dass das Recycling von Traktionsbatterien noch Optimierungspotenzial habe. Derzeit werde das Lithium noch nicht rausgeholt, weil es aufgrund der kleinen Mengen, die in einer Batterie enthalten sind, nicht wirtschaftlich sei. Hinzu komme, dass bislang nur eine kleine Anzahl von Traktionsbatterien für das Recycling anfiele.

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