Batterien im Restmüll

Wissenschaftler haben die Brandursachen in Abfallbehandlungsanlagen untersucht. Das Ergebnis: Die meisten Brände entstehen, weil Lithium-Ionen-Batterien in den Restmüll geschmissen werden. Die Forscher fordern wirksame Gegenmaßnahmen - bevor immer mehr Anlagen in Flammen aufgehen.

„Das kann so nicht weitergehen“


Falsch entsorgte Lithium-Batterien sind die Hauptursache von zahlreichen Bränden in Abfallbehandlungsanlagen. Das bestätigen Daten aus dem Forschungsprojekt der Montanuniversität Leoben BatSAFE. Demnach landen allein in Österreich rund 700.000 Lithium-Batterien im Restmüll, statt in den dafür vorgesehenen Sammelstellen. Bis zum Jahr 2025 könnte ihre Zahl auf bis zu drei Millionen steigen – und somit für noch mehr Brände sorgen.

Die Ergebnisse des Forschungsprojekts wurden an diesem Mittwoch (7. November) bei der Recyclingkonferenz DepoTech in Leoben präsentiert. „Wir forschen seit Jahren an den Brandursachen in der Abfallwirtschaft und sind zu einem eindeutigen Schluss gekommen: Lithium-Batterien im Restmüll sind die Hauptursache dieser gefährlichen Brände“, sagte Professor Roland Pomberger, Leiter des Projekts BatSAFE.

Die Wissenschaftler fordern daher wirksame Gegenmaßnahmen, um das Problem einzudämmen – insbesondere eine Änderung der gesetzlichen Rahmenbedingungen. „Eine Sammelquote von 80, 90 Prozent könnte das Problem relativ leicht aus der Welt schaffen“, ist Pomberger überzeugt. Allerdings ist auch er skeptisch, ob eine solche Quotensteigerung tatsächlich erreichbar ist.

Hoher Schaden

Derzeit liegt die gesetzlich vorgeschriebene Quote nur bei 45 Prozent. Dass die Quote erhöht werden sollte, fordert auch Hans Roth, Präsident des Verbands Österreichischer Entsorgungsbetriebe (VOEB). „Lithium-Batterien dürfen nicht in den Restmüll. Das muss jeder wissen, der Produkte mit Lithium-Batterien nützt. Sonst wird es jedes Jahr mehr Brände geben.

Dabei geht es nicht nur um den finanziellen Schaden. „Für unsere Mitgliedsbetriebe sind die Brände abseits von einem finanziellen Desaster auch ein enormes Sicherheitsthema, denn dort arbeiten Menschen, die sich täglich einer großen Gefahr aussetzen“, betont Roth. „Das kann so nicht weitergehen.“

Wie das Forschungsprojekt BatSAFE zeigt, verursachen die im Restmüll entsorgten Lithium-Batterien in Sortieranlagen bis zu 70 potenzielle Brandunfälle pro Jahr. „Unsere Betriebe sind die Leidtragenden einer Entwicklung, für die wir nicht verantwortlich sind. Vielmehr investieren wir seit Jahren in Recycling und bemühen uns, die Ressourcenwirtschaft zu fördern. Aber Lithium-Batterien im Restmüll führen zu Schäden in Millionen Höhe, abgebrannte Betriebe müssen ganz von vorne anfangen“, so Roth.

Pfand als letzter Ausweg

Konkret geht es um einen Schaden von über 100 Millionen Euro, die Brandschäden bei den Abfallentsorgern in den letzten Jahren verursacht haben. Diese Investitionen, aber auch weitere Vorsorgemaßnahmen führen zu Kostenerhöhungen von rund einem Viertel zu den heutigen Preisen. „Wir müssen die Sicherheit von unseren Mitarbeitern gewährleisten und den wirtschaftlichen Schaden von Bränden minimieren, aber das geht nicht ohne die dafür notwendigen strukturellen Rahmenbedingungen“, so der VOEB.

Ergänzend zu einer höheren Quote müssten die Hersteller daran arbeiten, Lithium-Batterien sicherer zu machen. Ansonsten sollte ein Verkaufsverbot drohen, meint der Entsorgerverband. Nicht wünschenswert, aber womöglich der letzte Ausweg wäre eine Pfandlösung. Als ersten Schritt sollten aber Konsumenten umfassend informiert werden, wo überall Lithium-Batterien sind und wie sie korrekt entsorgt werden.

 

© 320° | 07.11.2018

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