Studie

Müllverbrennungsanlagen müssen die Kreislaufwirtschaft nicht fürchten, heißt es in einer neuen Studie. Auch dann nicht, wenn die Kreislaufwirtschaft weitere Fortschritte machen sollte. Bislang jedoch halten sich die Erfolge der Circular Economy in Grenzen.

„Das Maß der Zirkularität ist ernüchternd“


Die thermische Abfallbehandlung wird langfristig ein wichtiger Baustein der Abfallwirtschaft bleiben. Daran dürfte auch die Weiterentwicklung der Kreislaufwirtschaft nichts ändern. Denn selbst wenn die zirkuläre Wirtschaft in Zukunft vollständig umgesetzt sein sollte, werde es Stoffe geben, die am Ende des Produktlebenszyklus eine Schadstoffquelle darstellen und dementsprechend behandelt werden müssten, heißt es in einer neuen Studie.

Die Untersuchung trägt den Titel „Zur Rolle der thermischen Abfallbehandlung in der Circular Economy“ und wurde vom Fraunhofer-Institut Umsicht erstellt. Auftraggeber war die AGR Abfallentsorgungs-Gesellschaft Ruhrgebiet, die die Müllverbrennungsanlage RZR Herten betreibt.

„Die thermische Abfallbehandlung stellt nach heutigen Maßstäben eine unverzichtbare Schadstoffsenke dar“, heißt es in der Studie. Darüber hinaus ergänze sie bestehende Abfallbehandlungsverfahren. Denn in der MVA werde jenes Material thermisch verwertet, das sich stofflich nicht mehr verwerten lässt, unter anderem Gewerbeabfälle und Sortierreste von Sortieranlagen für Leichtverpackungen.

„Noch weit von Umsetzung entfernt“

In der Müllverbrennungsanlage RZR Herten, die in der Studie als Beispiel herangezogen wird, setzen sich Gewerbeabfälle zu knapp der Hälfte aus Abfällen aus der mechanischen Behandlung zusammen. Weitere 17 Prozent entfallen auf gemischte Bau- und Abbruchabfälle. Gemischte Verpackungen machen 11 Prozent und gemischte Siedlungsabfälle 7 Prozent aus. Laut AGR ist diese Zusammensetzung der angenommenen Gewerbeabfälle auch auf andere MVA in Deutschland übertragbar.


Gewerbeabfälle in MVA

Quelle: Studie „Zur Rolle der thermischen Abfallbehandlung in der Circular Economy“

Auch bei Kunststoffen ist der Anteil der thermischen Verwertung relativ hoch. Im Jahr 2015 sind bundesweit nach Angaben der Beratungsfirma Consultic mehr als die Hälfte der erfassten 5,92 Millionen Tonnen Kunststoffabfälle in MVA und Mitverbrennungsanlagen thermisch verwertet worden. Die in den hausmüllähnlichen Gewerbeabfällen sowie auch die im Restmüll von Haushalten erfassten Kunststoffe gehen zu 98 Prozent in die Müllverbrennung. Die rund 1,15 Millionen Tonnen Kunststoffabfälle, die private Entsorger über die Gewerbeabfälle sammeln, gehen zu 72 Prozent in die Verbrennung.

Folglich überrascht es auch nicht, dass die Realisierung einer zirkulären Wirtschaft noch einen langen Weg vor sich hat. „Das Maß der Zirkularität in der EU und auch weltweit ist ernüchternd“, heißt es in der Studie. Bezogen auf die gesamte globale Materialmenge betrage der Recyclinganteil weltweit rund 6,5 Prozent. Die EU-27 kommt zwar auf einen Recyclinganteil von 13 Prozent, doch auch diese Quote ist relativ niedrig.

Auch der selbsternannte Recyclingweltmeister Deutschland kommt mit überschlagsmäßig 17 Prozent nur schleppend voran auf dem Weg in eine echte Kreislaufwirtschaft. Insbesondere im Bereich der Gewerbeabfallströme sei eine zirkuläre Wirtschaft noch weit von einer Umsetzung entfernt, heißt es in der Studie.

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